Kanon der reinen Vernunft
Kanon der reinen Vernunft. Der „größte und vielleicht einzige Nutzen aller Philosophie der reinen Vernunft“ ist wohl nur „negativ“, „da sie nämlich nicht, als Organon. zur Erweiterung, sondern, als Disziplin, zur Grenzbestimmung dient, und anstatt Wahrheit zu entdecken, nur das stille Verdienst hat, Irrtümer zu verhüten“. „Indessen muß es doch irgendwo einen Quell von positiven Erkenntnissen geben, welche in das Gebiet der reinen Vernunft gehören und die vielleicht nur durch Mißverstand zu Irrtümern Anlaß geben, in der Tat aber das Ziel der Beeiferung der Vernunft ausmachen.“ Die Vernunft, welche Gegenstände ahnt, die ein großes Interesse für sie haben, betritt zuerst den zu keinem Ziele führenden Weg der „Spekulation“. Der richtige Gebrauch der reinen Vernunft ist aber nicht der spekulative, sondern der „praktische Vernunftgebrauch“. Da unter einem „Kanon“ der „Inbegriff der Grundsätze a priori des richtigen Gebrauchs gewisser Erkenntnisvermögen überhaupt“ zu verstehen ist, so betrifft der „Kanon der reinen Vernunft diesen praktischen Vernunftgebrauch“, KrV tr. Meth. 2. H. am Anfang (I 659 f.—Rc 810 f.). Der Kanon der reinen Vernunft bezieht sich auf die in praktisch-sittlicher Hinsicht zu beantwortenden Fragen nach Gott (s. d.) und Unsterblichkeit (s. d.). Vgl. Ideen, Probleme.