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1070. Mond¹⁾. Luna²⁾.

1) Moon.
Lune.
Luna.
2) Luna.
La Lune, Phoebé.
Luna.

Mond ist die übliche Bezeichnung für den bekannten Trabanten der Erde und anderer Sterne. Das Wort wird in Prosa und Poesie gleich zahlreich angewandt. „Der Mann im Monde!“ Wilh. Hauff. „In meinen grünen Steinwald scheint der Mond.“ Arno Holz, Phantasus. „Hinter blühenden Apfelbaumzweigen steigt der Mond auf.“ Arno Holz, Phantasus. Der Mond spielt auch bei den modernen Dichtern noch eine große Rolle.

Luna ist eigentlich die lateinische Mondgöttin, der personifizierte Mond. Martin Opitz hatte die Mode aufgebracht, alle Dinge mit altklassischen mythologischen Benennungen zu bezeichnen und glaubte hierdurch seine Poesie besonders geistreich zu gestalten und über die Verse des ungelehrten Dichters und Volkssängers hoch emporzuheben. Goethe hat mit dieser gelehrten Unsitte endgültig gebrochen, aber Amor und Luna verwendet er noch in seiner Dichtung als Requisitenstück aus der altklassischen Zeit. Aber durch sein herrliches Gedicht „An den Mond“ hat er die deutsche Bezeichnung aufs innigste wieder in ihr Recht in unvergänglicher Weise eingesetzt. Als junger Student in Leipzig schrieb er das ganz in hergebrachten Formen wandelnde Lied: An Luna, das mit den Worten beginnt: „Schwester von dem ersten Licht, Bild der Zärtlichkeit in Trauer.“ Sogar der Endymion tritt am Schlusse dieses Liedes auf. Und nun vergleiche man damit sein wunderbares Gedicht: „An den Mond“ aus dem Jahre 1778 in Weimar, das mit der Strophe beginnt: „Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal meine Seele ganz.“ In zehn Jahren — welch eine Wandlung! Eine unendliche Kluft trennt den Weimarer Goethe von den tändelnden Weisen des Leipziger Studenten Goethe. Auch im Faust sang er: „O, sähst du voller Mondenschein zum letzten Mal auf meine Pein!“ Und wie frisch und herzenswarm heißt es im Phantasus von Arno Holz: „Einmal noch, bevor wir schlafen gehn, zu unsern Jungens! In beide Bettchen scheint der Mond.“ Was Goethe errungen, ist nicht verklungen.