1097. Naseweis¹⁾. Neugierig²⁾.
Vorwitzig³⁾.
Man nennt Personen, besonders kleine Knaben und Mädchen naseweis (das Grundwort ist ein Adjekt, weis, d. i. wissend, kundig, das wir noch haben in der Wendung: „einem etwas weis machen,“ mhd. einen wîs machen, d. i. wissend machen, ihn belehren, got. weis, kündig, zu weise gehörig; das Wort ist mit Nase zusammengesetzt, eig. einer, der eine feine Spürnase hat, dann einer, der in überkluger Weise auch Dinge ausspürt, die ihn nichts angehen), wenn sie, um ihren Witz und Verstand zu zeigen, über Dinge urteilen, die sie nicht verstehen, namentlich wenn sie durch ihre voreiligen Urteile Personen, denen sie Achtung schuldig sind, beleidigen oder sie durch ihre unbescheidenen Fragen, die aus derselben Quelle kommen, in Verlegenheit setzen. Die Neugierde ist die leidenschaftliche Begierde eines Menschen, das Neue zu wissen, bloß weil es ihm neu ist, der Vorwitz die Begierde, das zu wissen und zu erfahren, was er nicht wissen kann und nicht zu erfahren suchen soll, z. B. die entfernte, ungewisse Zukunft. „Dein unglücksel’ger Vorwitz übereilt | die fürchterlichste der Entdeckungen, | und rasen wirst du, wenn du sie gemacht.“ Schiller, Don Carl. I, 1. Zuweilen heißt vorwitzig auch soviel wie vorlaut, vorschnell im Reden.