Firnis

Firnis. (Zeichnende Künste) Eine flüssige oder doch sehr weiche Materie, mit welcher man die Oberflächen einiger Körper in verschiedenen Absichten überzieht. Entweder geschieht es blos, um sie glänzend zu machen und zugleich vor der üblen Wirkung der Feuchtigkeit zu bewahren; dieses nennt man eigentlich Lakiren: oder es wird mit dieser Absicht noch die verbunden, dass die Farben des Grundes, auf welchen der Firnis aufgetragen wird, lebhafter durchscheinen sollen. Alsdann muss der Firnis durchsichtig und ohne Farbe sein. So überzieht man Gemälde und Kupferstiche mit Firnis, wovon danach besonders soll gesprochen werden; oder man überzieht etwas mit Firnis um ihm eine Goldfarbe zu geben. S. Goldfirnis. Eine besondere Art dieser Arbeit ist die, wodurch eine Kupferplatte zum Ätzen zubereitet wird; auch davon wird hiernächst besonders gesprochen werden.

 Firnis, womit Gemälde überzogen werden. Ein guter Firnis ist den Gemälden sehr vorteilhaft, weil sie dadurch durchaus saftiger werden, weil die Farben mehr in einander fliessen und auch, weil die feinsten Tinten, die sich sonst einziehen und matt werden, dadurch hervorkommen. Durch einen guten Firnis erhält das Gemälde überdem eine immerwährende Jugend und sieht auch in seinem Alter so aus als wenn es eben aus der Hand des Künstlers gekommen wäre. Denn er hindert die corrosive Wirkung der Luft auf einige Farben und das Einsitzen des Staubes, wodurch so manches Gemälde verdorben worden; so dass durch den Firnis die Gemälde gleichsam einbalsamirt werden. Soll er aber diese gute Wirkung tun, so muss er höchst durchsichtig, ohne alle Farbe und auch zähe genug sein, um weder zu spalten, noch abzuspringen. Denn durch einen schlechten Firnis kann ein Gemälde gänzlich verdorben werden; wie denn in der Tat manch kostbares Meisterstück dadurch zu Grunde gerichtet worden.

 Die vornehmsten Eigenschaften des Firnisses sind, dass er ganz weiß und etwas weich sei, auch durch das Alter nicht gelb werde und nicht abspringe, noch sich so zusammen ziehe, dass er die Farben von einander reisse.

 Den Liebhabern, die sonst mit Behandlung des Firnisses umzugehen wissen, schlagen wir folgende Methode, die Gemälde vorteilhaft zu überziehen, vor. Zu dem Firnis selbst nehme man bloß Sandarak und Mastix, suche aber aus einer beträchtlichen Menge die weißesten und hellesten Stücke aus, wasche sie mit sehr seinem Weingeist wohl ab, damit alles unreine davon komme und alsdann löse man sie mit den bekannten Handgriffen auf. Wenn sie ganz aufgelößt sind, so giesse man, um den Firnis gehörig weich zu machen, ganz hellen, wie Wasser aussehenden Ter pentinspiritus dazu, so ist er fertig. Nun nehme man auch von dem feinsten Fischleim oder so genannte Hausblase, die man ebenfalls aus der Menge so aussuchen muss, dass man nur die Stücke nimmt, die am weißesten sind. Auch diese werden mit starkem Weingeist erst wohl abgewaschen und von aller Unreinigkeit befreit und danach aufgelößt.

 Will man nun ein Gemälde oder einen Kupferstich mit Firnis überziehen, so muss man demselben zuerst einen Grund von Hausblasen geben, danach aber den vorher beschriebenen Firnis, aber nur dünne, darüber tragen.

 Firnis zum Ätzen.1 Man hat zwei Gattungen Ätzfirnis, den harten und den weichen. Einige Kupferstecher machen ein Geheimnis aus ihren Firnissen; Abraham Bosse hat in seinem Werk von der Ätzkunst die seinigen beschrieben. Sein harter Firnis wird aus gleich viel Judenpech und Colophonium und aus etwas weniger Nuß- oder auch Leinoel auf folgende Art gemacht. Das Pech und Colophonium werden in einem reinen wohl glasurten Topf über einem gelinden Feuer fließend gemacht und wohl umgerührt. Wenn dieses geschehen, so wird auch das Öl zugegossen. Alles lässt man unter beständigem Umrühren wohl eine Halbestande lang über gelindem Feuer fließen, nachher bei mäßigem Feuer so lange kochen, bis man sieht, dass etwas davon, das man her ausgenommen und kalt werden lassen, die Festigkeit eines diken klebrigen Syrops hat. Dann schlägt man es durch Leinwand und behält es zum Gebrauch in gläsernen Flaschen wohl verwahrt auf.

 Eine andere Art, welche der florentinische Firnis genannt wird, kann auf folgende Weise gemacht werden. Man nimmt klaren Leinoelfirnis und eben so viel gestossenen Mastix. Wenn man den Leinoelfirnis über gelindem Feuer wohl warm gemacht hat, so mischt man den Mastix allmählich darin und rührt die Masse über dem Feuer so lang herum, bis der Mastix gut zerflossen und gänzlich mit dem Ölfirnis vereinigt ist; dann wird sie abgenommen, durchgeschlagen und verwahrt.

 Für den weichen Firnis gibt Bosse folgendes an. Man nimmt anderthalb Unzen feines weißes Wachs, eine Unze wohl ausgesuchten Mastix und eine halbe Unze griechisch Pech. Das Wachs lässt man über dem Feuer zerfliessen, dann streut man den gestossenen Mastix nach und nach und danach das gestossene Pech darein und rührt alles über dem Feuer so lange herum, bis es gut zerflossen und gemischt ist. Wenn die Masse abgenommen und etwas erkaltet ist, so wird sie in reines Wasser abgegossen und darin in kleine Kugeln geformt, die man danach zum Gebrauch in Taffet einwickelt und verwahrt. Die Art die Firnisse aufzutragen S. im Art. Gründen.

 Farben-Firnis. Ein dikes Öl, welches die Maler den Ölfarben beimischen, um sie geschwinder troken zu machen. Er wird aus Nußöl gemacht, welches mit gestoßener Bleiglätte vermischt, in einem irdenen Geschirr langsam gekocht wird. Man nimmt 1/8 oder nur 1/10 Glätte zu dem Öl. Beim Kochen muss man sehr behutsam sein, dass die Hitze nicht zu groß werde, weil dieses den Firnis schwarz brennen würde. Durch das Kochen wird das Öl allmählich dik und so bald es einen gewissen Grad der Dichtigkeit, den man durch die Übung muss kennen lernen, angenommen hat, wird es abgesetzt und mit einem hölzernen Stab wohl umgerührt, wobei ein wenig Wasser zugegossen wird. Man hat dabei die Vorsichtigkeit zu brauchen, dass der Topf nicht über die Hälfte voll sei, weil sonst das Öl durch das Aufwallen überfließen und sich entzünden würde. Diesem Zufall, der doch bei Vernachläßigung einiger Handgriffe sich leicht ereignet, die Gefahr zu benehmen, tut man wohl, wenn man den Firnis unter freiem Himmel kocht.

 

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1 S. Ätzen in Kupferplatten

 


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