Schwabenstreich
Schwabenstreich ist als scherzhaft-populäres Spottwort für einen unüberlegten, meist lustigen Streich seit dem 18. Jahrhundert im Schwang. Der Ausdruck, für den das ergötzliche Volksmärchen von den siebert Schwaben die Grundlage gegeben haben mag, fehlt noch bei Adelung (1780). Nur ein paar Jahre später freilich bringt ihn das DWb. aus Musäus bei, das außerdem noch Uhland, Immermann, G. Freytag, Keller nennt. Vgl. außerdem noch Lucians Neueste Reisen (1791) S. 18 f.: „Dies war — wie die Sachsen zu sagen pflegen — ein tüchtiger Schwabenstreich, und so kann selbst den Gescheitesten einer Nation etwas Menschliches begegnen!“ Ähnlich S. 287 f.: „Wir lachten über den neuen Schwabenstreich, indessen wir im Herzen seinen Mut bewunderten, und nicht ganz abgeneigt waren, zu glauben, das Vorurteil von der Dummheit der Schwaben komme, wie jüngst jemand behauptete, daher, dass sie Muts genug haben, hinzugehen, wo ein anderer so klug ist, zurück zu bleiben, und daher in allen Zeiten sichs zur Bedingung machten, und auch immer die Ehre hatten, den Hauptangriff tun zu dürfen, daher sie oft freilich, wie bei Lucka, mit blutigen Köpfen heim kamen.“
Diese Rechtfertigungstendenz ist beachtlich. Doch vermochten solche Versuche ebensowenig wie Uhlands köstliche Pointe in der „Schwäbischen Kunde“ (1814) dem Ausdruck die Spitze abzubrechen. Auch Hauff 3, 69 läßt daher die Schwaben ausführlich verteidigen, diesmal gegen die Voreingenommenheit der Norddeutschen. So wird als Urteil eines Berliner Teezirkels den Schwaben nachgesagt: „Ihre Männer werden vor dem vierzigsten Jahre nicht klug, und im ganzen Lande werden alle Tage viele tausende jener Torheiten begangen, die allgemein unter dem Namen „Schwabenstreiche“ bekannt seien.“ Diesem Zeugnis aus dem Jahre 1826 sei noch ein Beleg für das sprichwörtlich gewordene Schwabenalter angereiht von dem Hauff 1, 66 (1827) spricht. Die verwandte Schwabenweisheit bringt das DWb. schon aus einem Briefe Goethes bei.