Reproduktion
Reproduktion. „Es ist zwar ein bloß empirisches Gesetz, nach welchem Vorstellungen, die sich oft gefolgt oder begleitet haben, sich miteinander endlich vergesellschaften, und dadurch in eine Verknüpfung setzen, nach welcher, auch ohne die Gegenwart des Gegenstandes, eine dieser Vorstellungen einen Übergang des Gemüts zu der anderen, nach einer beständigen Regel, hervorbringt. Dieses Gesetz der Reproduktion setzt aber voraus, daß die Erscheinungen selbst wirklich einer solchen Regel unterworfen sind, und daß in dem Mannigfaltigen ihrer Vorstellungen eine gewissen Regeln gemäße Begleitung oder Folge stattfinde.“ Denn würden dieselben Gegenstände bald so, bald so, also regellos, sich darstellen, so könnte keine empirische Synthesis der Reproduktion stattfinden (z. B. der Vorstellung des schweren Zinnobers durch die der roten Farbe), KrV 1. A. tr. Anal. 1. B. 2. H. 2. Abs. 2. (I 708 f.—Rc 176 f.). Es muß also etwas sein, „was selbst diese R. der Erscheinungen möglich macht, dadurch, daß es der Grund a priori einer notwendigen synthetischen Einheit derselben ist“. Erscheinungen sind nicht Dinge an sich, sondern „das bloße Spiel unserer Vorstellungen“, „die am Ende auf Bestimmungen des inneren Sinnes auslaufen“. Wenn wir nun dartun können, „daß selbst unsere reinsten Anschauungen keine Erkenntnis verschaffen, außer sofern sie eine solche Verbindung des Mannigfaltigen enthalten, die eine durchgängige Synthesis der Reproduktion möglich macht“, so ist „diese Synthesis der Einbildungskraft auch vor aller Erfahrung auf Prinzipien a priori gegründet, und man muß eine reine transzendentale Synthesis derselben annehmen, die selbst der Möglichkeit aller Erfahrung (als welche die Reproduzibilität der Erscheinungen notwendig voraussetzt) zum Grunde liegt“. Würde ich die nacheinander in Gedanken gefaßten Teile einer Linie, eines Zeitraums u. dgl. „immer aus den Gedanken verlieren und sie nicht reproduzieren, indem ich zu den folgenden fortgehe, so würde niemals eine ganze Vorstellung und keiner aller vorgenannten Gedanken, ja gar nicht einmal die reinsten und ersten Grundvorstellungen von Raum und Zeit entspringen können“, ibid. (I 709 f.—Rc 178 f.). Die Synthesis der Apprehension (s. d.) ist also mit der Synthesis der Reproduktion unzertrennlich verbunden, welche wie jene zu den „transzendentalen“ (Erfahrung ermöglichenden) Handlungen des Gemüts gehört, als das „transzendentale Vermögen der Einbildungskraft“, ibid. (I 710—Rc 180); vgl. Rekognition. Der subjektive und empirische Grund der Reproduktion, des Zusammenhange bestimmter Vorstellungen miteinander (anstatt eines „regellosen Haufens“) ist die Assoziation (s. d.), die ihren objektiven Grund in der „Affinität“ (s. d.) der Erscheinungen hat, ibid. 3. Abs. (I 723 f.—Rc 208 f.). Vgl. Einbildungskraft, Organismus, Maschine.