Falsch. (Musik) Man nennt im uneigentlichen Sinn einige Intervalle falsch, nicht als ob sie fehlerhaft wären, sondern bloß deswegen, weil der Name, den sie bekommen, sich eigentlich nicht für sie schickt. So hat man einem gewissen Intervall den Namen der falschen Quinte gegeben, weil es, wie die eigentliche Quinte, aus vier diatonischen Graden besteht, ob es gleich keine wirkliche Quinte macht, sondern dissoniert. So ist auf unserer Tonleiter das Intervall H - f eine falsche Quinte, weil es nur aus zwei ganzen, (dem großen und kleinen) Tönen c - d, d - e und zwei halben Tönen, H - c, e - f besteht, da die wahre Quinte aus drei ganzen und einem halben Ton zusammengesetzt ist.
Das eigentliche Verhältnis der falschen Quinte ist 45:64 und wird in der Umkehrung1 zum Tritonus, dessen Verhältnis 32:45 ist.
Auf eine ähnliche Art bekommen auch andere Intervalle Namen, die ihnen eigentlich nicht zukommen, weil sie ihrer Natur nach die wahren Verhältnisse der Intervalle, deren Namen sie tragen, nicht haben, noch so, wie sie, können gebraucht werden. So gibt man allen übermäßigen2 und verminderten Intervallen, die Namen der reinen Intervalle, aus denen sie entstehen und daher entstehen falsche Terzen, Quarten, Sexten und Oktaven. Der Tritonus ist eine falsche oder übermäßige Quarte, weil er, ob er gleich auf der vierten Stufe von seinem Fundament steht, wie f - h, um einen halben Ton höher ist als die wahre Quarte.
Gewöhnlich aber gibt man nur der erwähnten kleinen Quinte den Beinamen falsch, indem man die anderen Intervalle, die von den reinen abweichen, durch die Beiwörter übermäßig oder vermindert bezeichnet. Von dieser falschen Quinte hat auch der Quint-Sexten-Akkord, darin sie vorkommt, den Namen des Akkords der falschen Quinte. Dieser Akkord kommt auf der großen Septime des Tones, in welchen man schließen will, vor, wie hier: und die Quinte darin tritt immer in der Auflösung einen Grad unter sich, da der Bass notwendig in den nächsten halben Ton über sich schließen muss. Diese Regel leidet nach der Natur der Sache keine Ausnahme, weil jedes Subsemitonium auf den Ton darüber leitet.
Wenn man also die kleine Quinte in einem Akkord findet, wo so wohl sie als der Bass einen anderen Gang nehmen, so ist dieses nicht die falsche Quinte, son dern die kleine und konsonierende Quinte des verminderten Dreiklanges, wie hier: Die Quinte ist um 1/64 höher als die falsche Quinte und ihr wahres Verhältnis ist 5:73.
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1 S. Umkehrung.
2 S. Übermässig.
3 S. Verminderter Dreiklang.