Englische Tänze. (Musik, Tanzkunst) Sie werden auch Kontertänze genannt von dem englischen Wort Country-dances, welches so viel bedeutet als Tänze, die unter dem Landvolk, in den verschiedenen Provinzen, üblich sind. Diese Tänze, die vermutlich aus England und Schottland sich in Europa verbreitet haben, sind von vielerlei Arten und können von vier, sechs, acht und noch mehr Personen zugleich getanzt werden. Deswegen wird allgemein bei den Bällen, nach dem eine Zeitlang Menuetten getanzt worden, die meiste übrige Zeit damit zugebracht, weil sie mehr Personen auf einmal beschäftigen und weil man bis ins unendliche damit abwechseln kann; denn man hat unzählige Kontertänze. Sie sind von verschiedenen Bewegungen von zwei und von drei Zeiten; alle kommen darin überein, dass sie sehr lebhaft sind und größtenteils etwas mäßig komisches haben, dadurch sie Vergnügen und Artigkeit mit einander vereinigen. Es scheint, dass keine Nation in der Welt mehr tanzt als die englische; denn alle Jahr werden in London neue Tänze in großer Anzahl erdacht und durch den Druck bekannt gemacht. Man findet unter der Musik den Tanz selbst teils durch choreographische Zeichen, teils sehr kurz durch Kunstwörter beschrieben.
Die Musik zu den englischen Tänzen, die man in Deutschland allgemein Angloisen nennt, ist insgemein bei einer großen Einfalt sehr lebhaft, mit ungemein deutlich bemerkten Einschnitten und hat vielfältig das besondere, dass die Kadenzen in den Aufschlag fallen.1 Diejenigen, die zu muntern Liedern Melodien setzen wollen, können die englischen Tänze zu Mustern dazu nehmen. In London kommt allgemein alle Jahr eine beträchtliche Sammlung neuer Tänze heraus. Artig ist dabei, dass die meisten Melodien zu bekannten englischen Liedern gemacht sind, so dass man bei den englischen Tänzen Poesie, Gesang und Tanz mit einander vereinigen und die Lieder nicht bloß singen, sondern auch tanzen kann, wodurch sie natürlicher Weise weit mehr Eindruck machen. Dieses ist also noch in dem alten Geschmack diese drei schönen Künste zu vereinigen.
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1 S. Kadenz S. 178