Zum Hauptinhalt springen

Menschenverstand

Menschenverstand, gesunder. Es ist eine große Gabe, einen „geraden“ oder „schlichten“ Menschenverstand zu besitzen, aber man muß ihn durch Taten beweisen, sich nicht auf ihn als ein Orakel berufen. „Wenn Einsicht und Wissenschaft auf die Neige gehen, alsdann und nicht eher sich auf den gemeinen Menschenverstand zu berufen, das ist eine von den subtilen Erfindungen neuerer Zeiten, dabei es der schalste Schwätzer mit dem gründlichsten Kopfe getrost aufnehmen und es mit ihm aushalten kann. Solange aber noch ein kleiner Rest von Einsicht da ist, wird man sich wohl hüten, diese Nothilfe zu ergreifen. Und beim Lichte besehen ist diese Appellation nichts anderes als eine Berufung auf das Urteil der Menge: ein Zuklatschen, über das der Philosoph errötet, der populäre Witzling aber triumphiert und trotzig tut.“ Die „kritische Vernunft“ muß den gemeinen Verstand in Schranken halten, „damit er sich nicht zu Spekulationen versteige“ oder über solche entscheide; nur so wird er ein „gesunder“ Verstand bleiben, der bei Urteilen, die in der Erfahrung unmittelbare Anwendung finden, brauchbar ist, Prol. Vorr. (III 6 f.).