Miniatur. (Malerei) Ist eine besondere Art Malerei mit Wasserfarben, die nur zu ganz kleinen Gemälden gebraucht wird. Man arbeitet dabei zwahr mit dem Pensel, aber nicht durch Striche, sondern blos durch Punkte. Also besteht das ganze Gemälde aus feinen an einandergesetzten Punkten. Einige Miniaturmaler machen runde, andere längliche Punkte: auch findet man eine besondere Miniaturart, durch sehr kurze und feine Striche. Das Gemälde wird auf weißen Grund, starkes Papier, Pergament, Elfenbein oder auf Schmelzgrund gearbeitet, da das Weiße des Grundes zu den höchsten Lichtern gespahrt wird. Elfenbein ist aber ein schlechter Grund, weil es mit der Zeit gelb wird.
Bisweilen wird das Gemälde, besonders das Portrait, nur halb in Miniaturart gemacht; nämlich das Gesicht und was sonst an dem Bilde nakend ist, wird punktirt, das übrige, Gewand und Nebensachen, wird nach der gemeinen Art durch Penselstriche und Vertreibung der Farben in einander, gearbeitet. Man hat dergleichen von Corregio, von dem zwei sehr schöne Stücke in dem Kabinet des Königs von Frankreich sind. In der Miniatur selbst wird nichts vertrieben, sondern jeder Punkt behält die Farbe, wie sie auf der Palette war. Ob aber gleich die Farben nicht in einander fließen, so tun sie doch nebeneinandergesetzt, wenn der Miniaturmaler recht geschickt ist, eben die Wirkung als wenn sie in einander geflossen wären. Doch ist es seltener eine Miniatur von vollkommener Harmonie zu sehen als ein anderes Gemälde. In Portraiten sind doch die Farben allgemein zu schön als dass sie das wahre Kolorit der Natur darstellten. Für Blumen schicken sie sich am besten.
Diese Malerei dient nur für sehr kleine Gemälde, die allemal unter Glas müssen gesetzt werden: sie erfordert ungemein viel Geduld und große Behutsamkeit, weil nichts kann übermahlt werden. Allgemein lassen sie mehr die Geduld und den Fleis des Künstlers als sein Genie bewundern. Doch sieht man auch bisweilen Miniaturen von großer Schönheit, ungemein guter Haltung und Harmonie: aber sie sind selten. Indessen ist die Miniatur deswegen schätzbar, weil ganz kleine Gemälde in Ringe, Uhren und anderes Geschmeide, nicht anders können gearbeitet werden.
Ich besinne mich bei irgend einem alten Schriftsteller die Beschreibung eines Gemäldes gelesen zu haben, bei welcher mir einfiel, es müsste in Miniatur gearbeitet gewesen sein. In den mittlern Zeiten, da die schönen Künste meist im Staub, lagen, mag die Miniatur am meisten geblüht haben. Die Reichen ließen in ihren Kirchenbüchern um die Anfangsbuchstaben kleine Gemälde machen und diese Art der Pracht war ihnen damals so gewöhnlich als gegenwärtig irgend eine andere es ist. In dem Kabinet des Herzogs von Parma soll ein Mißale dieser Art von ausnehmender Schönheit sein, von Dom Jul. Clovio bemahlt. Dieser Clovio ist einer der berühmtesten Miniaturmaler gewesen. Seine vornehmsten Werke sind nebst denen von Fra Giov. Batt. del Monte sinario vornehmlich in der florentinischen Galerie zu sehen.