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Sich ausleben

Sich ausleben wird nach gehöriger Vorbereitung in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mit zunehmender Schlagkraft zu einem beliebten Fahnenwort einer neuen, offenbar von Goethe stark beeinflußten ästhetisch-moralischen Weltanschauung. Gombert, der ZfdW. 2, 60 den Ausdruck schon bei Jahn (1810) und K. Müller (1815) verzeichnet, notiert für die moderne Auffassung eine anschauliche Stelle bei Florencourt, politische, kirchliche, literarische Zustände in Deutschland (1840) S. 227 über: „Das Ziel, nach dem wir alle streben, seitdem uns Vater Goethe als Herr und Meister den Weg gezeigt hat, wahr und naturgemäß uns auszuleben.’

Im übrigen vergl. nur Gutzkow, Dionys. Longinus (1878) S. 89, ferner Bleibtreu, Propaganda der Tat S. 63: „Nur der kann als Künstler gedeihen, wer sich ausleben darf", oder S. 85: „Freiheit des freien sich Ausleben-Könnens — das allein erstrebt der Mensch und zwar Jeder gemäß seiner Eigenart.“ Siehe auch die Grenzboten 1895, 1. Viertelj. S. 484: „Es gibt gewissenlose „Ausleber“ und neidzerfressene Proletarier in Massen“ usw.