Assoziation
Assoziation: die empirische Regel, nach welcher „Vorstellungen, die sich gefolgt oder begleitet haben, sich miteinander endlich vergesellschaften und dadurch in eine Verknüpfung setzen, nach welcher, auch ohne die Gegenwart des Gegenstandes, eine dieser Vorstellungen einen Übergang des Gemüts zu der anderen, nach einer beständigen Regel hervorbringt“, KrV 1. A. tr. Anal. 1. B. 2. H. 2. Abs. 2 (I 708 f.— Rc 176). Die Assoziation hat in der „Affinität“ (s. d.) der Erscheinungen den transzendentalen Grund ihrer Möglichkeit, ibid. 2. Abs. 4 (I 717 f.— Rc 196). Die Erkenntnisquelle, welche die Erscheinungen in der Assoziation und Reproduktion vorstellt, ist die (reproduktive) Einbildungskraft (s. d.). Die Assoziation ist der subjektive und empirische Grund der „Reproduktion nach Regeln“, und sie selbst hat in der Affinität der Erscheinungen ihren „objektiven Grund“, der in der Einheit der Apperzeption (s. d.) liegt. Die Assoziation regelt die Reproduktion in der Weise, daß ein „bestimmter Zusammenhang“ der Vorstellungen statt eines „regellosen Haufens“ entsteht. Würde nun diese „Einheit der Assoziation“ (die Verbindung einer Vorstellung mit einer bestimmten anderen) nicht auch einen objektiven Grund haben, so daß es unmöglich wäre, Erscheinungen anders zu apprehendieren als unter der Bedingung einer möglichen synthetischen Einheit dieser Apprehension, so würde es etwas Zufälliges sein, daß sich Erscheinungen in einen Zusammenhang der menschlichen Erkenntnisse schickten. Denn es bliebe ganz unbestimmt, ob die Wahrnehmungen „assoziabel“ wären. Wären sie es nicht, „so würde eine Menge Wahrnehmungen, und auch wohl eine ganze Sinnlichkeit möglich sein, in welcher viel empirisches Bewußtsein in meinem Gemüt anzutreffen wäre, aber getrennt, und ohne daß es zu einem Bewußtsein meiner selbst gehörte, welches aber unmöglich ist. Denn nur dadurch, daß ich alle Wahrnehmungen zu einem Bewußtsein (der ursprünglichen Apperzeption) zähle, kann ich bei allen Wahrnehmungen sagen, daß ich mir ihrer bewußt bin“, ibid. 3. Abs. (I 723 f.—Rc 208 f.). Die reproduktive Einbildungskraft (s. d.) ist den Assoziationsgesetzen unterworfen, die produktive ist von ihnen frei, KU § 22 Allg. Anmerk. (II 82f.); vgl. § 29 Allg. Anmerk. (II 116).
Als physiologisches Korrelat zur Vorstellungsverbindung kann das „Wasser der Gehirnhöhle“ betrachtet werden, „das unmittelbare Seelenorgan“, welches die in der Gehirnhöhle endigenden Nervenbündel „einerseits voneinander sondert, damit sich die Empfindungen durch dieselben nicht vermischen, andererseits eine durchgängige Gemeinschaft untereinander bewirkt“, An Soemmering, 10. Aug. 1795, Beilage. — Das „beigesellende“ Vermögen, der Anschauung in der Zeit (imaginatio associativa) ist eine der Arten des „sinnlichen Dichtungsvermögens“ (der Einbildungskraft), Anthr. 1. T. § 31 (IV 76). „Das Gesetz der Assoziation ist: empirische Vorstellungen, die nacheinander oft folgten, bewirken eine Angewohnheit im Gemüt, wenn die eine erzeugt wird, die andere auch entstehen zu lassen. — Eine physiologische Erklärung hiervon zu fordern, ist vergeblich.“ — Es scheint zuweilen, „man habe gewisse Zwischenglieder in der Kette gar übersprungen, obgleich man sich ihrer nur nicht bewußt geworden ist“, ibid. § 31 B (IV 781). Vgl. Reproduktion, Affinität, Apperzeption, Einbildungskraft.