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Transzendental

Transzendental ist die Erkenntnis von der Möglichkeit der Anwendung des Apriorischen (s. d.) auf die Erfahrung, seiner Geltung für diese und deren Gegenstände. Transzendental ist ferner alles, was sich auf die Bedingung möglicher Erfahrung, auf die der Erfahrung (logisch) vorangehende Voraussetzung derselben bezieht. Transzendental-psychologisch sind die Funktionen, welche der Erzeugung der Erfahrung zugrunde liegen, mögen sie nun von der Sinnlichkeit, der Einbildungskraft oder dem Verstande ausgehen; transzendental-logisch ist die Gesetzlichkeit des reinen Denkens, sofern sie unabhängig von der Erfahrung und doch für diese selbst, als allgemein-notwendige Bedingung derselben gilt. Solch transzendentale „Bedeutung“ (Geltung) haben die Kategorien (s. d.) und Grundsätze (s. d.) des reinen Verstandes (s. d.), deren „Gebrauch“ aber ein „empirischer“ ist, auf mögliche Erfahrung bezogen bleibt, nur für die Konstituierung einer solchen bestimmt ist. Die transzendentale Methode der Erkenntnistheorie ist die „Kritik der reinen Vernunft“ (s. d.), die Grundlegung zur Theorie und Praxis, durch Nachweis der Bedeutung der apriorischen Bedingungen für die Gebiete derselben. Nicht die psychologischen und sonstigen Ursachen der Erkenntnis, sondern ihre obersten Gründe, die Prinzipien, aus denen sie entspringt, werden hier dargetan und als notwendige Voraussetzungen der Erkenntnis legitimiert, gerechtfertigt (s. Deduktion). Oberstes Prinzip der Erkenntnis ist die transzendentale Einheit der Apperzeption (s. d.); dieses transzendentale Bewußtsein (s. d.), das ... den Kategorien und Grundsätzen sich entfaltet, ist der zentrale Beziehungspunkt für alles Erkennbare, Erfahrbare. Der Systematisierung der Erfahrungserkenntnis dienen die transzendentalen Ideen (s. d.) der Vernunft. Das System der apriorischen Voraussetzungen überhaupt ist die Transzendentalphilosophie (s. d.).

„Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, sofern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt“, KrV Einl. VII (168—Rc 83). Zu beachten ist, „daß nicht eine jede Erkenntnis a priori, sondern nur die, dadurch wir erkennen, daß und wie gewisse Vorstellungen (Anschauungen oder Begriffe) lediglich a priori angewandt werden oder möglich sind, transzendental (d. i. die Möglichkeit der Erkenntnis oder der Gebrauch derselben a priori) heißen müsse“. Daher ist „weder der Raum, noch irgendeine geometrische Bestimmung desselben a priori“ eine „transzendentale Vorstellung“, sondern „nur die Erkenntnis, daß diese Vorstellungen gar nicht empirischen Ursprungs sind, und die Möglichkeit, wie sie sich gleichwohl a priori auf Gegenständen der Erfahrung beziehen können, kann transzendental heißen“. „Imgleichen würde der Gebrauch des Raumes von Gegenständen überhaupt auch transzendental sein; aber ist er lediglich auf Gegenstände der Sinne eingeschränkt, so heißt er empirisch.“ „Der Unterschied des Transzendentalen und Empirischen gehört also nur zur Kritik der Erkenntnisse und betrifft nicht die Beziehung derselben auf ihren Gegenstand“, ibid. tr. Log. Einl. II (I 110 f.—Rc 130). „Transzendental“ sind Beweise, Argumente, die „unabhängig von empirischen Prinzipien“ versucht werden; so z. B. der ontologische und kosmologische Gottesbeweis, ibid. tr. Dial. 2. B. 3. H. 5. Abs. Entdeckung und Erklärung ... (I 528—Rc 668). — Das Wort „transzendental“ bedeutet nicht „eine Beziehung unserer Erkenntnis auf Dinge, sondern nur aufs Erkenntnisvermögen“, Prol. § 13 (III 49). Das Wort „transzendental“ bedeutet „nicht etwas, das über alle Erfahrung hinausgeht, sondern was vor ihr (a priori) zwar vorhergeht, aber doch zu nichts mehrerem bestimmt ist, als lediglich Erfahrungserkenntnis möglich zu machen“, ibid. Anh. 1. Anm. (III 151). Ein transzendentales Prinzip (s. d.) ist „dasjenige, durch welches die allgemeine Bedingung a priori vorgestellt wird, unter der allein Dinge Objekte unserer Erkenntnis überhaupt werden können“, KU Einl. V (II 17); vgl. Zweck. „Transzendentale Begriffe können sinnenfreie genannt werden. Transzendentalphilosophie auch sinnenfreie. Alles, worin nichts Empirisches, aber doch Allgemeingeltendes ist, z, E. die Kategorien. Transzendent: was gar kein Erkenntnisstück ist“, N 6348. „Transzendental ist eine jede reine Erkenntnis a priori, worin also keine Empfindung gegeben ist“, N 4643. Vgl. Schema, Schematismus, Ideal, Ästhetik, Idee, Logik, Dialektik, Methodenlehre, Hypothesen, Prinzip, Erfahrung, Freiheit, Ich, Erörterung, Wahrheit, Kategorie (die K. hat eine transzendentale „Bedeutung“, aber nur einen „empirischen Gebrauch“), Einbildungskraft, Vernunftgebrauch, Deduktion.