Schwerenöter
Schwerenöter bucht Lampe 4, 345 (1810) noch als „ein widriges Verwünschungswort, einen Menschen zu bezeichnen, welchem man die schwere Not anwünscht.“ Aber bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich der Bedeutungsinhalt derart abgeschliffen und umgemodelt, dass der Ausdruck zum beliebten Scherzwort werden konnte für elegante und liebenswürdige Herren, die den Damen den Hof zu machen verstehen und gern als unwiderstehlich gelten wollen. Zu dieser Bedeutungsentwicklung vergl. außer Kluge, Deutsche Studentensprache S. 125, der das Wort auch als burschikose Bezeichnung eines kleinen runden (stutzerhaften?) Haarbeutels belegt, und den Ausführungen im DWb. noch eine Äußerung Mörikes in einem Briefe an Herm. Kurz vom 12. April 1838: „Wie, wenn ich mich erfrechte, den "labor improbus“ durch „Schwerenöter“ zu ersetzen? Dieses Wort hat ja eigentlich einen doppelten Sinn, wie „verfluchter Kerl“ auch ein rechter Kerl heißt.“
Das scherzhafte Verbum schwerenöteln ist im Kladd. 1861, 21 zu lesen. Neuerdings sind namentlich Wendungen, wie angenehmer oder flotter Schwerenöter im Schwange, z. B. bei Bleibtreu, Größenwahn 1, 65 (1888) oder „Propaganda der Tat“ S. 13: „Die feinsten Salon-Schwerenöter sind immer die strengsten in der Kaserne.“ Vgl. auch Sanders 2, 448 b.