Aufklärung
Aufklärung. Die Freiheit in der Kritik (s. d.) der Vernunft ist dem Interesse derselben, dem theoretischen wie dem praktischen, nur dienlich. Die Vernunft muß daher in ihren Streitigkeiten sich selbst überlassen, nicht dem Zwange unterworfen werden. „Denn es ist sehr was Ungereimtes, von der Vernunft Aufklärung zu erwarten und ihr doch vorher vorzuschreiben, auf welche Seite sie notwendig ausfallen müsse.“ Vernunft wird schon von selbst durch Vernunft gebändigt; auch bedarf sie sehr des Streits, der die Kritik hervorruft, durch welche die Streithändel von selbst wegfallen, KrV tr. Meth. 1. H. 2. Abs. (I 624—Rc 771). Aufklärung, „als ein großes Gut, welches das menschliche Geschlecht Sogar von der selbstsüchtigen Vergrößerungsabsicht seiner Beherrscher ziehen muß, wenn sie nur ihren eigenen Vorteil verstehen. Diese Aufklärung aber, und mit ihr auch ein gewisser Herzensanteil, den der aufgeklärte Mensch am Guten, das er vollkommen begreift zu nehmen nicht vermeiden kann, muß nach und nach bis zu den Thronen hinaufgehen und selbst auf ihre Regierungsgrundsätze Einfluß haben“, G. i. weltbürg. Abs. 8. Satz (VI 17). — „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere ande! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung“ „Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein“, W. i. Aufklärung? (V 2, 135). Zur Aufklärung gehört nichts als die Freiheit, „von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen“, und zwar als Schriftsteller und Gelehrter, nicht etwa als Beamter, der als soleher nicht räsonnieren darf, ibid. (V 2, 137 ff.); vgl. Publizität. — „Selbstdenken heißt: den obersten Probierstein der Wahrheit in sich selbst (d. i. in seiner eigenen Vernunft) suchen; und die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung“, Was heißt: s. i. D. or? letzte Anm. (V 2, 162f.). — „Aufgeklärt sein heißt: selbst denken, den obersten Probierstein der Wahrheit meines Urteils, den Grund des Fürwahrhaltens (denn ich muß es verantworten) in sich selbst suchen, d. i. in Grundsätzen“, N 6204.