Massen. (Malerei) Was man im Gemälde in Absicht auf die Anordnung der Figuren Gruppen nennt,1 heißt in Ansehung der Austeilung des Lichts und Schattens, des Hellen und Dunkeln, Masse. Wenig und große Massen im Gemälde, will sagen, man müsse das Helle und das Dunkele nicht in kleinen zerstreuten Stellen anbringen, sondern wenig und große Stellen von Hellem und eben so von Dunkeln im Gemälde sehen lassen. In Absicht auf die Beleuchtung scheint das Gemälde das Vollkommenste zu sein, das nur zwei Hauptmassen, eine helle und eine dunkle, zeigt. Dadurch wird es einfach und das Auge wird auf den ersten Anblick zurechte gewiesen. Die beste Anordnung des Gemäldes könnte durch eine Zerstreuung des hellen und dunkeln, verdorben werden. Das Gemälde würde dadurch flekicht und das Auge bei der Beobachtung desselben ungewiss werden.
Die Massen selbst aber müssen durch eine gute Harmonie mit einander verbunden werden. Diese Regel wird durch folgende Beobachtung, die Mengs über Corregios Kunst macht, erläutert worden. »Er hütete sich, (sagt unser heutige Raphael) gleich große Massen von Licht und von Dunkel zusammen zu setzen. Hatte er eine Stelle von starkem Licht oder Schatten, so fügte er ihr nicht gleich eine andere bei, sondern machte einen großen Zwischenraum von Mittelteinten, wodurch er das Auge gleichsam als von einer Anspannung wieder zur Ruhe führte.«
Überhaupt erscheint dieser Teil der Kunst nur in den Werken des Corregio in seiner wahren Vollkommenheit. Hier müssen wir auch den Rat wiederholen, den wir anderswo dem Maler gegeben haben, eine Landschaft in der Natur den ganzen Tag über in den verschiedenen von dem Sonnenschein bewirkten Erleuchtungen mit Aufmerksamkeit zu betrachten. Dann dabei wird er bald größere, bald kleinere Massen; bald zusammen gehaltenes, bald zerstreutes Licht beobachten und die verschiedenen Wirkungen dieser zufälligen Umstände deutlich gewahr werden.
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1 S. Mengs Betrachtungen. S. 54.