Zum Hauptinhalt springen

Die Obskuranten

27.

Die Obskuranten. — Das Wesentliche an der schwarzen Kunst des Obskurantismus ist nicht, dass er die Köpfe verdunkeln will, sondern dass er das Bild der Welt anschwärzen, unsere Vorstellung vom Dasein verdunkeln will. Dazu dient ihm zwar häufig jenes Mittel, die Aufhellung der Geister zu hintertreiben: mitunter aber gebraucht er gerade das entgegengesetzte Mittel und sucht durch die höchste Verfeinerung des Intellekts einen Überdruss an dessen Früchten zu erzeugen. Spitzfindige Metaphysiker, welche die Skepsis vorbereiten und durch ihren übermäßigen Scharfsinn zum Misstrauen gegen den Scharfsinn auffordern, sind gute Werkzeuge eines feineren Obskurantismus. — Ist es möglich, dass selbst Kant in dieser Absicht verwendet werden kann? ja dass er, nach seiner eignen berüchtigten Erklärung, etwas Derartiges, wenigstens zeitweilig, gewollt hat: dem Glauben Bahn machen dadurch, dass er dem Wissen seine Schranken wies? — was ihm nun freilich nicht gelungen isst, ihm sowenig wie seinen Nachfolgern auf den Wolfs- und Fuchsgängen dieses höchst verfeinerter und gefährlichen Obskurantismus, ja des gefährlichsten: denn die schwarze Kunst erscheint hier in einer Lichthülle.