1112. Nimmer¹⁾. Nie²⁾. Niemals³⁾.
Nie (ahd. nio, neo, mhd. nie, aus got. ni aiw, ahd. ni eo, d. i. nicht eine Zeit) und niemals unterscheiden sich wie ihre Gegensätze je und jemals, vgl. Art. 818. „Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen, | wenn es euch nicht von Herzen geht.“ Goethe, Faust I. Während sich aber nie und niemals auf jede Zeit, auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen, geht nimmer (mhd. niemer, nimmer, aus ahd. nio und mer, d. i. nie mehr; im nhd. nimmermehr ist das Wort mehr doppelt enthalten) gewöhnlich nur auf die künftige Zeit. Das, was einmal oder viele Male geschehen ist und nicht wieder geschieht oder geschehen soll, geschieht nimmer. So nimmt man Abschied auf Nimmerwiedersehn u. ähnl. „Johanna geht und nimmer kehrt sie wieder.“ Schiller, Jungfr. Prol. 4. Zuweilen bezieht sich nimmer jedoch, namentlich in poetischer Sprache, auch auf die Gegenwart mit. „Nimmer, das glaubt mir, | erscheinen die Götter | nimmer allein.“ Schiller, Dithyrambe. Die ursprüngliche Bedeutung: nie mehr in nimmer hat sich nach und nach teilweise verdunkelt; aus diesem Grunde bildete man das Wort nimmermehr, in welchem der alte Sinn von nimmer klar erhalten und zugleich verstärkt wurde.