Malerei - Behandlungsarten der Sujets
Dieses sind also die Talente und Künste, wodurch das Gemälde zu einem vielwirkenden Werk des Geschmacks gemacht wird. Nun bleibt uns zur vollständigen Beschreibung dieser schönen Kunst noch übrig anzuzeigen, auf wie vielerlei Art der Maler den gewählten Gegenstand vermittelst der vier beschriebenen Arbeiten im Gemälde zur Wirklichkeit bringt. Denn es ist auf gar vielerlei Weise möglich denselben Gegenstand gut zu malen.
Gegenwärtig wird das Malen mit Ölfarben, das den Alten unbekannt war, für die vornehmste gehalten; wir haben ihr Verfahren besonders beschrieben [s. Ölfarbmaler]. Nach diesem kommen die verschiedenen Arten mit Wasserfarben zu malen, vornehmlich in Betrachtung [s. Wasserfarben], mit denen man entweder auf frischen Mörtel, womit die Mauern bekleidet werden [s. Fresko], oder auf trockene Mauern; auf Holz, Leinwand, Papier oder anderen Grund malet. Eine besondere Art ganz kleine Gemälde mit Wasserfarben zu malen, wird Miniatur genannt. Eine dritte Art ist die den Alten gebräuchliche und vor kurzem wieder neu erfundene Art, der man den Namen der Enkaustischen Malerei gegeben [s. Enkaustisch]. Die vierte bedient sich trockener Farben und ist unter dem Namen Pastel [s. Pastel] bekannt. Die fünfte braucht Farben von feinem zerriebenem Glas, auf einem im Feuer dauerhaften Grunde; wenn das Gemälde fertig ist, so wird es im Feuer auf dem Grund eingebrannt. Dies ist die Schmelzmalerei,25 oder das Emaillieren. Die sechste Art ist das Mosaische oder Musaische [s. Mosaisch], nach welcher durch Nebeneinandersetzung unzähliger kleiner Stücke vom gefärbtem Glas, das Gemälde herausgebracht wird. Vor einigen Jahrhunderten war die Glasmalerei, die auf die Fenster, vornehmlich der Kirchen angebracht wurde, sehr gewöhnlich, ist aber gegenwärtig beinahe völlig abgekommen. Zu allen diesen Arten kann man die hinzusetzen, da vermittelst gefärbter Wolle oder Seide, Gemälde auf Tapeten oder andere Gewandstoffen eingestickt oder eingewirkt werden, worunter die so genannten Challiots, wo das Gemälde in eine Art Sammet eingewirkt ist, wie auch die so genannten Haute- und Basse-Lisses die Merkwürdigsten sind. Diese so vielfältigen Arten zu malen beweisen, wie herrschend der Geschmack an der Malerei zu allen Zeiten gewesen, da man so mannigfaltige Mittel ausgedacht hat, sie auf alle mögliche Weise überall anzubringen.