Fresko

Fresko. (Malerei) So nennt man die besondere Art zu malen, welche auf einer frisch mit Mörtel überworfenen Mauer geschieht. Diese Art zu malen ist der, da man auf die schon alte und trokene Mauer mit Wasserfarben oder mit Ölfarben mahlt, weit vorzuziehen, weil sie viel dauerhafter ist, indem sich die Farben in den noch naßen Mörtel hineinziehen. Man nimmt Farben dazu, welche die Schärfe des Kalks nicht ändert und die man mit Kalkwasser anreiben kann; Kalk selbst, fein geriebenen weißen und schwarzen Marmor, die verschiedenen Ochererden, das neapolische Gelbe, fast alle Arten der gefärbten Erden und selbst den Cinober, wie auch Ultramarin und Lazur. Man muss aber bei diesen Farben wohl bedenken, dass sie alle viel heller werden, wenn einmal die bemahlte Mauer troken geworden, so dass man alles, so viel möglich, stark und dunkel in Farben halten muss. Die Farben, die sich durch das Troknen am wenigsten ändern, das englische Roth, die Ochererde und das Schwarze, das durchs Feuer gemacht worden, sind hierzu die besten.

 Da auch die Farben in Töpfen gemischt werden und es weit schwerer als auf der Palette ist, wenn eine Farbe ausgegangen, vollkommen dieselbe Mischung zu bekommen, so tut man wohl, dass man auf einmal so viel Farben anmache als zu einem ganzen Stück erfordert werden.

 Wenn die Farben zugerichtet worden, so verfährt man mit dieser Malerei folgender Maßen. Man lässt einmal ein so großes Stück der Mauer bewerfen als in einem Tage kann gemalt werden; denn wenn der Mörtel zu troken ist, so gelingt sie nicht so gut. Und weil sich die Pinselstriche, die man einmal auf der Mauer gemacht, weder auslöschen, noch verbessern lassen, so muss der Maler, so wohl in den zur Zeichnung als zur Färbung gehörigen Strichen eine große Gewissheit und Sicherheit haben. Man pflegt deswegen zu wichtigen Stücken erst Cartone zu machen, die man an die Mauer hält, um die Zeichnung danach auf der Mauer anzuzeigen, damit die Hand desto gewisser gehe. Alle Striche müssen mit Freiheit und Geschwindigkeit gezogen werden, weil das, was einmal zaghaft ist, schwerlich kann verbessert werden; denn die Farbe zieht sich so gleich in die Mauer ein. Die verschiedenen Tinten darf man nur neben einander fetzen, ohne etwas zu vertreiben. Hat man ja nötig, einige Stellen noch einmal zu berühren, um einige dunkle Stellen zu verstärken, so muss man so lange warten, bis die erste Farbe etwas troken geworden. Am besten werden die Schatten und die dunklen Farben, durch Schraffirung mit dem Pinsel verstärkt.

Diese Art zu malen ist ehedem, ehe man die Ölfarben ausgedacht hat, zur Verzierung der Wände, so wohl in den Zimmern, Deckken und Gewölben als auf den Aussenseiten mehr im Gebrauch gewesen als heut zu Tage, wiewohl sie noch itzo in großen Gebäuden, zu ganz großen Stücken viel gebraucht wird. Die Alten scheinen die Farbenmischung dazu vollkommen verstanden zu haben; denn man trift bisweilen noch Stücke an, die seit vielen Jahrhunderten die frischeste Farbe behalten haben. Die herrlichsten Werke des Raphaels im Vatican sind in dieser Art gemalt, wiewohl sie itzo in Absicht auf die Färbung sehr viel verloren haben; denn zu Raphaels Zeiten verstand man die Ausübung dieser Art zu malen noch nicht so gut als danach zu der Canacci Zeiten. Hanibals Gemälde in der Gallerie des farnesischen Pallastes, sind in Ansehung der Ausführung weit schöner als alles, was vor ihm in dieser Art gemacht worden.

 Eine ausführliche Beschreibung dieser Malerei gibt Dom Pernetti in der Vorrede zu seinem Diktion. portatif de peinture.

 


 © textlog.de 2004 • 22.11.2024 20:11:59 •
Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  Z