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Totalität

Totalität. Der Allgemeinheit (universalitas) im Schließen entspricht in der „Synthesis der Anschauungen“ die „Allheit“ (universitas) oder „Totalität“ der Bedingungen. Die transzendentale „Idee“ (s. d.) ist ein Begriff solcher Totalität. Das Unbedingte (s. d.) macht sie allein möglich, und umgekehrt ist sie jederzeit selbst unbedingt. Die Idee geht stets auf „die absolute Totalität in der Synthesis der Bedingungen“. Die Vernunft (s. d.) behält sich „die absolute Totalität im Gebrauche der Verstandesbegriffe“ vor, um dem Verstande die Richtung auf höchste Einheit vorzuschreiben. In der Erfahrung selbst kommt das Unbedingte, die absolute Totalität der Bedingungen nicht vor. Die Ideen betrachten aber alle Erfahrungserkenntnis als „bestimmt durch eine absolute Totalität der Bedingungen“, ohne daß diese Totalität je erreicht werden kann, KrV tr. Dial. 1. B. 2. Abs. (I 335 ff.—Rc 403 ff.). Die reine Vernunft hat zur Absicht „die absolute Totalität der Synthesis auf der Seite der Bedingungen“, nicht die des Bedingten. „Denn zur Möglichkeit des Bedingten wird zwar die Totalität seiner Bedingungen, aber nicht seiner Folgen vorausgesetzt“, ibid. 3. Abs. (I 345—Rc 414). Es werden Erscheinungen als gegeben betrachtet und die Vernunft fordert (in den „Ideen“) die absolute Vollständigkeit 1. der Zusammensetzung, 2. der Teilung, 3. der Entstehung, 4. der Abhängigkeit des Daseins der Erscheinungen. Das Unbedingte ist enthalten in der „absoluten Totalität der regressiven Synthesis des Mannigfaltigen in der Erscheinung“, ibid. 2. B. 2. H. 1. Abs. (I 380 f.—Rc 505 f.). Die absolute Totalität der Synthesis der Erscheinungen ist nur „in unseren Gedanken“ gegeben, nicht als wirklicher Gegenstand. Das „absolute All“ der Größe (Weltall), der Teilung, der Abstammung, der Bedingung des Daseins überhaupt geht keine mögliche Erfahrung etwas an, ist unwahrnehmbar, kann also nicht zur „Erklärung“ der Erscheinungen als solcher dienen, ibid. 4. Abs. (I 432 f.—Rc 664 f.). Durch den Grundsatz der Totalität wird kein Maximum der Reihe der Bedingungen in einer Sinnenwelt gegeben, sondern bloß „im Regressus derselben aufgegeben“. Es gilt nur die Regel, den Regressus in der Reihe der Bedingungen immer weiter zu treiben und niemals bei einem „Schlechthinunbedingten“ stehen zu bleiben, ibid. 8. Abs. (I 451 f.— Rc 584 ff.); vgl. Unendlich. Die Vernunft „verlangt das Unbedingte und mit ihm die Totalität aller Bedingungen zu erkennen“. Falsch ist sowohl die Behauptung der Unendlichkeit der Welt als eines absoluten Ganzen, einer Totalität als auch ihrer Endlichkeit. „Denn mit der absoluten Totalität der Bedingungen in einer Sinnenwelt, d. i. in der Zeit, widerspreche ich mir selbst, ich mag sie als unendlich oder als begrenzt in einer möglichen Anschauung gegeben mir vorstellen“, Fortschr. d. Metaph. II (V 3, 158 ff.). Vgl. Unbedingt, Unendlichkeit, Reihe, Vernunft, Idee, System, Allheit, Ganzes, Urteilskraft, Zweck.