Reihe
Reihe. Vermittelst des Grundsatzes der Kausalität (s. d.) bestimmen die Erscheinungen einander ihre Stelle in der Zeitordnung. Es entsteht so eine „Reihe der Erscheinungen“, die vermittelst des Verstandes dieselbe Ordnung und denselben stetigen Zusammenhang in der „Reihe der möglichen Wahrnehmungen“ hervorbringt und notwendig macht, als sie in der Zeit a priori angetroffen werden, KrV tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs. 2. Analogie (I 234 f.—Rc 293). Die transzendentalen (kosmologischen Ideen beziehen sich auf je eine Synthesis (s. d.), die eine „Reihe“ ausmacht, und zwar eine Reihe der einander untergeordneten (nicht beigeordneten) Bedingungen zu einem Bedingten. Die absolute Totalität (s. d.) wird von der Vernunft nur gefordert, sofern sie die „aufsteigende Reihe der, Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten“ angeht. Solche Reihen sind die der Zeit und des Raumes (der an sich keine Reihe ausmacht, erst durch die sukzessive Synthesis seiner Teile), der Teile der Materie, der Ursachen und Wirkungen, des Zufälligen, KrV tr. Dial. 2. B. 2. H. 1. Abs. (I 375 ff.—Rc 499 ff.); vgl. Kosmologische Ideen, Antinomie, Unendlich. Die Zeit ist „an sich selbst eine Reihe (und die formale Bedingung aller Reihen)“. Die ganze verlaufene Zeit wird als Bedingung des gegebenen Augenblicks als gegeben gedacht, ibid. (I 377—Rc 502). Die Vernunft fordert (in den Ideen) die absolute Vollständigkeit der Bedingungen der Erscheinungen, sofern sie eine Reihe ausmachen. Sie sucht das Unbedingte (s. d.) in dieser „reihenweise, und zwar regressiv fortgesetzten Synthesis der Bedingungen“. „Dieses Unbedingte ist nun jederzeit in der absoluten Totalität der Reihe, wenn man sie sich in der Einbildung vorstellt, enthalten.“ Ob aber diese Vollständigkeit möglich ist, ist ein Problem (vgl. Antinomie). Das Unbedingte kann man sich denken a) „als bloß in der ganzen Reihe bestehend“ („unendlicher“ Regressus); b) als nur einen „Teil der Reihe“, der unbedingt ist, während die übrigen Glieder der Reihe ihm untergeordnet sind. „In dem ersteren Falle ist die Reihe a parte priori ohne Grenzen (ohne Anfang), d. i. unendlich, und gleichwohl ganz gegeben, der Regressus in ihr aber ist niemals vollendet und kann nur potentialiter unendlich genannt werden. Im zweiten Falle gibt es ein Erstes der Reihe“ (Weltanfang, Weltgrenze, das Einfache, absolute Selbsttätigkeit, Freiheit, absolute Naturnotwendigkeit), ibid. (I 380 ff.—Rc 505 ff.). Die Welt (s. d.) der Erscheinungen existiert nicht an sich, nicht „unabhängig von der regressiven Reihe meiner Vorstellungen“. „Sie ist nur im empirischen Regressus der Reihe der Erscheinungen und für sich selbst gar nicht anzutreffen“, ibid. 7. Abs. (I 449—Rc 582 f.). Vgl. Unendlich, Antinomie, Totalität, Unbedingt, Kausalreihe, Freiheit.