Melismatisch. (Musik) Bedeutet eigentlich das, was zur Ausziehrung des Gesangs gehört, besonders die Verziehrungen, welche den Namen der Manieren durch Diminutionen bekommen haben, da ein Ton in viele kleinere oder schnellere eingeteilt wird, die zusammen die Dauer des Haupttons haben, aber eine angenehme Wendung machen. Dieses sind also melismatische Ausziehrungen.
In besonderem Sinne nennt man gewisse sehr einfache und leicht zu fassende Melodien, die jedermann gleich behält und nachsingen kann und die sich zu Gassenliedern schicken, melismatische Gesänge. Man hat dergleichen italienischen Lieder, besonders solche, die aus Venedig kommen und von den dortigen Gondolierrudern gesungen werden, die sehr angenehm sind. Man sagt, dass auch große Tonsetzer bisweilen in ernsthaften Opern dem gemeinen Volk in Italien zu gefallen, Arien in dieser melismatischen Schreibart setzen.
