Terenz. Der bekannte römische Komödienschreiber. Er war aus Carthago gebürtig und in seiner Kindheit ein Sklave des römischen Ratsherrn Terentins Lucanus, der ihn gut erzogen und noch ganz jung freigesprochen hat. Er war noch in der Kindheit da Plautus starb und schon in seinem 18 Jahr soll die Andria sein erstes Stück gespielt worden sein. Man erzählt bei dieser Gelegenheit eine artige Anekdote von ihm. Als er, wie es in Rom der Gebrauch war, sein Lustspiel Andria den Ädilen überreichte, sagte ihm der Ädil Cerius, der eben an der Tafel war, er sollte sein Stück ihm vorlesen. Weil er unbekannt und schlecht gekleidet war, so wurde ihm neben dem Tisch eine Banke hingesetzt. Er hatte aber kaum einige Verse gelesen als man so viel Achtung für ihn bekam, ihn zur Tafel zu ziehen und ihn zu bitten das ganze Stück nach aufgehobner Tafel zu lesen.
Er gewann bald große Achtung. Lälius und Scipio zwei der ersten Männer in Rom, waren seine Freunde und sollen ihm bisweilen bei Verfertigung seiner Stücke geholfen haben. Seine Feinde wollten ihm dieses zur Last legen, er aber rechnete sichs zur Ehre und lehnt deshalb in dem Prologo zu den Adelphis, die Beschuldigung sehr schwach von sich ab. Einige haben geglaubt, dass die Freunde von denen der Dichter an angezeigtem Orte spricht, nicht Scipio und Lä- lius sein können, weil sie damals noch zu jung gewesen, sondern dass die vornehmen Männer, deren Beistand der Dichter nicht leugnet, Q. Fabius Labeo und Mar. Popilius, beide consularische Männer und Dichter seien; oder sie meinen Sulpitius Gallus ein gelehrter Mann, der diese Schauspiele zuerst in den consularischen Spielen eingeführt, habe unserem Dichter geholfen. Nachdem er die 6 Stücke die wir noch haben verfertigt hatte, reißte er noch vor seinem 35 Jahre nach Griechenland und auf dieser Reise ist er gestorben. Einige sagen, er sei auf der See bei seiner Zurückreise verunglückt. Er soll in Griechenland 108 Komödien des Menanders übersetzt haben; sie sind, so wie die Originale, verloren. Man wollte ehedem wissen, dass von seinen 6 Komödien der Phormio und die Hecyra aus dem Apollodorus, die übrigen aber aus dem Menander genommen sind. Er hinterließ eine Tochter die an einen römischen Ritter verheiratet worden.
Tu quoque, tu in summis o dimidiate Menander Poneris, et merito, puri sermonis amator. Lenibus atque utinam scriptis adjuncta foret vis Comica, ut æquo virtus polleret honore Cum Græcis, neque in hac despectus parte jaceres Unum hoc maceror et doleo, tibi deefse Terenti.
Von wem übrigens dieses kleine Gedicht sein mag, so scheint das Urteil, das darin von unserem Dichter gefällt wird, ganz richtig zu sein. So vortreflich seine Komödien sind, so fehlt es ihnen an dem komischen Salze, wenn man sie auch nur mit den Plautinischen vergleicht.
Seine Schreibart ist höchst gefällig, rein und überlegt; seine Charaktere besser gezeichnet und ausgeführt, als des Plautus seine: er besitzt sich beständig, lässt sich keinen Augenblick vom poetischen Feuer oder von Laune überraschen, weder etwas unbedachtsames zu sagen, noch gegen den reinsten Geschmack anzustoßen. Aber bei ihm wird mehr geredt als getan, welches beim Plautus gerade umgekehrt ist. Er überrascht selten, aber er hört nicht einen Augenblick auf unterhaltend zu sein; denn alle Reden und Handlungen, alle Schritte seiner Personen, sind ihren Charakteren, ihrem Stand und Alter angemessen. Wo er ernsthaft ist, nähert er sich deswegen dem Tragischen nicht und wo er komisch ist, ist er es immer auf eine edle Weise. Er ist ein höchstvernünftiger Dichter; sein ist die komische Anständigkeit, in den Reden und Handlungen, so wie der komische Mutwillen dem Plautus eigen ist.
Seine größte Kunst besteht in Zeichnung der Charaktere und Donat merkt wohl an, dass es ihm so gar gelungen, das schwerste, mit Anstand zu tun; Courtisanen, die nicht anstößig sind, einzuführen, etiam contra præscripta comica meretrices interdum non malas introducere.<S>1</S> Sein Charakter des Chremes in dem Heautontimorumeno, ingleichen der Charakter des Mitio in den Adelphis, besonders die 5 Szene des IV Aufzuges, sind große Meisterstücke.
In Sittensprüchen ist er sehr glücklich und zeigt sich als einen großen Kenner der Menschen; er sagt weder alltägliche noch übertriebene Dinge, sondern solche, die ein Mann von großer Vernunft, nach genauer Beobachtung dessen, was in der großen Welt vorgeht, denkt. Er ist weder ein ängstlicher noch ein alltäglicher Sittenlehrer.
Die Sitten seiner Personen sind in der höchsten Vollkommenheit nach einer schönen Natur gezeichnet. Ein Neuerer, dessen Namen mir unbekannt ist, scheint hiervon vollkommen richtig geurteilt zu haben,2 wenn er die Liebe, so wie unser Dichter sie behandelt, der französischen Theatergalanterie vorzieht. Man kann überhaupt sagen, Terenz sei der komische Dichter aller Menschen von feiner Lebensart. Und wenn irgend ein Römer die edle Einfalt der Schreibart, die Cicero den Atticismus nennt, erreicht hat, so treffen wir sie in diesen Komödien an.
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1 Nur eine Probe, dass er auch diese niedrigen Geschöpfe aus dem Schlam zu heben gewußt habe, liegt in folgender Stelle.
Et cúm egomet nunc mecum in animo vitam tuam considero Atque vostrum omnium, volgus qui ab sese segregant: Et vos esse istius modi et nos non esse, haud mirabile est.
Nam vobis expedit esse bonas: nos quibuscum res est non sinunt;
Quippe forma impulsi nostra nos amatores colunt. Ubi hæc imminuta est, illi suum animum alio conferunt.
Nisi si prospectum est interea aliquid, desertæ vivimus, Vobis cum uno semel ubi æ tatem agere decretum est viro, Cujus mos maxume est consimilis vostrum, hi se ad vos applicant;
Hoc beneficio utrique ab utrisque vero devincimini:
Ut numquam ulla amori vostro incidere possit calamitas. Heautontim. Act. II. sc. 3.
2 Si vous avez des Amans à peindre, lisetz l'ésclave africain: écoutez Phedria dans l'Eunuque et vous serez à jamais degouté de toutes ces galanteries miserables et froides qui desigurent la plûpart de nos piéces. Gaz. litt. Oct. 1765. p. 257.