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[Der Flaneur]

»Un paysage hante intense comme l’opium.«

Karl Gutzkow: Briefe aus Paris Lpz 1842 I p 58

»Was nie geschrieben wurde, lesen«

Hofmannsthal

»Et je voyage pour connaître ma géographie«

Ein Irrer (Marcel Réja: L’art chez les fous Paris 1907 p 131)

»Tout ce qui est ailleurs est à Paris«

Victor Hugo: Les Misérables (Œuvres complètes Paris 1881 Roman 7 p 30 Aus dem Abschnitt: Ecce Paris ecce homo)

Aber die großen Reminiszenzen, der historische Schauer – sie sind ein Bettel, den er (der Flaneur) dem Reisenden überläßt, der da glaubt, mit einem militärischen Paßwort den genius loci angehen zu können. Unser Freund darf schweigen. Beim Nahen seiner Tritte ist der Ort schon rege geworden, sprachlos, geistlos gibt seine bloße innige Nähe ihm Winke und Weisungen. Er steht vor Notre Dame de Lorette und seine Sohlen erinnern: hier ist die Stelle, wo man ehemals das Zusatzpferd – das cheval de renfort – vor den Omnibus schirrte, der die rue des Martyrs nach Montmartre hinaufstieg. Noch oft gäbe er all sein Wissen um das Domizil von Balzac oder von Gavarni, um den Ort eines Überfalls und selbst einer Barrikade für die Witterung einer Schwelle oder das Tastbewußtsein einer Fliese dahin, wie der erstbeste Haushund es mit davonträgt. [M 1, 1]

Den Flanierenden leitet die Straße in eine entschwundene Zeit. Ihm ist eine jede abschüssig. Sie führt hinab, wenn nicht zu den Müttern, so doch in eine Vergangenheit, die um so bannender sein kann als sie nicht seine eigene, private ist. Dennoch bleibt sie immer Zeit einer Kindheit. Warum aber die seines gelebten Lebens? Im Asphalt, über den er hingeht, wecken seine Schritte eine erstaunliche Resonanz. Das Gaslicht, das auf die Fliesen herunterstrahlt, wirft ein zweideutiges Licht auf diesen doppelten Boden. [M 1, 2]

Ein Rausch kommt über den, der lange ohne Ziel durch Straßen marschierte. Das Gehn gewinnt mit jedem Schritte wachsende Gewalt; immer geringer werden die Verführungen der Läden, der bistros, der lächelnden Frauen, immer unwiderstehlicher der Magnetismus der nächsten Straßenecke, einer fernen Masse Laubes, eines Straßennamens. Dann kommt der Hunger. Er will nichts von den hundert Möglichkeiten, ihn zu stillen, wissen. Wie ein asketisches Tier streicht er durch unbekannte Viertel, bis er in tiefster Erschöpfung auf seinem Zimmer, das ihn befremdet, kalt zu sich einläßt, zusammensinkt. [M 1, 3]

Den Typus des Flaneurs schuf Paris. Daß nicht Rom es war, ist das sonderbare. Und der Grund? Zieht nicht in Rom selbst das Träumen gebahnte Straßen? Und ist die Stadt nicht zu voll von Tempeln, umfriedeten Plätzen, nationalen Heiligtümern, um ungeteilt mit jedem Pflasterstein, jedem Ladenschild, jeder Stufe und jeder Torfahrt in den Traum des Passanten eingehen zu können? Auch mag manches am Nationalcharakter der Italiener liegen. Denn Paris haben nicht die Fremden sondern sie selber, die Pariser zum gelobten Land des Flaneurs, zu der »Landschaft aus lauter Leben gebaut«, wie Hofmannsthal sie einmal nannte, gemacht. Landschaft – das wird sie in der Tat dem Flanierenden. Oder genauer: ihm tritt die Stadt in ihre dialektischen Pole auseinander. Sie eröffnet sich ihm als Landschaft, sie umschließt ihn als Stube. [M 1, 4]

Jener anamnestische Rausch, in dem der Flaneur durch die Stadt zieht, saugt seine Nahrung nicht nur aus dem, was ihm da sinnlich vor Augen kommt, sondern wird oft des bloßen Wissens, ja toter Daten, wie eines Erfahrenen und Gelebten sich bemächtigen. Dies gefühlte Wissen geht von einem zum andern vor allem durch mündliche Kunde. Aber es hat sich im Laufe des XIX Jahrhunderts doch auch in einer fast unübersehbaren Literatur niedergeschlagen. Schon vor Lefeuve, der Paris »rue par rue, maison par maison« geschildert hat, ist immer wieder diese landschaftliche Staffage des träumenden Müßiggängers gemalt worden. Das Studium dieser Bücher war ein zweites, schon ganz aufs Träumen präpariertes Dasein und was er aus ihnen erfuhr nahm auf dem nachmittäglichen Spaziergang vorm Apéritif Bildgestalt an. Mußte er dann nicht wirklich den steileren Anstieg hinter der Kirche Notre Dame de Lorette eindringlicher unter den Sohlen fühlen, wenn er wußte: hier wurde einmal, als Paris seine ersten Omnibusse bekam, das cheval de renfort als drittes vor den Wagen gespannt. [M 1, 5]

Man muß die durchaus faszinierende moralische Verfassung des leidenschaftlichen Flaneurs zu begreifen suchen. Die Polizei, die hier wie in so vielen Gegenständen, von denen wir handeln, als wahrer Kenner erscheint, gibt im Bericht eines pariser Geheimagenten vom Oktober 1798(?) den folgenden Hinweis: »Il est presque impossible de rappeler et de maintenir les bonnes mœurs dans une population amoncelée où chaque individu, pour ainsi dire, inconnu à tous les autres, se cache dans la foule et n’a à rougir devant les yeux de personne.« cit bei Adolf Schmidt: Pariser Zustände während der Revolution III Jena 1876 Den Fall in dem der Flaneur sich ganz vom Typ des philosophischen Spaziergängers entfernt und die Züge des unstet in einer sozialen Wildnis schweifenden Werwolfs annimmt, hat Poe zuerst in seinem »Mann der Menge« auf immer fixiert. [M 1, 6]

Die Erscheinungen der Superposition, der Überdeckung, die beim Haschisch auftreten, unter dem Begriffe der Ähnlichkeit zu fassen. Wenn wir sagen, ein Gesicht sei dem andern ähnlich, so heißt das, gewisse Züge dieses zweiten Gesichts erscheinen uns in dem ersten, ohne daß das erste aufhört zu sein, was es war. Die Möglichkeiten derart in Erscheinung zu treten sind aber keinem Kriterium unterworfen und daher unbegrenzt. Die Kategorie der Ähnlichkeit, d⁠〈ie〉 für das wache Bewußtsein nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung hat, bekommt in der Welt des Haschisch eine uneingeschränkte. In ihr ist nämlich alles: Gesicht, hat alles den Grad von leibhafter Präsenz, der es erlaubt, in ihm wie in einem Gesicht nach erscheinenden Zügen zu fahnden. Selbst ein Satz bekommt unter diesen Umständen ein Gesicht (ganz zu schweigen vom einzelnen Wort) und dieses Gesicht sieht dem des ihm entgegengesetzten Satzes ähnlich. Dadurch weist jede Wahrheit evident auf ihr Gegenteil hin und aus diesem Sachverhalt erklärt sich der Zweifel. Die Wahrheit wird ein Lebendiges, sie lebt nur in dem Rhythmus, in dem Satz und Gegensatz sich verschieben um sich zu denken. [M 1 a, 1]

Valéry Larbaud über das »climat moral de la rue parisienne«. »Les rapports commencent toujours dans la fiction de l’égalité, de la fraternité chrétienne. Dans cette foule l’inférieur est déguisé en supérieur, et le supérieur en inférieur. Moralement déguisés l’un et l’autre. Dans d’autres capitales le déguisement ne dépasse guère l’apparence et les gens insistent, visiblement, sur leurs différences, font un effort, de païens et de barbares, pour se trier. Ici, ils les effacent le plus qu’ils peuvent. De là vient cette douceur du climat moral de la rue parisienne, le charme qui fait passer sur la vulgarité, le laisser-aller, la monotonie de cette foule. C’est la grâce de Paris, sa vertu: la charité. Foule vertueuse …« Valéry Larbaud: Rues et visages de Paris Pour l’album de Chas-Laborde Commerce VIII Eté 1926 p 36/37 Ist es richtig, diese Erscheinung so ganz in die christliche Tugend hinüberzuspielen oder ist hier nicht vielleicht ein rauschhaftes Verähnlichen, Überdecken, Gleichen am Werke, das in den Straßen dieser Stadt dem sozialen Geltungswillen sich überlegen erweist? Man hätte die Haschischerfahrung »Dante und Petrarca« heranzuziehen und müßte den Einschlag rauschhafter Erfahrung in der Proklamation der Menschenrechte ermessen. Von Christlichkeit führt das alles weit fort. [M 1 a, 2]

Das »Kolportagephänomen des Raumes« ist die grundlegende Erfahrung des Flaneurs. Da es sich auch – von einer andern Seite – in den Interieurs der Jahrhundertmitte zeigt, ist die Vermutung nicht abzuweisen, daß die Blütezeit der Flanerie in dieselbe Epoche fällt. Kraft dieses Phänomens wird simultan was alles nur in diesem Raume potentiell geschehen ist, wahrgenommen. Der Raum blinzelt den Flaneur an: Nun, was mag sich in mir wohl zugetragen haben? Wie freilich dieses Phänomen mit der Kolportage zusammenhängt, das wird noch zu erklären sein. ◼ Geschichte ◼ [M 1 a, 3]

Ein wahres Maskenfest des Raumes muß der Ball gewesen sein, den die englische Botschaft am 17 Mai 1839 veranstaltete. »On avait fait demander pour les ornements de la fête, outre les fleurs de jardins et des serres, qui sont magnifiques, mille à douze cents rosiers; on n’en a pu placer, dit-on, que huit cents dans les appartements; mais cela peut vous donner l’idée de ces magnificences toutes mythologiques. Le jardin, couvert d’une tente, était arrangé en Salon de conversation. Mais quel salon! Les légères plates-bandes remplies de fleurs étaient des jardinières monstres que chacun venait admirer; le sable des allées était caché sous de fraîches toiles, pleines d’égards pour les blancs souliers de satin; de grands canapés de lampas et de damas remplaçaient les bancs en fer creux; sur une table ronde étaient des livres, des albums, et c’était plaisir de venir respirer dans cet immense boudoir, d’où l’on entendait, comme un chant magique, le bruit de l’orchestre, d’où l’on voyait passer comme des ombres heureuses, dans les trois galeries de fleurs qui l’entouraient, et les jeunes filles folâtres qui allaient danser, et les jeunes femmes plus sérieuses qui allaient souper …« H. d’Almeras: La vie parisienne sous 〈le règne de〉 Louis-Philippe 〈Paris 1925〉 p 446/447 Der Bericht stammt von Frau von Girardin. ◼ Interieur ◼ Heute ist die Losung nicht Verschränkung sondern Transparenz. (Corbusier!) [M 1 a, 4]

Das Prinzip der Kolportage-Illustration auf die große Malerei übergreifend. »Den Berichten über die ganzen Treffen und Schlachten, welche zur Erläuterung der von dem Maler bei Schlachtstücken gewählten Momenten im Kataloge dienen sollen, aber diesen Zweck nicht erreichen, sind auch gewöhnlich Citationen der Werke beigefügt, aus welchen diese Berichte abgeschrieben sind. So findet man häufig in Parenthesen nachgesetzt: Campagnes d’Espagne par le maréchal Suchet. – Bulletin de la grande armée et rapports officiels. – Gazette de France No. etc. – Histoire de la révolution française par Mr. Thiers volume … page … – Victoires et conquêtes, t. p. – etc. etc.« Ferdinand von Gall: Paris und seine Salons Oldenburg 1844 I p 198/199 [M 2, 1]

Kategorie des illustrativen Sehens grundlegend für den Flaneur. Er schreibt wie Kubin es tat, als er die »Andere Seite« verfaßte, seine Träumerei als Text zu den Bildern. [M 2, 2]

Haschisch. Man macht gewisse Dinge nach, die man aus der Malerei kennt: Gefängnis, Seufzerbrücke, Treppe wie Schleppe. [M 2, 3]

Bekannt ist, wie bei der flanerie Länder- und Zeitenfernen in die Landschaft und in den Augenblick eindringen. Wenn die eigentlich rauschhafte Phase dieses Zustands anhebt, pocht es im Aderwerk des Glücklichen, sein Herz nimmt den Uhrtakt an und innerlich wie äußerlich geht es zu wie wir es an einem jener »mechanischen Gemälde« vergegenwärtigen können, die im 19ten Jahrhundert (und freilich auch vordem) sehr beliebt waren und auf dem wir im Vordergrunde einen Hirten sehen, der Flöte spielt, neben ihm zwei Kinder, die sich im Takte danach wiegen, weiter hinten zwei Jäger, die Jagd auf einen Löwen machen und endlich ganz im Hintergrunde ein Zug, der über eine Eisenbahnbrücke fährt. (Chapuis et Gélis: Le monde des automates Paris 1928 I p 330) [M 2, 4]

Die Haltung des flaneurs – eine Abbreviatur für die politische Haltung der mittleren Klassen unter dem zweiten Kaiserreich. [M 2, 5]

Bei dem ständig zunehmenden Straßenverkehr dankte man es zuletzt nur noch der »Makadamisierung« der Straßen, wenn man auf den Caféterrassen ohne einander in die Ohren zu schreien, sich unterhalten konnte. [M 2, 6]

Das laisser-faire des Flaneurs hat sein Widerspiel selbst noch in den revolutionären Philosophemen der Epoche. »Wir belächeln die chimärenhafte Prätention (sc. bei Saint-Simon), alle physikalischen und moralischen Phänomene auf das Gesetz der allgemeinen Anziehung zurückzuführen. Aber wir vergessen nur zu leicht, daß dieser Anspruch nicht vereinzelt war, daß vielmehr unter dem Einfluß der revolutionierenden Naturgesetzlichkeiten der mechanischen Physik eine naturphilosophische Strömung entstehen konnte, die im Mechanismus der Natur den Beweis für einen gleichen Mechanismus des sozialen Lebens und darüber hinaus des gesamten Geschehens sah.« 〈Willy〉 Spühler: Der Saint-Simonismus Zürich 1926 p 29 [M 2, 7]

Dialektik der flanerie: einerseits der Mann, der sich von allem und allen angesehen fühlt, der Verdächtige schlechthin, andererseits der völlig Unauffindbare, Geborgene. Vermutlich ist es eben diese Dialektik, die »Der Mann der Menge« entwickelt. [M 2, 8]

»Theorie der Verwandlung der Stadt in Land: sie war … die Hauptthese meiner unvollendeten Arbeit über Maupassant … Es war dort von der Stadt als Jagdgrund die Rede, überhaupt spielte der Begriff des Jägers eine große Rolle (etwa zur Theorie der Uniform: alle Jäger sehen gleich aus).« Brief von Wiesengrund vom 5 Juni 1935 [M 2, 9]

Das Prinzip der flanerie bei Proust. »Alors, bien en dehors de toutes ces préoccupations littéraires et ne s’y rattachant en rien, tout d’un coup un toit, un reflet de soleil sur une pierre, l’odeur d’un chemin me faisaient arrêter par un plaisir particulier qu’ils me donnaient, et aussi parce qu’ils avaient l’air de cacher au delà de ce que je voyais, quelque chose qu’ils invitaient à venir prendre et que malgré mes efforts je n’arrivais pas à découvrir.« Du côté de chez Swann 〈I Paris 1939 p 256〉 – Sehr deutlich läßt diese Stelle erkennen, wie das alte romantische Landschaftsgefühl sich zersetzt und eine neue romantische Ansicht der Landschaft entsteht, die vielmehr eine Stadtschaft zu sein scheint, wenn anders es wahr ist, daß die Stadt der eigentlich heilige Boden der flanerie ist. Hier soll dies aber zum ersten Male seit Baudelaire (bei dem es noch keine Passagen gab, obwohl so viele zu seinen Lebzeiten) dargestellt werden. [M 2 a, 1]

So geht der Flaneur im Zimmer spazieren: »Wenn Johannes zuweilen um die Erlaubnis ausgehen zu dürfen bat, wurde es ihm meistens abgeschlagen; hingegen schlug ihm der Vater als Ersatz zuweilen vor, an seiner Hand auf dem Fußboden auf und ab zu spazieren. Beim ersten Hinsehen war dies ein ärmlicher Ersatz, und doch … etwas ganz anderes war darin verborgen. Der Vorschlag wurde angenommen, und es wurde Johannes ganz überlassen zu bestimmen, wo sie hingehen wollten. Dann gingen sie aus der Einfahrt, zu einem naheliegenden Lustschloß oder hinaus zum Strande, oder auf und ab in den Straßen, ganz wie Johannes es wollte; denn der Vater vermochte alles. Während sie nun auf dem Fußboden auf und ab gingen, erzählte der Vater alles, was sie sahen; sie grüßten die Vorübergehenden, Wagen lärmten an ihnen vorbei und übertönten des Vaters Stimme; die Früchte der Kuchenfrau waren einladender denn je …« Ein früher Text von Kierkegaard nach Eduard Geismar: Sören Kierkegaard Göttingen 1929 p 12/13 Dies ist der Schlüssel für das Schema des »voyage autour de ma chambre«. [M 2 a, 2]

»L’industriel passe sur l’asphalte en appréciant sa qualité; le vieillard le recherche avec soin, le suit aussi longtemps qu’il peut, y fait avec bonheur résonner sa canne, et se rappelle avec orgueil qu’il a vu poser les premiers trottoirs; le poète … y marche indifférent et pensif en mâchonnant des vers; le boursier y passe en calculant les chances de la dernière hausse des farines; et l’étourdi y glisse.« Alexis Martin: Physiologie de l’asphalte (Le Bohème I, 3 15 avril 1855 Charles Pradier Rédacteur en chef) [M 2 a, 3]

Zur Technik der Pariser, ihre Straßen zu bewohnen: »Auf dem Rückwege durch die Straße Saint Honoré begegneten wir einem sprechenden Beispiele der alles benutzenden Pariser Straßenindustrie. Man war an einer Stelle mit Ausbesserung des Pflasters und Legung von Röhren beschäftigt und es war dadurch in der Mitte der Straße ein abgesperrtes Stück Erde entstanden, das aber aufgewallt und mit Steinen bedeckt war. Mitten auf diesem Terrain hatte sich sogleich die Straßenindustrie etabliert, und fünf bis sechs Händler hielten Schreibapparate und Taschenbücher, Stahlwaren, Lampenschirme, Strumpfbänder, gestickte Kragen und allerhand sonstigen Kleinkram feil; ja ein eigentlicher Trödler hatte sogar hier eine Kommandite etabliert, und sein Bric-à-Brac von alten Tassen, Tellern, Gläsern und dergleichen auf und über den Steinen ausgebreitet, so daß Handel und Wandel von der kurzen Störung profitierten, statt davon zu leiden. Sie sind eben Virtuosen darin, aus der Not eine Tugend zu machen.« Adolf Stahr: Nach fünf Jahren Oldenburg 1857 I, p 29⁠〈.〉
Noch 70 Jahre später habe ich, Ecke Boulevard Saint-Germain und Boulevard Raspail die gleiche Erfahrung gemacht. Die Pariser machen die Straße zum Interieur. [M 3, 1]

»Es ist so schön, daß man in Paris selbst förmlich über Land gehen kann.« Karl Gutzkow: Briefe aus Paris Leipzig 1842 I, p 61⁠〈.〉 Damit ist die andere Seite des Motivs berührt. Denn so wie die flanerie Paris durchaus in ein Interieur zu wandeln vermag, eine Wohnung, deren Gemächer die Quartiers sind und in der sie nicht wieder deutlich durch Schwellen geschieden sind als eigentliche Zimmer, so kann auch wiederum die Stadt vor dem Spaziergänger schwellenlos wie eine Landschaft in der Runde sich auftun. [M 3, 2]

Endgültig aber schafft die Revolution allein das Freie der Stadt. Pleinairismus der Revolutionen. Revolution entzaubert die Stadt. Commune in der »Education Sentimentale«. Bild der Straße im Bürgerkrieg. [M 3, 3]

Straße als Interieur. Vom Passage du Pont-Neuf (entre la rue Guénégaud et la rue de Seine): »les boutiques ressemblent à des armoires.« Nouveaux tableaux de Paris ou Observations sur les mœurs et usages des Parisiens au commencement du XIXe siècle Paris 1828 I p 34 [M 3, 4]

Der Hof der Tuilerien »immense savane plantée de becs de gaz au lieu de bananiers«. Paul-Ernest de Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 ■ Gas ■ [M 3, 5]

Passage Colbert: »Le candélabre qui l’éclaire ressemble à un cocotier au milieu d’une savane.« ■ Gas ■ Le livre des Cent-et-Un X p 57 Paris 1833 (Amédée Kermel: Les passages de Paris) [M 3, 6]

Beleuchtung im Passage Colbert: »J’admire la série régulière de ces globes en cristal, d’où émane une clarté vive et douce en même temps. Ne dirait-on pas autant de comètes en ordre de bataille, attendant le signal du départ pour aller vagabonder dans l’espace?« Le livre des Cent-et-Un X p 57⁠〈.〉
Zu dieser Verwandlung der Stadt in Astralwelt ist Grandville: Un autre monde zu vergleichen. ■ Gas ■ [M 3, 7]

1839 war es elegant, beim Promenieren eine Schildkröte mit sich zu führen. Das gibt einen Begriff vom Tempo des Flanierens in den Passagen. [M 3, 8]

Gustave Claudin soll gesagt haben: »Le jour où un filet a cessé d’être un filet pour devenir un chateaubriand, disait-il, où un haricot de mouton s’est appelé un navarin, où le garçon s’est écrié: ›Moniteur, pendule!‹ pour indiquer que ce journal était demandé par le client placé sous la pendule, ce jour-là Paris a été véritablement découronné!« Jules Claretie: La vie à Paris 1896 Paris 1897 p 100 [M 3, 9]

»Da ist … der seit 1845 bestehende Jardin d’Hiver – Avenue des Champs-Elysées –, ein kolossales Gewächshaus mit einer Menge Raum zu geselligen Vereinen, zu Bällen und Concerten, welcher den Namen Wintergarten insofern nicht rechtfertigt, als er auch im Sommer seine Thüren öffnet.« Wenn die planmäßige Anordnung solche Verschränkungen von Stube und freier Natur schafft, so kommt sie auf diese Weise dem tiefen menschlichen Hange zur Träumerei entgegen, der vielleicht sogar die eigentliche Stärke der Trägheit gegenüber dem Menschen macht. Woldemar Seyffarth: Wahrnehmungen in Paris 1853 u. 1854 Gotha 1855 p 130 [M 3, 10]

Die Speisekarte in den »Trois frères Provençaux«: »36 Seiten für die Küche, 4 Seiten für den Keller – aber sehr lange Seiten, Kleinfolio, mit engem Text und vielen feinen Anmerkungen.« Das Buch ist in Sammt gebunden. 20 hors d’œuvres und 33 Suppen. »46 Schüsseln Rindfleisch, darunter allein 7 verschiedene Beefsteaks und 8 Filets.« »34 Wildpretgerichte, 47 Schüsseln Gemüse und 71 Schalen Compots.« Julius Rodenberg: Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht Lpz 1867 p 43/44 Flanerie des Eßprogramms [M 3 a, 1]

Die beste Kunst, so, träumend den Nachmittag in das Netz des Abends einzufangen, ist das Plänemachen. Der Flaneur beim Planen. [M 3 a, 2]

»Die Häuser Corbusiers sind weder räumlich noch plastisch: Luft weht durch sie! Luft wird konstituierender Faktor! Es gilt dafür weder Raum noch Plastik, nur Beziehung und Durchdringung! Es gibt nur einen einzigen unteilbaren Raum. Zwischen Innen und Außen fallen die Schalen.« Sigfried Giedion: Bauen in Frankreich 〈Berlin 1928〉 p 85 [M 3 a, 3]

Straßen sind die Wohnung des Kollektivs. Das Kollektiv ist ein ewig unruhiges, ewig bewegtes Wesen, das zwischen Häuserwänden soviel erlebt, erfährt, erkennt und ersinnt wie Individuen im Schutze ihrer vier Wände. Diesem Kollektiv sind die glänzenden emaillierten Firmenschilder so gut und besser ein Wandschmuck wie im Salon dem Bürger ein Ölgemälde, Mauern mit der »Défense d’afficher« sind sein Schreibpult, Zeitungskioske seine Bibliotheken, Briefkästen seine Bronzen, Bänke sein Schlafzimmermobiliar und 〈die〉 Café-Terrasse der Erker, von dem er auf sein Hauswesen heruntersieht. Wo am Gitter Asphaltarbeiter den Rock hängen haben, da ist das Vestibül und die Torfahrt, die aus der Flucht der Höfe ins Freie leitet, der lange Korridor, der den Bürger schreckt, ihnen der Zugang in die Kammern der Stadt. Von ihnen war die Passage der Salon. Mehr als an jeder andern Stelle gibt die Straße sich in ihr als das möblierte ausgewohnte Interieur der Massen zu erkennen. [M 3 a, 4]

Die rauschhafte Durchdringung von Straße und Wohnung, die sich im Paris des 19ten Jahrhunderts vollzieht – und zumal in der Erfahrung des flaneurs – hat prophetischen Wert. Denn diese Durchdringung läßt die neue Baukunst nüchterne Wirklichkeit werden. So macht Giedion bei Gelegenheit darauf aufmerksam: »Ein Detail der anonymen Ingenieurgestaltung: Bahnübergang wird Architekturglied« (nämlich an einer Villa). S. Giedion: Bauen in Frankreich 〈Berlin 1928〉 p 89 [M 3 a, 5]

»Hugo, dans les Misérables, a donné du faubourg Saint-Marceau une description étonnante: ›Ce n’était pas la solitude, il y avait des passants; ce n’était pas la campagne, il y avait des maisons; ce n’était pas une ville, les rues avaient des ornières comme les grandes routes et l’herbe y poussait; ce n’était pas un village, les maisons étaient trop hautes. Qu’était-ce donc? Un lieu habité où il n’y avait personne, un lieu désert où il y avait quelqu’un, plus farouche la nuit qu’une forêt, plus morne le jour qu’un cimetière.‹« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 366 [M 3 a, 6]

»Le dernier omnibus à chevaux a fonctionné sur la ligne La Villette-Saint-Sulpice en janvier 1913, le dernier tramway à chevaux sur la ligne Pantin-Opéra en avril de la même année.« Dubech-D’Espezel lc p 463 [M 3 a, 7]

»Le 30 janvier 1828, le premier omnibus fonctionna sur la ligne des boulevards, de la Bastille à la Madeleine. La course coûtait vingt-cinq ou trente centimes, la voiture s’arrêtait où l’on voulait. Elle contenait de dix-huit à vingt places, son parcours était divisé en deux étapes, avec la porte Saint-Martin comme point de partage. La vogue de l’invention fut extraordinaire: en 1829, la Compagnie exploitait quinze lignes, des compagnies rivales lui faisaient concurrence: Tricycles, Ecossaises, Béarnaises, Dames Blanches.« Dubech-D’Espezel lc p 358/59 [M 3 a, 8]

»Nach ein Uhr trennte sich die Gesellschaft, ich fand zum Erstenmale die Straßen von Paris fast menschenleer. Auf den Boulevards begegnete ich nur einzelnen Personen, in der rue Vivienne, auf dem Börsenplatze, wo man am Tage sich hindurchwinden muß, keiner Seele. Nichts vernahm ich als meine eigenen Tritte und das Rauschen einiger Brunnen, wo man am Tage vor dem betäubenden Geschwirre sich nicht zu retten weiß. In der Nähe des palais royal begegnete ich einer Patrouille. Die Soldaten gingen zu beiden Seiten der Straße dicht an den Häusern, einzeln, hintereinander, in Entfernung von fünf bis sechs Schritten, um nicht zu gleicher Zeit angegriffen zu werden, und sich gegenseitig beistehen zu können. Das erinnerte mich, daß man mir gleich zu Anfang meines Aufenthaltes hier gerathen hatte, auf diese Weise des Nachts in Paris zu gehen, wenn ich mit Mehreren sei, unbedingt aber einen Fiacre zu nehmen, wenn ich allein meinen Heimweg zu machen habe.« Eduard Devrient: Briefe aus Paris Berlin 1840 p 248 [M 4, 1]

Über die Omnibusse. »Der Kutscher hält an, man steigt die wenigen Stufen des bequemen Treppchens hinauf, und sucht sich im Wagen, in welchem rechts und links die Bänke der Länge nach, für 14 bis 16 Personen, hinlaufen, einen Platz. Kaum hat man den Fuß im Wagen, so rollt dieser schon weiter, der Conducteur hat wieder die Schnur gezogen, und mit einem klingenden Ruck an einem durchsichtigen Zifferblatte bezeichnet er durch Fortschreiten des Zeigers, daß eine Person eingestiegen sei; dies Letztere ist die Controlle der Einnahme. Im Fahren zieht man nun gemächlich die Börse und bezahlt. Sitzt man fern vom Conducteur, so wandert das Geld von Hand zu Hand der Fahrgäste, die feingekleidete Dame nimmt es vom Arbeitsmanne im blauen Kittel und giebt es weiter; das geht alles leicht, gewohnt und ohne Anstoß. Zum Aussteigen zieht der Conducteur wieder die Schnur und läßt den Wagen halten. Geht es gerade bergauf, was in Paris nicht selten ist, also langsamer, so pflegen Herren, auch ohne daß der Wagen anhält, ein- und auszusteigen.« Eduard Devrient: Briefe aus Paris Berlin 1840 p 61/62 [M 4, 2]

»Ce fut après l’exposition de 1867 qu’on commença à voir poindre les vélocipèdes qui devaient, quelques années plus tard, obtenir une vogue aussi grande que peu durable. Disons d’abord que sous le Directoire, on avait vu des incroyables se servir de vélocifères qui étaient des vélocipèdes lourds et mal construits; le 19 mai 1804 on représenta au Vaudeville une pièce intitulée les Vélocifères et on y chantait ce couplet:

Vous, partisans du petit trot,
Cochers qui ne vous pressez guère,
Voulez-vous arriver plus tôt
Que le plus prompt vélocifère?
Sachez remplacer aujourd’hui
La rapidité par l’adresse.

Mais dès le commencement de 1868 les vélocipèdes circulèrent, et bientôt les promenades publiques en furent sillonnées; le Velocemen remplaça le canotier. Il y eut des gymnases, des cercles de vélocipédistes et des concours furent ouverts pour stimuler l’adresse des amateurs … Aujourd’hui, le vélocipède est fini, oublié.« H Gourdon de Genouillac: Paris à travers les siècles V Paris 1882 p 288 [M 4, 3]

Die eigentümliche Unschlüssigkeit des Flanierenden. Wie das Warten der eigentliche Zustand des unbeweglich Kontemplativen so scheint das Zweifeln der des Flanierenden zu sein. In einer schillerschen Elegie heißt es: »Des Schmetter⁠〈l〉⁠ings zweifelnder Flügel.« Das deutet auf denselben Zusammenhang von Beschwingtheit mit dem Gefühl des Zweifels, der so charakteristisch für den Haschischrausch ist. [M 4 a, 1]

E. Th. A. Hoffmann als Typ des Flaneurs; »Des Vetters Eckfenster« ist dessen Testament. Und daher Hoffmanns großer Erfolg in Frankreich, wo man für diesen Typ besonderes Verständnis hatte. In den biographischen Bemerkungen zur fünfbändigen Ausgabe seiner letzten Schriften (Brodhag?) heißt es: »Von der freien Natur war Hoffmann nie ein besonderer Freund. Der Mensch, Mittheilung mit, Beobachtungen über, das blose Sehen von Menschen, galt ihm mehr als Alles. Ging er im Sommer spazieren, was bei schönem Wetter täglich gegen Abend geschah, so … fand sich nicht leicht ein Weinhaus, ein Conditorladen, wo er nicht eingesprochen, um zu sehen, ob und welche Menschen da seyen.« [M 4 a, 2]

Ménilmontant. »Dans cet immense quartier dont les maigres salaires vouent à d’éternelles privations les enfants et les femmes, la rue de la Chine et celles qui la rejoignent et la coupent, telles que la rue des Partants et cette étonnante rue Orfila, si fantasque avec ses circuits et ses brusques détours, avec ses clôtures de bois mal équarri, ses gloriettes inhabitées, ses jardins déserts revenus à la pleine nature, poussant des arbustes sauvages et des herbes folles, donnent une note d’apaisement et de calme unique … C’est, sous un grand ciel, un sentier de campagne où la plupart des gens qui passent semblent avoir mangé et avoir bu.« J.-K. Huysmans: Croquis Parisiens Paris 1886 p 95 »La rue de la Chine« [M 4 a, 3]

Dickens. »In seinen Briefen … klagt er immer wieder, wenn er sich auf Reisen befindet, selbst in den Bergen der Schweiz, … über den Mangel an Straßenlärm, der ihm für seine dichterische Produktion unerläßlich war. ›Ich kann nicht sagen, wie sehr die Straßen mir fehlen‹, schrieb er 1846 aus Lausanne, wo er einen seiner größten Romane (Dombey und Sohn) verfaßte. ›Es ist, als ob sie meinem Gehirn etwas gäben, dessen es, wenn es arbeiten soll, nicht entbehren kann. Eine Woche, vierzehn Tage kann ich wunderbar schreiben an einem entlegenen Orte; ein Tag in London genügt dann, mich wieder aufzuziehen und von neuem loszuschießen. Aber die Mühe und Arbeit, zu schreiben, Tag für Tag, ohne diese magische Laterne, ist ungeheuer … Meine Figuren scheinen stillstehen zu wollen, wenn sie keine Menge um sich haben … In Genua … hatte ich doch wenigstens zwei Meilen Straße, in deren Beleuchtung ich nachts herumirren konnte, und ein großes Theater jeden Abend.‹« 〈Franz Mehring:〉 Charles Dickens – Die neue Zeit Stuttgart 1912 XXX, 1 p 621/22 [M 4 a, 4]

Elendsschilderei; vermutlich unter den Seinebrücken: »Une bohémienne dort la tête penchée en avant, sa bourse vide entre les jambes. Son corsage est couvert d’épingles que le soleil fait briller et tous ses accessoires de ménage et de toilette: deux brosses, le couteau ouvert, la gamelle fermée sont si bien rangés que ce semblant d’ordre crée presque une intimité, l’ombre d’un intérieur autour d’elle.« Marcel Jouhandeau: Images de Paris Paris 〈1934〉 p 62 [M 5, 1]

»›Mon beau navire‹ fit fureur … Ce fut le signal de toute une série de chansons de matelots qui semblaient avoir transformé tous les Parisiens en gens de mer et qui leur firent imaginer le canotage … Dans la riche Venise où le luxe étincelle, | Où brillent, dans les eaux, des portiques dorés, Où sont les grands palais dont le marbre révèle | Des chefs-d’œuvre de l’art, des trésors adorés! | Je n’ai que ma gondole, | Vive comme un oiseau, | Qui se balance et vole | A peine effleurant l’eau.« H Gourdon de Genouillac: Les refrains de la rue de 1830 à 1870 Paris 1879 p 21/22 [M 5, 2]

»– Qu’est-ce que c’est donc que ce vilain fricot, qui sent si mauvais et qui chauffe dans cette grande chaudière? … dit une espèce de provincial à une vieille portière. – Ça, mon cher monsieur, c’est des pavés qu’on fait cuire pour daller notre pauvre boulevart qui s’en serait ben passé!… Demandez-moi un peu si la promenade n’était pas plus gentille quand on marchait sur la terre comme dans un jardin.« La grande ville Nouveau tableau de Paris Paris 1844 I p 334 (Le bitume) [M 5, 3]

Über die ersten Omnibusse: »Il vient déjà de se créer une concurrence, ›les Dames blanches‹ … Ces voitures sont entièrement peintes en blanc, et les cochers, vêtus de … blanc, jouent avec leur pied sur un soufflet l’air de la Dame blanche: ›La Dame blanche vous regarde …‹« Nadar: Quand j’étais photographe Paris 〈1900〉 p 301/02 (1830 et environs) [M 5, 4]

Musset nennt einmal den Teil der Boulevards, der hinter dem théâtre des Variétés liegt und von den Flaneurs nicht frequentiert wurde, les grand⁠〈e〉⁠s Indes. [M 5, 5]

Der Flaneur ist der Beobachter des Marktes. Sein Wissen steht der Geheimwissenschaft von der Konjunktur nahe. Er ist der in das Reich des Konsumenten ausgeschickte Kundschafter des Kapitalisten. [M 5, 6]

Der Flaneur und die Masse: hierzu dürfte recht aufschlußreich der Rêve parisien von Baudelaire sein. [M 5, 7]

Der Müßiggang des Flaneurs ist eine Demonstration gegen die Arbeitsteilung. [M 5, 8]

Der Asphalt fand zuerst auf den Bürgersteigen Anwendung. [M 5, 9]

»So eine Stadt wie London, wo man stundenlang wandern kann, ohne auch nur an den Anfang des Endes zu kommen, ohne dem geringsten Zeichen zu begegnen, das auf die Nähe des platten Landes schließen ließe, ist doch ein eigen Ding. Diese kolossale Centralisation, diese Anhäufung von dritthalb Millionen Menschen auf Einem Punkt hat die Kraft dieser dritthalb Millionen verhundertfacht; sie hat London zur kommerziellen Hauptstadt der Welt erhoben, die riesenhaften Docks geschaffen und die Tausende von Schiffen versammelt, die stets die Themse bedecken … Aber die Opfer, die Alles das gekostet hat, entdeckt man erst später. Wenn man sich ein paar Tage lang auf dem Pflaster der Hauptstraßen herumgetrieben … hat, dann merkt man erst, daß diese Londoner das beste Theil ihrer Menschheit aufopfern mußten, um alle die Wunder der Civilisation zu vollbringen … Schon das Straßengewühl hat etwas Widerliches, etwas, wogegen sich die menschliche Natur empört. Diese Hunderttausende von allen Klassen und aus allen Ständen, die sich da an einander vorbeidrängen, sind sie nicht Alle Menschen, mit denselben Eigenschaften und Fähigkeiten, und mit demselben Interesse, glücklich zu werden? und haben sie nicht Alle ihr Glück am Ende doch durch ein und dieselben Mittel und Wege zu erstreben? Und doch rennen sie an einander vorüber, als ob sie gar Nichts gemein, gar Nichts mit einander zu thun hätten, und doch ist die einzige Uebereinkunft zwischen ihnen die stillschweigende, daß Jeder sich auf der Seite des Trottoirs hält, die ihm rechts liegt, damit die beiden an einander vorbeischießenden Strömungen des Gedränges sich nicht gegenseitig aufhalten; und doch fällt es Keinem ein, die Andern auch nur eines Blickes zu würdigen. Die brutale Gleichgültigkeit, die gefühllose Isolirung jedes Einzelnen auf seine Privatinteressen tritt um so widerwärtiger und verletzender hervor, je mehr dieser Einzelnen auf den kleinen Raum zusammengedrängt sind; und wenn wir auch wissen, daß diese Isolirung des Einzelnen, diese bornirte Selbstsucht überall das Grundprinzip unserer heutigen Gesellschaft ist, so tritt sie doch nirgends so schamlos unverhüllt, so selbstbewußt auf, als gerade hier in dem Gewühl der großen Stadt.« Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England Zweite Ausgabe Leipzig 1848 p 36/37 (Die großen Städte) [M 5 a, 1]

»J’entends par bohémiens cette classe d’individus dont l’existence est un problème, la condition un mythe, la fortune une énigme, qui n’ont aucune demeure stable, aucun asile reconnu, qui ne se trouvent nulle part, et que l’on rencontre partout! qui n’ont pas un seul état, et qui exercent cinquante professions; dont la plupart se lèvent le matin sans savoir où ils dîneront le soir; riches aujourd’hui, affamés demain; prêts à vivre honnêtement s’ils le peuvent, et autrement s’ils ne le peuvent pas.« Adolphe D’Ennery et Grangé: Les bohémiens de Paris (L’Ambigu-Comique 27 septembre 1843) Paris (Magasin Théatral) p 8/9 [M 5 a, 2]

»Alors de Saint-Martin traversant le portique, Passa comme un éclair l’Omnibus romantique.«

[Léon Gozlan:] Le triomphe des Omnibus Poème héroï-comique Paris 1828 p 15 [M 6, 1]

»Als in Bayern die erste deutsche Linie gebaut werden sollte, gab die medizinische Fakultät zu Erlangen das Gutachten ab die schnelle Bewegung erzeuge … Gehirnkrankheiten, schon der bloße Anblick des rasch dahinsausenden Zuges könne dies bewirken, es sei daher zumindest an beiden Seiten des Bahnkörpers eine fünf Fuß hohe Bretterwand zu fordern.« Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit III München 1931 p 91 [M 6, 2]

»Seit etwa 1845 … gab es schon allenthalben in Europa Eisenbahnen und Steamer, man verherrlichte die neuen Fahrzeuge … Reisebilder, Reisebriefe, Reisenovellen waren das bevorzugte Genre der Autoren und Leser.« Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit III München 1931 p 92 [M 6, 3]

Folgende Beobachtung ist bezeichnend für die Fragestellungen der Zeit: »Lorsqu’on est embarqué sur une rivière ou sur un lac, le corps est sans mouvement actif … la peau n’éprouve aucune contraction, ses pores restent béants et susceptibles d’absorber toutes les émanations et les vapeurs au milieu desquelles on se trouve. Le sang … reste … concentré dans les cavités de la poitrine et du ventre, et gagne avec peine les extrémités.« J.-F. Dancel: De l’influence des voyages sur l’homme et sur ses maladies Ouvrage spécialement destiné aux gens du monde Paris 1846 p 92 (Des promenades en bateau sur les lacs et les rivières) [M 6, 4]

Merkwürdige Unterscheidung zwischen flaneur und badaud: »N’allons pas toutefois confondre le flâneur avec le badaud: il y a une nuance … Le simple flâneur … est toujours en pleine possession de son individualité. Celle du badaud disparaît, au contraire, absorbée par le monde extérieur … qui le frappe jusqu’à l’enivrement et l’extase. Le badaud, sous l’influence du spectacle, devient un être impersonnel; ce n’est plus un homme: il est public, il est foule. Nature à part, âme ardente et naïve, portée à la rêverie … le vrai badaud est digne de l’admiration de tous les cœurs droits et sincères.« Victor Fournel: Ce qu’on voit dans les rues de Paris Paris 1858 p 263 (L’odyssée d’un flâneur dans les rues de Paris) [M 6, 5]

Die Phantasmagorie des Flaneurs: das Ablesen des Berufs, der Herkunft, des Charakters von den Gesichtern. [M 6, 6]

Noch 1851 gab es eine regelmäßige Postkutschenverbindung Paris-Venedig. [M 6, 7]

Zum Kolportagephänomen des Raumes: »Le sens du mystère, a écrit Odilon Redon, qui en avait appris le secret chez Vinci, est d’être tout le temps dans l’équivoque, dans les doubles, triples aspects, des soupçons d’aspect (images dans images), formes qui vont être, ou qui seront, selon l’état d’esprit du regardeur. Toutes choses plus que suggestives puisqu’elles apparaissent.« cit bei Raymond Escholier: Artiste (in Arts et métiers graphiques 1 juin 1935 No 47 p 7) [M 6 a, 1]

Der Flaneur des nachts. »Demain, peut-être, … le noctambulisme aura vécu. Mais au moins aura-t-il bien vécu, pendant les trente ou quarante ans qu’il aura duré … L’homme peut se reposer de temps en temps; les haltes et les stations lui sont permises: il n’a pas le droit de dormir.« Alfred Delvau: Les heures parisiennes Paris 1866 p 200 et 206 (Deux heures du matin) – Daß das Nachtleben eine bedeutende Ausdehnung hatte, geht schon daraus hervor, daß nach Delvau (p 163) die Läden um 10 Uhr schließen. [M 6 a, 2]

In dem Singspiel von Barré, Radet et Desfontaines⁠〈:〉 M Durelief ou petite revue des embellissemens de Paris (Théâtre du Vaudeville 9 juin 1810) Paris 1810⁠〈,〉 ist Paris, in Gestalt einer Modellnachbildung des M Durelief in die Landschaft hineingewandert. Der Chor stellt fest »combien il est agréable, d’avoir en sa possession Paris entier dans son salon«, (p 20) Inhalt des Stücks eine Wette zwischen dem Architekten Durelief und dem Maler Ferdinand; wenn ersterer in seinem Relief von Paris irgend ein embellissement vergessen habe, soll Ferdinand dessen Tochter Victorine gleich, sonst erst nach zwei Jahren bekommen. Es stellt sich heraus, daß der Bildner S M l’impératrice Marie Louise le »plus bel ornement« von Paris, vergessen hat. [M 6 a, 3]

Die Stadt ist die Realisierung des alten Menschheitstraumes vom Labyrinth. Dieser Realität geht, ohne es zu wissen der Flaneur nach. Ohne es zu wissen – nichts ist, auf der andern Seite törichter als die konventionelle These, die sein Verhalten rationalisiert und die unbestrittene Grundlage der uferlosen Literatur ist, die den Flaneur nach Verhalten oder Gestalt verfolgt, die These: er habe aus der physiognomischen Erscheinung der Menschen sein Studium gemacht, um ihnen 〈?〉 Nationalität und Stand, Charakter und Schicksale am Gang, am Körperbau, am Mi⁠〈e〉⁠nenspiel abzulesen. Wie dringend mußte das Interesse an der Verhüllung seiner Motive sein, um so fadenscheinigen Thesen Kurs zu verschaffen. [M 6 a, 4]

Der flaneur nimmt das Kostüm des voyageurs an in Maxime Du Camps »Le voyageur«:

»– J’ai peur de m’arrêter; c’est l’instinct de ma vie;

L’amour me fait trop peur; je ne veux pas aimer.
– Marche donc! marche donc! ô pauvre misérable,
Reprends ta triste route et poursuis tes destins.«

Maxime Du Camp: Les chants modernes Paris 1855 p 104 [M 7, 1]

Lithographie. »Les cochers de Fiacres aux prises avec ceux des Omnibus«. C⁠〈abinet〉 d⁠〈es〉 E⁠〈stampes〉 [M 7, 2]

Es gibt schon 1853 offizielle Statistiken über den Wagenverkehr an gewissen Hauptpunkten von Paris. »En 1853, trente et une lignes d’omnibus desservaient Paris et il est à remarquer qu’à peu de choses près, ces lignes étaient désignées par les mêmes lettres que nos autobus actuels. C’est ainsi que ›Madeleine-Bastille‹ était déjà la ligne E.« Paul D’Ariste: La vie et le monde du boulevard (1830-1870) Paris 〈1930〉 p 196 [M 7, 3]

Bei den Umsteigestationen der Omnibusse wurden die Fahrgäste nach Ordnungsnummern aufgerufen und mußten sich dann, um ihr Anrecht auf einen Platz zu behalten, melden. (1855) [M 7, 4]

»L’heure de l’absinthe … date de l’épanouissement … de la petite presse. Autrefois, quand il n’y avait que de grandes feuilles sérieuses … il n’y avait pas d’heure de l’absinthe. L’heure de l’absinthe est la résultante logique des échos de Paris et de la chronique.« Gabrièl Guillemot: Le bohême (Physionomies Parisiennes) Paris 1869 p 72 [M 7, 5]

Louis Lurine: Le treizième arrondissement de Paris Paris 1850 ist eines der bemerkenswertesten Zeugnisse für die Eigenphysiognomie des Quartiers. Das Buch hat bezeichnende stilistische Eigenheiten. Es personifiziert das Quartier; Formeln wie: »Le treizième arrondissement ne se dévoue à l’amour d’un homme, que lorsqu’il lui trouve des vices à aimer« (p 216) sind keine Seltenheit. [M 7, 6]

Diderots »C’est beau la rue!« ist ein beliebtes Wort bei den Chronisten der flânerie. [M 7, 7]

Zur Legende des Flaneurs: »A l’aide d’un mot que j’entends en passant, je refais toute une conversation, toute une vie; l’accent d’une voix me suffit pour accoler le nom d’un péché capital à l’homme que je viens de coudoyer et dont j’ai entrevu le profil.« Victor Fournel: Ce qu’on voit dans les rues de Paris Paris 1858 p 270 [M 7, 8]

Noch im Jahre 1857 ging 6 Uhr früh, rue Pavée-Saint-André eine Kutsche nach Venedig ab, die sechs Wochen brauch⁠〈t〉⁠e. vgl Fournel: Ce qu’on voit dans les rues de Paris p 273 [M 7, 9]

In den Omnibussen ein Zifferblatt, das die Zahl der Passagiere anzeigte. Wozu? Als avertissement für den Schaffner, der die Fahrscheine ausgab. [M 7, 10]

»Il est à remarquer … que l’omnibus semble éteindre et pétrifier tous ceux qui l’approchent. Les gens qui vivent des voyageurs … se reconnaissent d’ordinaire à une turbulence grossière …, dont les servants de l’omnibus sont à peu près les seuls qui n’offrent pas de traces. On dirait que de cette lourde machine s’échappe une influence placide et soporifique, semblable à celle qui endort les marmottes et les tortues au commencement de l’hiver.« Victor Fournel: Ce qu’on voit dans les rues de Paris Paris 1858 p 283 (Cochers de fiacres, cochers de remise et cochers d’omnibus) [M 7 a, 1]

»Au moment de la publication des Mystères de Paris, personne, dans certains quartiers de la capitale, ne doutait de l’existence de Tortillard, de la Chouette, du prince Rodolphe.« Charles Louandre: Les idées subversives de notre temps Paris 1872 p 44 [M 7 a, 2]

Die erste Anregung zu den Omnibussen stammt von Pascal und wurde unter Louis XIV realisiert, freilich mit der bezeichnenden Einschränkung, »que les soldats, pages, laquais et autres gens de livrée, même les manœuvres et gens de bras, ne pourroient entrer esdits carosses.« 1828 Einführung der Omnibusse, von denen es auf einer Affiche heißt: »Ces voitures … préviennent de leur passage par un jeu de trompettes de nouvelle invention.« Eugène D’Auriac: Histoire anecdotique de l’industrie française Paris 1861 p 250 et 281 [M 7 a, 3]

Unter die Stadtgespenster zählt »Lambert« – eine erfundne Gestalt, ein flaneur vielleicht. Jedenfalls erhielt sie den Boulevard als Schauplatz ihres Erscheinens zugewiesen. Es gab ein berühmtes couplet mit dem Refrain »Eh, Lambert!« Delvau widmet ihm in seinen Lions du jour 〈Paris 1867〉 einen Abschnitt (p 228) [M 7 a, 4]

Eine ländliche Figur im Stadtbild wird von Delvau in den »Lions du jour« in dem Kapitel »Le pauvre à cheval« beschrieben. »Ce cavalier était un pauvre diable à qui ses moyens interdisaient d’aller à pied, et qui demandait l’aumône comme un autre aurait demandé son chemin … Ce mendiant …, avec son petit bidet aux crins sauvages, au poil bourru comme celui d’un âne campagnard, me resta longtemps dans l’esprit et devant les yeux … Il est mort – rentier.« Alfred Delvau: Les lions du jour Paris 1867 p 116/117 »Le pauvre à cheval« [M 7 a, 5]

In der Absicht, das neue Naturgefühl des Parisers zu betonen, das über gastronomische Versuchungen erhaben ist, schreibt Rattier: »Un faisan laisserait miroiter devant sa loge de feuillage, les plumes d’or et de rubis de son panache et de sa queue …, qu’il les saluerait … comme un nabab de la forêt.« Paul-Ernest de Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 p 71/2 ◼ Grandville ◼ [M 7 a, 6]

»Ce n’est point le faux Paris qui fera le badaud … De flâneur qu’il était sur les trottoirs et devant les étalages, homme nul, insignifiant, insatiable de banquistes, d’émotions à dix centimes; étranger à tout ce qui n’est pas pierre, fiacre, lanterne à gaz … il s’est fait laboureur, vigneron, industriel de la laine, du sucre et du fer. Il ne s’abasourdit plus devant les habitudes de la nature. La germination de la plante ne lui paraît plus en dehors des procédés de fabrication usités dans le faubourg Saint-Denis.« Paul-Ernest de Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 p 74/75 [M 8, 1]

In seinem Pamphlet Le siècle maudit Paris 1843, das sich gegen die Korruption der zeitgenössischen Gesellschaft richtet, gebraucht Alexis Dumesnil die juvenalische Fiktion, die Menge auf dem Boulevard erstarre mit einem Male und es würde ein Register von jedes Einzelnen Gedanken und Zielen in diesem Augenblick aufgenommen (p 103/104). [M 8, 2]

»Der Gegensatz zwischen Stadt und Land … ist der krasseste Ausdruck der Subsumtion des Individuums unter die Teilung der Arbeit und unter eine bestimmte, ihm aufgezwungene Tätigkeit, eine Subsumtion, die den einen zum bornierten Stadttier, den anderen zum bornierten Landtier macht.« (〈Karl Marx und Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie〉 Marx-Engels Archiv hg von D. Rjazanov I Frankfurt a/M 〈1928〉 p 271/2) [M 8, 3]

Am Arc de Triomphe: »Unaufhörlich rollen die Cabriolets, Omnibus, Hirondellen, Velociferen, Citadinen, Dames blanches, und wie die öffentlichen Fuhrwerke alle heißen, diese Straßen auf- und abwärts; dazu die unzählbaren Whiskys, Berlinen, Carrossen, die Reiter und Reiterinnen.« L Rellstab: Paris im Frühjahr 1843 Lpz 1844 I p 212 Der Verfasser berichtet auch von einem Omnibus, der sein Fahrtziel auf einer Fahne geschrieben trug. [M 8, 4]

Um 1857 (vgl H de Pène: Paris intime Paris 1859 p 224) war die impériale der Omnibusse den Frauen untersagt. [M 8, 5]

»Le génial Vautrin, caché sous l’enveloppe de l’abbé Carlos Herrera, avait prévu l’engouement des Parisiens pour les transports en commun, lorsqu’il plaça tous ses fonds dans ces entreprises, afin de constituer une dot à Lucien de Rubempré.« Une promenade à travers Paris au temps des romantiques Exposition de la Bibliothèque et des Travaux historiques de la Ville de Paris [1908; Verf: Poëte, Beaurepaire, Clouzot, Henriot] p 28 [M 8, 6]

»Celui qui voit sans entendre est beaucoup plus … inquiet que celui qui entend sans voir. Il doit y avoir ici un facteur significatif pour la sociologie de la grande ville. Les rapports des hommes dans les grandes villes … sont caractérisés par une prépondérance marquée de l’activité de la vue sur celle de l’ouïe. Et cela … avant tout, à cause des moyens de communication publics. Avant le développement qu’ont pris les omnibus, les chemins de fer, les tramways au dix-neuvième siècle, les gens n’avaient pas l’occasion de pouvoir ou de devoir se regarder réciproquement pendant des minutes ou des heures de suite sans se parler.« G Simmel: Mélanges de philosophie rélativiste Contribution à la culture philosophique Paris 1912 p 26/7 (Essai sur la sociologie des sens) Der Sachverhalt, den Simmel mit dem besorgten und labilen Zustand in Beziehung setzt, hat im übrigen an der Vulgärphysiognomik einen gewissen Anteil. Der Unterschied zwischen dieser Physiognomik und der des 18ten Jahrhunderts ist zu studieren. [M 8 a, 1]

»Paris … habille un spectre de vieux numéros du Constitutionnel, et fait Chodruc Duclos.« Victor Hugo: Œuvres complètes Roman 7 Paris 1881 p 32 (Les Misérables III) [M 8 a, 2]

Über Victor Hugo: »La matinée, pour lui, constituait le travail immobile; l’après-midi, le travail errant. Il adorait les impériales d’omnibus, ces balcons roulants, comme il les appelait, d’où il pouvait étudier à loisir les aspects divers de la ville géante. Il prétendait que le brouhaha étourdissant de Paris lui produisait le même effet que la mer.« Edouard Drumont: Figures de bronze ou statues de neige Paris 〈1900〉 p 25 (Victor Hugo) [M 8 a, 3]

Sonderexistenz der quartiers: noch um die Mitte des Jahrhunderts erzählte man sich von der Ile Saint-Louis, wenn ein Mädchen dort keinen guten Ruf habe, müsse sie sich ihren zukünftigen Mann außerhalb des quartiers suchen. [M 8 a, 4]

»O nuit! ô rafraîchissantes ténèbres! … dans les labyrinthes pierreux d’une capitale, scintillement des étoiles, explosion des lanternes, vous êtes le feu d’artifice de la déesse Liberté!« Charles Baudelaire: Le spleen de Paris éd Hilsum Paris p 203 (XXII Le crépuscule du soir) [M 8 a, 5]

Namen von Omnibussen um 1840 bei Gaëtan Niépovié: Etudes physiologiques sur les grandes métropoles de l’Europe occidentale Paris 1840 p 113: Parisiennes, Hirondelles, Citadines, Vigilantes, Aglaés, Deltas. [M 8 a, 6]

Paris als Landschaft unter den Malern liegend: »Levez la tête en traversant la rue Notre-Dame-de-Lorette et pointez votre regard sur quelqu’une des plates-formes qui couronnent les maisons, à la mode italienne. Alors il est impossible que vous n’aperceviez pas se dessiner à sept étages au-dessus du niveau des trottoirs quelque chose de semblable à ces mannequins placés dans les champs pour servir d’épouvantail … – C’est d’abord une robe de chambre où se fondent, sans harmonie, toutes les couleurs de l’arc-en-ciel, un pantalon à pieds d’une forme inconnue et des pantoufles impossibles à décrire. Sous cet attirail burlesque se cache un jeune peintre.« Paris chez soi Paris 〈1854〉 p 191/92 (Albéric Second: Rue Notre-Dame-de-Lorette) [M 9, 1]

Geffroy, unter dem Eindruck des œuvres von Meryon: »Ce sont les choses représentées qui apportent à celui qui les regarde la possibilité de les rêver.« Gustave Geffroy: Charles Meryon Paris 1926 p 4 [M 9, 2]

»L’omnibus, ce Leviathan de la carrosserie, et ces voitures si nombreuses s’entre-croisant avec la rapidité de l’éclair!« Théophile Gautier [in: Edouard Fournier: Paris démoli Deuxième édition Avec une préface par M. Théophile Gautier Paris 1855 p IV⁠〈] (Diese Vorrede erschien – wohl als Kritik der ersten Auflage – im Moniteur universel 21 janvier 1854. Sie dürfte ganz oder teilweise mit Gautiers »Mosaïque de ruines« in Paris et les Parisiens au XIX siècle Paris 1856 identisch sein.) [M 9, 3]

»Die heterogensten Zeitelemente stehen also in der Stadt nebeneinander. Wenn man aus einem Haus des 18. Jahrhunderts in eines des 16. tritt, so stürzt man einen Zeitabhang hinab, gleich daneben steht eine Kirche aus der gotischen Zeit, man gerät in die Tiefe, ein paar Schritte weiter ist man in einer Straße aus den Gründerjahren …, man steigt den Zeitenberg hinauf. Wer eine Stadt betritt, fühlt sich wie in einem Traumgewebe, wo auch einem Geschehnis von heute das vergangenste sich angliedert. Ein Haus gesellt sich zum andern, gleichviel aus welcher Zeitschicht sie datieren, so entsteht eine Straße. Und weiter, indem diese Straße, sei sie auch aus der Goethezeit, in eine andere, sei sie aus der wilhelminischen Epoche, einmündet, entsteht das Quartier … Die Gipfelpunkte der Stadt sind ihre Plätze, in welche nicht nur radial viele Straßen, sondern ihre Geschichtsströme einmünden. Kaum sind sie eingeströmt, so werden sie umfaßt, die Platzränder sind die Ufer, so daß schon die äußere Form des Platzes Bescheid gibt über die Geschichte, die sich auf ihm abspielt … Dinge, die in den politischen Ereignissen nicht oder kaum zum Ausdruck kommen, entfalten sich in den Städten, sie sind ein feinstes Instrument, empfindlich trotz ihrer Steinschwere wie eine Äolsharfe für die lebendigen historischen Luftschwingungen.« Ferdinand Lion: Geschichte biologisch gesehen Zürich und Leipzig 〈1935〉 p 125/126, 128 (Notiz über Städte) [M 9, 4]

Delvau will im Flanieren die sozialen Schichtungen der pariser Gesellschaft so mühelos erkennen wie ein Geologe die Erdschichten. [M 9 a, 1]

L’homme de lettres – »Les réalités les plus poignantes ne sont pas pour lui des spectacles: ce sont des études.« Alfred Delvau: Les dessous de Paris Paris 1860 p 121 [M 9 a, 2]

»Un homme qui se promène ne devrait pas avoir à se préoccuper des risques qu’il court ou des règles d’une cité. Si une idée amusante lui vient à l’esprit, si une boutique curieuse s’offre à sa vue, il est naturel que, sans avoir à affronter des dangers tels que nos arrière-parents ne les ont pas même soupçonnés, il veuille traverser la chaussée. Or, il ne peut le faire aujourd’hui sans prendre mille précautions, sans interroger l’horizon, sans demander conseil à la préfecture de police, sans se mêler à un troupeau ahuri et bousculé, dont le chemin est tracé à l’avance par des parcelles de métal brillant. S’il essaie de réunir les pensées fantasques qui lui viennent et que doivent exciter les visions de la rue, il est assourdi par les klaxons, abruti par les hauts parleurs …, démoralisé par les bribes de conférences, de renseignements politiques et da jazz qui s’échappent surnoisement des fenêtres. Autrefois aussi, ses frères, les badauds, qui cheminaient doucement sur les trottoirs et s’arrêtaient un peu partout, donnaient au flot humain une douceur et une tranquillité qu’il a perdues. Maintenant, c’est un torrent, où vous êtes roulé, bousculé, rejeté, porté de droite et de gauche.« Edmond Jaloux: Le dernier flâneur (Le Temps 22 mai 1936) [M 9 a, 3]

»Sortir quand rien ne vous y force, et suivre son inspiration comme si le fait seul de tourner à droite ou à gauche constituait déjà un acte essentiellement poétique.« Edmond Jaloux: Le dernier flâneur (Le Temps 22 mai 1936) [M 9 a, 4]

»Dickens … ne pouvait pas vivre à Lausanne parce qu’il lui fallait pour composer ses romans l’immense labyrinthe des rues de Londres où il rôdait sans arrêt … Thomas de Quincy … Baudelaire nous dit qu’il était ›une espèce de péripatéticien, un philosophe de la rue, méditant sans cesse à travers le tourbillon de la grande cité.‹« Edmond Jaloux: Le dernier flâneur (Le Temps 22 mai 1936) [M 9 a, 5]

»L’obsession de Taylor, de ses collaborateurs et successeurs, est la ›guerre à la flâneries‹.« Georges Friedmann: La crise du progrès Paris 〈1936〉 p 76 [M 10, 1]

Das Städtische bei Balzac: »Die Natur erscheint ihm magisch als das Arcanum der Materie. Sie erscheint ihm symbolisch als Widerspiel menschlicher Kräfte und Strebungen: im Wogenprall des Meeres empfindet er ›l’exaltation des forces humaines‹, im Duft- und Farbenprunk der Blumen die Chiffernschrift des Liebessehnens. Immer bedeutet ihm die Natur etwas anderes, eine Hindeutung auf den Geist. Die umgekehrte Bewegung kennt er nicht: das Zurücktauchen des Menschen in die Natur, den erlösten Einklang mit Sternen, Wolken, Winden. Zu sehr erfüllte ihn die Spannung des Menschendaseins.« Ernst Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 468/469 [M 10, 2]

»Balzac hat ein Leben gelebt … der jagenden Hast und des vorzeitigen Zusammenbruches, wie es der Daseinskampf der modernen Gesellschaft dem Bewohner der großen Städte aufgebürdet hat … Balzacs Existenz ist das erste Beispiel dafür, daß ein Genius dieses Leben teilt und es als das seine lebt.« Ernst Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 464/465 Zur Frage des Tempos ist Folgendes heranzuziehen: »Poesie und Kunst … erwachsen aus einer ›schnellen Schau der Dinge‹. … In Séraphita wird als ein Wesensmerkmal der künstlerischen Intuition die Schnelligkeit angeführt: ›cette vue intérieure dont les véloces perceptions amènent tour à tour dans l’âme, comme sur une toile, les paysages les plus contrastants du globe‹.« Ernst Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 445 [M 10, 3]

»Si Dieu a imprimé … la destinée de chaque homme dans sa physionomie … pourquoi la main ne résumerait-elle pas la physionomie, puisque la main est l’action humaine tout entière et son seul moyen de manifestation? De là la chiromancie … Prédire à un homme les événements de sa vie à l’aspect de sa main, n’est pas un fait plus extraordinaire … que le fait de dire à un soldat qu’il se battra, à un avocat qu’il parlera, à un cordonnier qu’il fera des souliers ou des bottes, à un cultivateur qu’il fumera la terre et la labourera. Choisissons un exemple frappant? Le génie est tellement visible en l’homme, qu’en se promenant à Paris, les gens les plus ignorants devinent un grand artiste quand il passe … La plupart des observateurs de la nature sociale et parisienne peuvent dire la profession d’un passant en le voyant venir.« Honoré de Balzac: Le cousin Pons (Œuvres complètes XVIII Scènes de la vie parisienne VI Paris 1914 p 130) [M 10, 4]

»Ce que les hommes nomment amour est bien petit, bien restreint et bien faible, comparé à cette ineffable orgie, à cette sainte prostitution de l’âme qui se donne tout entière, poésie et charité, à l’imprévu qui se montre, à l’inconnu qui passe.« Charles Baudelaire: Le Spleen de Paris (ed R Simon) p 16 (Les foules) [M 10 a, 1]

»Quel est celui de nous qui n’a pas, dans ses jours d’ambition, rêvé le miracle d’une prose poétique, musicale sans rhythme et sans rime, assez souple et assez heurtée pour s’adapter aux mouvements lyriques de l’âme, aux ondulations de la rêverie, aux soubresauts de la conscience? / C’est surtout de la fréquentation des villes énormes, c’est du croisement de leurs innombrables rapports que naît cet idéal obsédant.« Charles Baudelaire: Le spleen de Paris Paris (ed R Simon) p 1/2 A Arsène Houssaye [M 10 a, 2]

»Il n’est pas d’objet plus profond, plus mystérieux, plus fécond, plus ténébreux, plus éblouissant qu’une fenêtre éclairée d’une chandelle.« Charles Baudelaire: Le spleen de Paris (ed R Simon) Paris p 62 (Les fenêtres) [M 10 a, 3]

»L’artiste cherche la vérité éternelle et ignore l’éternité qui continue autour de lui. Il admire la colonne du temple babylonien et méprise la cheminée d’usine. Quelle est la différence de lignes? Quand l’ère de la force motrice par le feu de charbon sera achevée, on admirera les vestiges des dernières hautes cheminées comme on admire aujourd’hui les débris des colonnes de temples … La vapeur tant maudite par les écrivains leur permet de déplacer leur admiration … Au lieu d’attendre d’être arrivés dans le golfe du Bengale pour chercher des sujets de ravissement, ils pourraient avoir une curiosité quotidienne à l’égard de ce qui les touche. Un porteur de la gare de l’Est est aussi pittoresque qu’un portefaix de Colombo … Sortir de chez soi comme si l’on arrivait de loin; découvrir un monde qui est celui dans lequel on vit; commencer sa journée comme si l’on débarquait de Singapour, si l’on n’avait jamais vu le paillasson de sa porte ni la figure des gens de son palier …; voilà qui révèle l’humanité présente, ignorée.« Pierre Hamp: La littérature, image de la société (Encyclopédie française XVI Arts et littératures dans la société contemporaine I p 64,1) [M 10 a, 4]

Chesterton knüpft an eine Redensart im englischen Argot an, um Dickens in seinem Verhältnis zur Straße zu kennzeichnen. »Il a les clefs de la rue« sagt man von jemandem, der vor einer verschlossenen Türe steht. »Dickens … avait bien, dans le sens le plus consacré et le plus sérieux, la clef de la rue … Son sol à lui, c’étaient les pavés; les réverbères étaient ses étoiles; le passant, son héros. Il pouvait ouvrir la porte la plus cachée de sa maison, la porte donnant sur le passage secret qui, bordé de maisons, a pour toit les astres!« GK Chesterton: Dickens (Vies des hommes illustres No 9) Traduit de l’anglais par Laurent et Martin-Dupont Paris 1927 p 30 [M 11, 1]

Dickens als Kind⁠〈:〉 »Quand il avait fini de trimer, il n’avait pas d’autre ressource que de flâner, et il flâna à travers la moitié de Londres. C’était un enfant rêveur, préoccupé surtout de sa triste destinée … Il ne s’appliqua pas à observer comme le font les pédants; il ne regarda pas Charing Cross pour s’instruire; il ne compta pas les réverbères de Holborn pour apprendre l’arithmétique; mais inconsciemment il plaça dans ces lieux les scènes du drame monstrueux qui s’élaborait dans sa petite âme oppressée. Il se trouvait dans l’obscurité sous les réverbères de Holborn et souffrait le martyre à Charing Cross. Pour lui plus tard tous ces quartiers eurent l’intérêt qui n’appartient qu’aux champs de bataille.« GK Chesterton: Dickens (Vies des hommes illustres No 9) Traduit de l’anglais par Laurent et Martin-Dupont Paris 1927 p 30/31 [M 11, 2]

Zur Psychologie des Flaneurs: »Les scènes ineffaçables que nous pouvons tous revoir en fermant les yeux, ce ne sont pas celles que nous avons contemplées avec un guide à la main, mais bien celles auxquelles nous n’avons pas fait attention sur le moment et que nous avons traversées en pensant à autre chose, à un péché, à une amourette ou à un ennui puéril. Si nous voyons maintenant l’arrière-plan, c’est parce que nous ne l’avons pas vu alors. De même façon, Dickens ne retint pas dans son esprit l’empreinte des choses; il mit plutôt sur les choses l’empreinte de son esprit.« GK Chesterton: Dickens (Vies des hommes illustres No 9) Traduit de l’anglais par Laurent et Martin-Dupont Paris 1927 p 31 [M 11, 3]

Dickens: »En mai 1846, il fait une fugue en Suisse, et essaie d’écrire Dombey et fils à Lausanne … La besogne n’avance pas. Il attribue surtout ce fait à son amour pour Londres, qui lui manque, à ›l’absence des rues, du grand nombre des personnages … Mes personnages à moi semblent frappés de torpeur quand la foule ne les environne plus.‹« GK Chesterton; Dickens Traduit par Laurent et Martin-Dupont Paris 1927 p 125 [M 11 a, 1]

»In … ›Le Voyage de MM. Dunanan père et fils‹ wird zwei Provinzlern vorgespiegelt, daß Paris Venedig sei, wohin sie eigentlich reisen wollten. Paris als Ort des Rauschs, an dem sich die Sinne verwirren.« S Kracauer: Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit Amsterdam 1937 p 283 [M 11 a, 2]

Nach einer Bemerkung von Musset beginnt jenseits der Grenzen des Boulevards »Groß-Indien«. (Muß es nicht vielmehr heißen: der ferne Osten?) (cf S Kracauer: Offenbach p 105) [M 11 a, 3]

Kracauer meint »daß man auf dem Boulevard der Natur mit einer betonten Feindseligkeit begegnete … Die Natur war vulkanisch wie das Volk.« S Kracauer: Jacques Offenbach Amsterdam 1937 p 107 [M 11 a, 4]

Über den Kriminalroman: »Il faut tenir pour acquis que cette métamorphose de la Cité tient à la transposition dans son décor, de la savane et de la forêt de Fenimore Cooper, où toute branche cassée signifie une inquiétude ou un espoir, où tout tronc dissimule le fusil d’un ennemi ou l’arc d’un invisible et silencieux vengeur. Tous les écrivains, Balzac le premier, ont nettement marqué cet emprunt et ont rendu loyalement à Cooper ce qu’ils lui devaient. Les ouvrages du type des Mohicans de Paris d’A. Dumas, au titre significatif entre tous, sont des plus fréquents.« Roger Caillois: Paris, mythe moderne (Nouv⁠〈elle〉 Revue Franç〈aise〉 XXV, 284 1 mai 1937 p 685/686) [M 11 a, 5]

In der Folge von Coopers Einfluß eröffnet sich dem Romancier (Dumas) die Möglichkeit, den Erfahrungen des Jägers im städtischen Dekor Spielraum zu geben. Dies hat für die Entstehung der Detektivgeschichte seine Bedeutung. [M 11 a, 6]

»Il paraîtra sans doute acceptable d’affirmer qu’il existe … une représentation fantasmagorique de Paris, plus généralement de la grande ville, assez puissante sur les imaginations pour que jamais en pratique ne soit posée la question de son exactitude, créée de toutes pièces par le livre, assez répandue néanmoins pour faire … partie de l’atmosphère mentale collective.« Roger Caillois: Paris, mythe moderne (N⁠〈ouvelle〉 R⁠〈evue〉 Française) XXV, 284 1 mai 1937 p 684) [M 12, 1]

»Le faubourg Saint-Jacques est un des faubourgs les plus primitifs de Paris. A quoi cela tient-il? Est-ce parce que, entouré de quatre hôpitaux comme une citadelle l’est de quatre bastions, ces quatre hôpitaux éloignent le touriste du quartier? est-ce parce que, ne conduisant à aucune grande route, n’aboutissant à aucun centre … le passage des voitures y est très-rare? Aussi, dès qu’une voiture apparaît dans le lointain, le gamin privilégié qui le premier l’aperçoit fait un porte-voix de ses deux mains, et la signale à tous les habitants du faubourg, absolument comme sur les côtes de l’Océan on signale une voile qu’on aperçoit à l’horizon.« A Dumas: Les Mohicans de Paris I Paris 1859 p 102 (»XXV Où il est question des sauvages du faubourg Saint-Jacques« Das Kapitel beschreibt nichts als die Anfahrt eines Pianos vor einem Haus des faubourgs. Niemand ahnt, daß es sich um ein Instrument handelt; alle aber sind hingerissen vom Anblick d’»une énorme pièce de bois d’acajou« (p 103); denn Mahagonimöbel kannte man im quartier noch kaum.) [M 12, 2]

Aus dem Prospekt der Mohicans de Paris die ersten Worte: »Paris – Les Mohicans! … Deux noms heurtés comme le qui-vive de deux inconnus gigantesques, au bord d’un abîme traversé par cette lumière électrique dont Alexandre Dumas est le foyer.« [M 12, 3]

Titelbild vom dritten Bande der Mohicans de Paris Paris 1863 »La forêt vierge« [de la rue d’Enfer][M 12, 4]

»Que de précautions merveilleuses! que de soins, que d’ingénieuses combinaisons, de subtils industries! Le sauvage de l’Amérique, qui efface en marchant la trace de ses pas, pour se dérober à l’ennemi qui le poursuit, n’est pas plus habile et plus minutieux dans ses précautions.« Alfred Nettement: Etudes sur le feuilleton-roman I 〈Paris 1845〉 p 419 [M 12, 5]

Vigny (nach Miss Corkran: Celebrities and I 〈London 1902〉 cit L Séché: A de Vigny II 〈Paris 1913〉 p 295) beim Anblick der cheminées von Paris: »J’adore ces cheminées … Oh oui, la fumée de Paris m’est plus belle que les solitudes des bois et des montagnes.« [M 12, 6]

Man tut gut, die Detektivgeschichte im Zusammenhang mit dem methodischen Genie von Poe zu betrachten wie Valéry (ed der Fleurs du mal Paris 1928 introduction de Paul Valéry p XX) es tut: »Parvenir au point où l’on domine tout le champ d’une activité, c’est apercevoir nécessairement une quantité de possibles … Il n’est donc pas étonnant que Poe, en possession d’une méthode si puissante …, se soit fait l’inventeur de plusieurs genres, ait donné les premiers … exemples du conte scientifique, du poème cosmogonique moderne, du roman de l’instruction criminelle, de l’introduction dans la littérature des états psychologiques morbides.« [M 12 a, 1]

Zum »Mann der Menge« diese Stelle aus einem Artikel in der Semaine 4 octobre 1846, der Balzac oder auch Hippolyte Castille zugeschrieben wird (cit Messac 〈:Le »Detective Novel« et l’influence de la pensée scientifique Paris 1929〉 p 424): »L’œil s’attache à cet homme qui marche dans la société à travers les lois, les embûches, les trahisons de ses complices, comme un sauvage du nouveau monde parmi les reptiles, les bêtes féroces et les peuplades ennemies.« [M 12 a, 2]

Zum »Mann der Menge«: Bulwer instrumentiert seine Schilderung der großstädtischen Menge im Eugen Aram IV, 5 mit dem Hinweis auf eine goethische Bemerkung, jeder Mensch, der beste wie der elendeste, trage ein Geheimnis mit sich, das ihn allen andern verhaßt machen würde, wenn es bekannt würde. Weiter begegnet bei Bulwer schon die Konfrontation von Stadt und Landschaft zu Gunsten der Stadt. [M 12 a, 3]

Zur Detektivgeschichte: »In der amerikanischen Heldenphantasie spielt der indianische Charakter eine Hauptrolle … Nur noch die indianischen Initiationen können mit der Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit eines rigorosen amerikanischen Trainings wetteifern … In allem, was der Amerikaner wirklich will, kommt der Indianer zum Vorschein; in der außerordentlichen Konzentration auf ein gewisses Ziel, in der Zähigkeit der Verfolgung, im unentwegten Ertragen größter Schwierigkeiten kommen alle legendären Tugenden des Indianers zur vollen Geltung.« CG Jung: Seelenprobleme der Gegenwart Zürich Lpz Stuttgart 1932 p 207 (Seele und Erde) [M 12 a, 4]

Chapitre II Physionomie de la rue des »Argument du livre sur la Belgique⁠〈«〉: »Lavage des façades et des trottoirs, même quand il pleut à flots. Manie nationale, universelle … Pas d’étalages aux boutiques. La flânerie, si chère aux peuples doués d’imagination, impossible à Bruxelles, rien à voir, et des chemins impossibles.« Baudelaire: Œuvres II 〈Paris 1932〉 ed Y-G Le Dantec p 709/710 [M 12 a, 5]

Le Breton macht Balzac zum Vorwurf, es gebe bei ihm »trop de Mohicans en spencer et d’Iroquois en redingote«. cit Régis Messac: Le »Detective Novel« et l’influence de la pensée scientifique Paris 1929 p 425 [M 13, 1]

Aus den ersten Seiten der »Mystères de Paris«: »Tout le monde a lu ces admirables pages dans lesquelles Cooper, le Walter Scott américain, a retracé les mœurs féroces des sauvages, leur langue pittoresque, poétique, les mille ruses à l’aide desquelles ils fuient ou poursuivent leurs ennemis … Nous allons essayer de mettre sous les yeux du lecteur quelques épisodes de la vie d’autres barbares aussi en dehors de la civilisation que les sauvages peuplades si bien peintes par Cooper.« cit Régis Messac: Le »Detective Novel« Paris 1929 p 425 [M 13, 2]

Denkwürdige Verkettung zwischen der Flanerie und dem Detektivroman im Anfang der »Mohicans de Paris«: »Dès le début, Salvator dit au poète Jean Robert: ›Voulez-vous faire du roman? Prenez Lesage, Walter Scott et Cooper …‹ Ensuite, tels des personnages des Mille et Une Nuits, ils jettent au vent un fragment de papier et le suivent, persuadés qu’il va les conduire à un sujet de roman, ce qui arrive en effet.« Régis Messac: Le »Detective Novel« et l’influence de la pensée scientifique Paris 1929 p 429 [M 13, 3]

Über die Epigonen von Sue und Balzac »qui vont pulluler dans le roman-feuilleton. L’influence de Cooper s’y fait sentir tantôt directement, tantôt par l’intermédiaire de Balzac ou d’autres imitateurs. Paul Féval, dès 1856, dans Les Couteaux d’Or, transporte hardiment les habitudes et même les habitants de la prairie dans le décor parisien: on y voit un chien merveilleusement doué qui s’appelle Mohican, un duel de chasseurs, à l’américaine, dans la banlieue de Paris, et un Peau-Rouge du nom de Towah, qui tue et scalpe quatre de ses ennemis en plein Paris, dans un fiacre, si dextrement que le cocher ne s’en aperçoit même pas. Un peu plus tard, dans Les Habit noirs (1863) il multiplie les comparaisons dans le goût de Balzac: ›… les sauvages de Cooper en plein Paris! La grand’ville n’est-elle pas aussi mystérieuse que les forêts du nouveau monde? …‹« In einer anschließenden Anmerkung: »Cf aussi II, XIX où il met en scène deux vagabonds, Echalot et Similor ›Hurons de nos lacs de boue, Iroquois du ruisseau.‹« Régis Messac: Le »Detective Novel« et l’influence de la pensée scientifique Bibliothèque de la revue de littérature comparée tome 59 p 425/426 [M 13, 4]

»La poësie de terreur que les stratagèmes des tribus ennemies en guerre répandent au sein des forêts de l’Amérique, et dont a tant profité Cooper, s’attachait aux plus petits détails de la vie parisienne. Les passants, les boutiques, les fiacres, une personne debout à une croisée, tout offrait aux Hommes-Numéros à qui la défense de la vie du vieux Peyrade était confiée, l’intérêt énorme que présentent dans les romans de Cooper un tronc d’arbre, une habitation de castors, un rocher, la peau d’un bison, un canot immobile, un feuillage à fleur d’eau.« Balzac: A combien l’amour revient aux vieillards [M 13 a, 1]

In der Figur des Flaneurs hat die des Detektivs sich präformiert. Dem Flaneur mußte an einer gesellschaftlichen Legitimierung seines Habitus liegen. Es paßte ihm ausgezeichnet, seine Indolenz als eine scheinbare präsentiert zu sehen, hinter der in Wirklichkeit die angespannte Aufmerksamkeit eines Beobachters sich verbirgt, der den ahnungslosen Missetäter nicht aus den Augen läßt. [M 13 a, 2]

In dem baudelaireschen Essay über Marceline Desbordes-Valmore taucht zum Schluß der promeneur auf, der sich in der Gartenlandschaft ihrer Poesie ergeht; die Perspektiven des Vergangenen und des Zukünftigen tun sich vor ihm auf. »Mais ces ciels sont trop vastes pour être généralement purs, et la température du climat trop chaude … Le promeneur, en contemplant ces étendues voilées de deuil, sent monter à ses yeux les pleurs de l’hystérie, hysterical tears.« Charles Baudelaire: L’art romantique Paris p 343 (Marceline Desbordes-Valmore) Der Promeneur ist 〈zum〉 »Lustwandeln« nicht mehr imstande; er flüchtet sich in den Schatten der Städte: er wird Flaneur. [M 13 a, 3]

Vom alten Victor Hugo, aus der Zeit, da er in der rue Pigalle wohnte, erzählt Jules Claretie, daß er gern auf den impériales der Omnibusse in Paris spazieren fuhr. Er liebte es, so auf das Getriebe der Straße herunterzuschauen. (Vgl Raymond Escholier: Victor Hugo raconté par ceux qui l’ont vu Paris 1931 p 350-Jules Claretie: Victor Hugo) [M 13 a, 4]

»Vous souvenez-vous d’un tableau … écrit par la plus puissante plume de cette époque et qui a pour titre l’Homme des foules? Derrière la vitre d’un café, un convalescent, contemplant la foule avec jouissance, se mêle, par la pensée, à toutes les pensées qui s’agitent autour de lui. Revenu récemment des ombres de la mort, il aspire avec délices tous les germes et tous les effluves de la vie; comme il a été sur le point de tout oublier, il se souvient et veut avec ardeur se souvenir de tout. Finalement, il se précipite à travers cette foule à la recherche d’un inconnu dont la physionomie entrevue l’a, en un clin d’oeil, fasciné. La curiosité est devenue une passion fatale, irrésistible!« Baudelaire: L’art romantique Paris p 61 (Le peintre de la vie moderne) [M 14, 1]

Schon André Le Breton: Balzac, l’homme et l’œuvre 〈Paris 1905〉 vergleicht balzacsche Figuren – »les usuriers, les avoués, les banquiers« – mit Mohicanern, denen sie mehr als den Parisern ähneln. (Vgl Rémy de Gourmont: Promenades littéraires Deuxième série Paris 1906 p 117/118 — Les maîtres de Balzac) [M 14, 2]

Aus Baudelaires »Fusées«: »L’homme … est toujours … à l’état sauvage! Qu’est-ce que les périls de la forêt et de la prairie auprès des chocs et des conflits quotidiens de la civilisation? Que l’homme enlace sa dupe sur le boulevard, ou perce sa proie dans des forêts inconnues, n’est-il pas … l’animal de proie le plus parfait?⁠〈«〉 [M 14, 3]

Raffet hat Ecossaisen und Tricycles (auf Lithographien?) dargestellt. [M 14, 4]

»Quand Balzac découvre les toits ou perce les murs pour donner un champ libre à l’observation, … vous écoutez aux portes …; vous faites en un mot … dans l’intérêt de vos inventions romanesques, ce que nos voisins les Anglais appellent dans leur pruderie police détective!« Hippolyte Babou: La vérité sur le cas de M Champfleury Paris 1857 p 30 [M 14, 5]

Lohnend wäre, einzelne präzise Züge zur Physiognomik des Stadtbewohners ausfindig zu machen. Beispiel: der Bürgersteig, der dem Fußgänger vorbehalten ist, läuft am Fahrdamm entlang. So hat der Stadtbewohner unterwegs bei seinen alltäglichsten Geschäften, wenn er zu Fuß ist, ununterbrochen das Bild des Konkurrenten vor Augen, der im Wagen ihn überholt. – Die Bürgersteige wurden gewiß im Interesse derer angelegt, die zu Wagen oder zu Pferde waren. Wann? [M 14, 6]

»Pour le parfait flaneur … c’est une immense jouissance que d’élire domicile dans le nombre, dans l’ondoyant … Etre hors de chez soi, et pourtant se sentir partout chez soi; voir le monde, être au centre du monde et rester caché au monde, tels sont quelques-uns des moindres plaisirs de ces esprits indépendants, passionnés, impartiaux[!!], que la langue ne peut que maladroitement définir. L’observateur est un prince qui jouit partout de son incognito … L’amoureux de la vie universelle entre dans la foule comme dans un immense réservoir d’électricité. On peut aussi le comparer, lui, à un miroir aussi immense que cette foule; à un kaleïdoscope doué de conscience, qui, à chacun de ses mouvements, représente la vie multiple et la grâce mouvante de tous les éléments de la vie.« Baudelaire: L’art romantique Paris p 64/65 (Le peintre de la vie moderne) [M 14 a, 1]

Das Paris von 1908. »Un Parisien habitué à la foule, aux voitures, et à choisir les rues, parvenait à faire de longues courses d’un pas régulier et souvent distrait. D’une façon générale l’abondance des moyens de circulation n’avait pas encore donné à plus de trois millions d’hommes l’idée … qu’ils peuvent se déplacer à tout propos, et que la distance est ce qui compte le moins.« Jules Romains: Les hommes de bonne volonté I Le 6 octobre Paris 〈1932〉 p 204 [M 14 a, 2]

Im »6 octobre« beschreibt Romains im Kapitel XVII »Le grand voyage du petit garçon« (p 176-184) wie Louis Bastide seinen Reisen durch Montmartre, vom Carrefour Ordener bis zur rue Custine treibt 〈sic〉. »Il a une mission à remplir. On l’a chargé d’une certaine course, d’une chose à porter, ou peut-être à annoncer.« (p 179) Romains entwickelt an diesem Reisenspiel 〈sic〉 einige Perspektiven – besonders die Alpenlandschaft von Montmartre mit der Bergschänke (p 180) – die denen gleichen, in die die Phantasie des Flaneurs sich verlieren kann. [M 14 a, 3]

Maxime des Flaneurs: »Dans notre monde uniformisé, c’est sur place et en profondeur qu’il faut aller; le dépaysement et la surprise, l’exotisme le plus saisissant, sont tout près.« Daniel Halévy: Pays parisiens Paris 〈1932〉 p 153 [M 14 a, 4]

Man findet bei Jules Romains Crime de Quinette (Les hommes de bonne volonté II) etwas wie das Negativ der Einsamkeit, die meist die Gefährtin des Flaneurs ist. Es ist vielleicht, daß die Freundschaft stark genug ist, diese Einsamkeit zu durchbrechen, was das Überzeugende von Romains These ausmacht. »A mon idée, c’est toujours un peu comme cela que l’on devient amis. On est présents ensemble à un moment du monde, peut-être à un secret fugitif du monde; à une apparition que personne n’a vue encore, que peut-être personne ne verra plus. Même si c’est très peu de chose. Tiens: deux hommes par exemple se promènent, comme nous. Et il y a tout à coup, grâce à une échancrure de nuage, une lumière qui vient frapper le haut d’un mur; et le haut du mur devient pour un instant on ne sait quoi d’extraordinaire. L’un des deux hommes touche l’épaule de l’autre, qui lève la tête, et voit ça aussi, comprend ça aussi. Puis la chose s’évanouit là-haut. Mais eux sauront in aeternum qu’elle a existé.« Jules Romains: Les hommes de bonne volonté II Crime de Quinette 〈Paris 1932〉 p 175/176 [M 15, 1]

Mallarmé. »Il avait traversé la place et le pont de l’Europe, presque chaque jour saisi, confiait-il à Georges Moore, par la tentation de se jeter du haut du pont sur les voies ferrées, sous les trains, afin d’échapper enfin à cette médiocrité dont il était prisonnier.« Daniel Halévy: Pays parisiens Paris 〈1932〉 p 105 [M 15, 2]

Michelet schreibt: »J’ai poussé comme une herbe pâle entre deux pavés.« (cit Halévy: Pays parisiens p 14) [M 15, 3]

Waldweben als Archetypus des Massendaseins bei Hugo. »Un étonnant chapitre des Misérables contient les lignes suivantes: ›Ce qui venait de se passer dans cette rue n’eût point étonné une forêt; les futaies les taillis, les bruyères, les branches âprement entrecroisées, les hautes herbes existent d’une manière sombre; le fourmillement sauvage entrevoit là les subites apparitions de l’invisible; ce qui est au-dessous de l’homme y distingue à travers la brume ce qui est au-delà de l’homme‹«. Gabriel Bounoure: Abîmes de Victor Hugo p 49 (Mesures 15 juillet 1936) ◼ Gerstäckerstelle ◼ [M 15, 4]

〈»〉⁠Etude de la grande maladie de l’horreur du domicile. Raisons de la maladie. Accroissement progressif de la maladie.« Charles Baudelaire: Œuvres ed Le Dantec II 〈Paris 1932〉 p 653 (Mon cœur mis à nu) [M 15, 5]

Brief zur Begleitung der beiden crépuscules; an Fernand Desnoyers, der sie in sein Fontainebleau Paris 1855 aufnahm: »Je vous envoie deux morceaux poétiques, qui représentent, à peu près, la somme des rêveries dont je suis assailli aux heures crépusculaires. Dans le fond des bois, enfoncé sous ces voûtes semblables à celles des sacristies et des cathédrales, je pense à nos étonnantes villes, et la prodigieuse musique qui roule sur les sommets me semble la traduction des lamentations humaines.« cit A Séché: La vie des fleurs du mal Paris 1928 p 110 ◼ Baudelaire ◼ [M 15 a, 1]

Die klassische frühe Beschreibung der Menge bei Poe: »Le plus grand nombre de ceux qui passaient avaient un maintien convaincu et propre aux affaires, et ne semblaient occupés qu’à se frayer un chemin à travers la foule. Ils fronçaient les sourcils et roulaient les yeux vivement; quand ils étaient bousculés par quelques passants voisins, ils ne montraient aucun symptôme d’impatience, mais rajustaient leurs vêtements et se dépêchaient. D’autres, une classe fort nombreuse encore, étaient inquiets dans leurs mouvements, avaient le sang à la figure, se parlaient à eux-mêmes et gesticulaient, comme s’ils se sentaient seuls par le fait même de la multitude innombrable qui les entourait. Quand ils étaient arrêtés dans leur marche, ces gens-là cessaient tout à coup de marmotter, mais redoublaient leurs gesticulations, et attendaient, avec un sourire distrait et exagéré, le passage des personnes qui leur faisaient obstacle. S’ils étaient poussés, ils saluaient abondamment les pousseurs, et paraissaient accablés de confusion.« Poe: Nouvelles histoires extraordinaires Trad Ch B Paris 〈1886〉 p 89 [M 15 a, 2]

»Qu’est-ce que les périls de la forêt et de la prairie auprès des chocs et des conflits quotidiens de la civilisation? Que l’homme enlace sa dupe sur le boulevard, ou perce sa proie dans des forêts inconnues, n’est-il pas l’homme éternel, c’est-à-dire l’animal de proie le plus parfait?« Charles Baudelaire: Œuvres ed Le Dantec II 〈Paris 1932〉 p 637 (Fusées) [M 15 a, 3]

Die Überblendung Frankreichs durch das Bild der Antike und das höchst moderne Amerikas finden sich gelegentlich unmittelbar nebeneinander. Balzac über den commis voyageur: »Voyez! quel athlète, quel cirque, quelles armes: lui, le monde et sa langue. Intrépide marin, il s’embarque, muni de quelques phrases, pour aller pêcher cinq à six cent mille francs en des mers glacées, au pays des Iroquois, en France!« H de Balzac: L’illustre Gaudissart ed Calmann-Lévy Paris p 5 [M 15 a, 4]

Beschreibung der Menge bei Baudelaire, zu vergleichen mit der bei Poe:

»Le ruisseau, lit funèbre où s’en vont les dégoûts,
Charrie en bouillonnant les secrets des égouts;
Il bat chaque maison de son flot délétère,
Court jaunir de limon la Seine qu’il altère,
Et présente sa vague aux genoux du passant.
Chacun, nous coudoyant sur le trottoir glissant,
Egoïste et brutal, passe et nous éclabousse,
Ou, pour courir plus vite, en s’éloignant nous pousse.
Partout fange, déluge, obscurité du ciel:
Noir tableau qu’eût rêvé le noir Ezéchiel!«

Ch. B: Œuvres I 〈Paris 1931〉 p 211 (Poëmes divers: Un jour de pluie) [M 16, 1]

Zum Kriminalroman:

»Wer seine Unterschrift nicht gegeben hat, wer kein Bild hinterließ
Wer nicht dabei war, wer nichts gesagt hat
Wie soll der zu fassen sein!
Verwisch die Spuren!«

Brecht: Versuche 〈4-7 [Heft 2], Berlin 1930〉 p 116 (Lesebuch für Städtebewohner I) [M 16, 2]

Die Masse bei Baudelaire. Sie legt sich als Schleier vor den Flaneur: sie ist das neueste Rauschmittel des Vereinsamten. – Sie verwischt, zweitens, alle Spuren des Einzelnen: sie ist das neueste Asyl des Geächteten. – Sie ist, endlich, im Labyrinth der Stadt das neueste und unerforschlichste Labyrinth. Durch sie prägen sich bislang unbekannte chthonische Züge ins Stadtbild ein. [M 16, 3]

Die gesellschaftliche Grundlage der flânerie ist der Journalismus. Als flâneur begibt der Literat sich auf den Markt, um sich zu verkaufen. Das ist richtig; aber damit erschöpft sich der gesellschaftliche Aspekt der flanerie keineswegs. »Wir wissen«, sagt Marx, »daß der Wert jeder Ware bestimmt ist durch das Quantum der in ihrem Gebrauchswert materialisierten Arbeit, durch die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit.« (Marx: Das Kapital ed Korsch 〈Berlin 1932〉 p 188) Der Journalist verhält sich als flaneur so als ob auch er es wüßte. Die zur Produktion seiner spezifischen Arbeitskraft gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist in der Tat relativ erheblich; indem er es sich angelegen sein läßt, seine Mußestunden auf dem Boulevard als einen Teil von ihr erscheinen zu lassen, vervielfacht er sie und somit den Wert seiner eigenen Arbeit. In seinen Augen und oft auch in denen seiner Auftraggeber bekommt dieser Wert etwas Phantastisches. Allerdings wäre das letztere nicht der Fall, wäre er nicht in der privilegierten Lage, die zur Produktion seines Gebrauchswert⁠〈s〉 notwendige Arbeitszeit der allgemeinen und öffentlichen Einschätzung zugänglich zu machen indem er sie auf dem Boulevard verbringt und so gleichsam ausstellt. [M 16, 4]

Die Presse ruft einen Überfluß von Informationen auf den Plan, deren Reizwirkung um so stärker ist, je mehr sie irgendwelcher Verwertung entzogen sind. (Die Ubiquität des Lesers allein würde möglich machen, sie zu verwerten; und deren Illusion wird denn auch erzeugt.) Das reale Verhältnis dieser Informationen zum gesellschaftlichen Dasein ist in der Abhängigkeit dieses Informationsbetrieb⁠〈s〉 von den Börseninteressen und in seiner Ausrichtung auf sie beschlossen. – Mit der Entfaltung des Informationsbetriebes setzt sich die geistige Arbeit parasitär auf jede materielle, so wie das Kapital mehr und mehr jede materielle Arbeit in seine Abhängigkeit bringt. [M 16 a, 1]

Simmels zutreffende Bemerkung über die Beunruhigung des Großstädters durch den Nebenmenschen, den er in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sieht ohne ihn zu hören, zeigt, daß im Ursprung der Physiognomien 〈recte: Physiologien〉 jedenfalls unter anderm der Wunsch war, diese Unruhe zu zerstreuen und zu bagatellisieren. Anders wäre auch wohl die phantastische Prätention dieser Büchlein schwerlich durchgegangen. [M 16 a, 2]

Man versucht, die neuen Erfahrungen von der Stadt im Rahmen der alten überlieferten von der Natur zu bewältigen. Daher die Schemata des Urwaldes und des Meeres (Meryon und Ponson du Terrail). [M 16 a, 3]

Spur und Aura. Die Spur ist Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser. [M 16 a, 4]

»Moi surtout qui, fidèle à ma vieille habitude, Change souvent la rue en cabinet d’étude, Que de fois, au hasard poussant mes pas rêveurs, Je tombe à l’improviste au centre des paveurs!«

Barthélemy: Paris Revue satirique à M G Delessert Paris 1838 p 8 [M 16 a, 5]

»M. Le Breton dit que les usuriers, les avoués, les banquiers de Balzac semblent parfois, plutôt que des Parisiens, d’implacables Mohicans, et il croit que la fréquentation de Fenimore Cooper n’a pas été très favorable à l’auteur de Gobseck. C’est possible, mais difficile à prouver.« Rémy de Gourmont: Promenades littéraires Deuxième série Paris 1906 p 117/118 (Les maîtres de Balzac) [M 17, 1]

»Das Aneinander-Gedrängtsein und das bunte Durcheinander des großstädtischen Verkehrs wären ohne … psychologische Distanzierung … unerträglich. Daß man sich mit einer so ungeheuren Zahl von Menschen so nahe auf den Leib rückt, wie die jetzige Stadtkultur … es bewirkt, würde den … Menschen völlig verzweifeln lassen, wenn nicht jene Objektivierung des Verkehrscharakters eine innere Grenze und Reserve mit sich brächte. Die entweder offenbare oder in tausend Gestalten verkleidete Geldhaftigkeit der Beziehungen schiebt eine … funktionelle Distanz zwischen die Menschen, die ein innerer Schutz … gegen die allzu gedrängte Nähe … ist.« Georg Simmel: Philosophie des Geldes Lpz 1900 p 514 [M 17, 2]

Prolog zu Le Flaneur Journal populaire Au bureau des crieurs publics, rue de la Harpe 45 (erste, wohl einzige Nummer, vom 3 mai 1848)⁠〈:〉 »Par le temps où nous sommes, flâner en envoyant une bouffée de tabac … en songeant aux plaisirs du soir, ce nous semble être en retard d’un siècle. Nous ne sommes pas gens à ne pouvoir comprendre les habitués d’une autre époque; mais nous disons qu’en flânant, on peut et on doit songer à ses droits et à ses devoirs de citoyen. Les jours sont besogneux et demandent toutes nos pensées, toutes nos heures; flânons, mais flânons en patriotes.« (J Montaigu) Ein frühes Specimen der Dislocierung von Wort und Sinn, die zu den Kunstgriffen des Journalismus gehört. [M 17, 3]

Balzac-Anekdote: »Un jour qu’il regardait avec un de ses amis un loqueteux qui passait sur le boulevard, l’ami vit avec stupeur Balzac toucher de la main sa propre manche: il venait d’y sentir la déchirure qui baillait au coude du mendiant.« Anatole Cerfberr et Jules Christophe: Répertoire de la Comédie humaine de H de Balzac Paris 1887 p VIII (Introduction de Paul Bourget) [M 17, 4]

Zu Flauberts »l’observation procède surtout par l’imagination« das visionäre Vermögen Balzacs: »Il importe de remarquer tout d’abord que ce pouvoir de visionnaire ne put guère s’exercer directement. Balzac n’a pas eu le temps de vivre … il ne prit jamais le loisir … d’étudier les hommes, ainsi que le firent Molière et Saint-Simon, par un contact quotidien et familier. Il coupait son existence en deux, écrivant la nuit, dormant le jour.« (p X) Balzac spricht von einer »pénétration rétrospective«. »Vraisemblablement, il s’emparait des données de l’expérience et les jetait comme dans un creuset de rêveries.« A Cerfberr et J Christophe: Répertoire de la Comédie humaine Paris 1887 (Introduction de Bourget p XI) [M 17 a, 1]

Grundsätzlich ist die Einfühlung in die Ware Einfühlung in den Tauschwert selbst. Der Flaneur ist der Virtuose dieser Einfühlung. Er führt den Begriff der Käuflichkeit selbst spazieren. Wie das Warenhaus sein letzter Strich ist, so ist seine letzte Inkarnation der Sandwichmann. [M 17 a, 2]

Des Esseintes fühlt sich, in einer brasserie in der Nähe der gare Saint-Lazare schon in England. [M 17 a, 3]

Zur ivresse der Einfühlung beim flaneur kann eine großartige Stelle bei Flaubert herangezogen werden. Sie könnte wohl aus der Zeit der Arbeit an der Madame Bovary stammen. »Aujourd’hui, par exemple, homme et femme tout ensemble, amant et maîtresse, je me suis promené à cheval dans une forêt par une après-midi d’automne sous des feuilles jaunes, et j’étais le chevaux, les feuilles, le vent, les paroles qu’on disait, et le soleil rouge qui faisait s’entrefermer les paupières noyées d’amour …« cit Henri Grappin: Le mysticisme poétique 〈et l’imagination〉 de Gustave Flaubert (Revue de Paris 15 décembre 1912 p 856) [M 17 a, 4]

Zur ivresse der Einfühlung beim Flaneur, wie sie auch bei Baudelaire auftritt, diese Flaubert-Stelle: »Je me vois à différents âges de l’histoire très nettement … J’ai été batelier sur le Nil, leno [??] à Rome du temps des guerres puniques, puis rhéteur grec dans Suburre, où j’étais dévoré de punaises. Je suis mort pendant la croisade, pour avoir trop mangé de raisin sur la plage de Syrie. J’ai été pirate et moine, saltimbanque et cocher, peut-être empereur d’Orient, aussi …« Grappin lc p 624 [M 17 a, 5]

I.

»Die Hölle ist eine Stadt, sehr ähnlich London –
Eine volksreiche und eine rauchige Stadt;
Dort gibt es alle Arten von ruinierten Leuten
Und dort ist wenig oder gar kein Spaß
Wenig Gerechtigkeit und noch weniger Mitleid.

II.

Dort ist ein Schloß und eine Kanalisation
Ein Cobbett und ein Castlereagh
Alle Sorten klauender Körperschaften
Mit allen Sorten von Kunstgriffen gegen
Körperschaften weniger korrupt als sie.

III.

Dort ist ein …, der seinen Verstand verloren hat
Oder verkauft, niemand weiß was für einen
Er geht langsam herum wie ein gekrümmtes Gespenst
Und beinahe so dünn wie der Betrug
Wird er doch immer reicher und mürrischer.

IV.

Dort ist ein Kanzleigericht; ein König;
Ein gewerbetreibender Mob; eine Clique
Von Dieben, gewählt von sich selber
Ähnliche Diebe zu vertreten;
Ein Heer; und eine öffentliche Schuld.

V.

Welch letztere ein schlau durchdachtes Papiergeld ist
Das ganz einfach bedeutet:
›Bienen, behaltet euer Wachs – gebt uns den Honig
Und wir werden im Sommer Blumen pflanzen
Für den Winter.‹

VI.

Dort ist ein großes Gerede von Revolution
Und eine große Aussicht für den Despotismus
Deutsche Soldaten – Lager – Konfusion
Tumulte – Lotterien – Raserei – Blendwerk –
Gin – Selbstmord und Methodismus.

VII.

Steuern auch, auf Wein und Brot
Und Fleisch und Bier und Käse und Tee
Mit denen unsere Patrioten ausgehalten werden
Die, vor sie ins Bett schwanken
Zehnmal soviel als alle andern hinunterwürgen.

IX.

Anwälte, Richter, alte Süfflinge sind dort
Gerichtsvollzieher, Kanzleiräte
Bischöfe, große und kleine Schwindler
Reimschmiede, Schmähschreiber, Börsenspekulanten
Männer mit Kriegsruhm

X.

Gestalten, deren Beruf es ist, sich über Damen zu lehnen
Und zu flirten und zu himmeln und zu lächeln
Bis alles was göttlich ist an einer Frau
Grausam wird, eitel, glatt und unmenschlich
Gekreuzigt zwischen einem Lächeln und einem Greinen.⁠〈«〉

Shelley: Peter Bell the third
Part the third; Hell Aus dem M⁠〈anu〉⁠s⁠〈cript〉 von Brecht [M 18]

Zur Auffassung der Menge ist aufschlußreich: noch in »Des Vetters Eckfenster« meint der Besucher, der Vetter schaue nur auf das Markttreiben, um sich am Wechselspiel der Farben zu erfreuen. Und auf die Länge müsse das sehr ermüden. Ähnlich, und wohl ungefähr gleichzeitig schreibt Gogol in der »Verschwundenen Urkunde« über den Jahrmarkt in Konotopa: »So viele Leute waren dorthin unterwegs, daß es einem vor den Augen flimmerte.« Russische Gespenster-Geschichten München 〈1921〉 p 69 [M 18 a, 1]

Tissot zur Begründung seines Vorschlages, die Luxuspferde zu besteuern: »L’insupportable bruit que font jour et nuit vingt mille voitures particulières dans les rues de Paris, l’ébranlement continuel des maisons, le désagrément et l’insomnie qui en résultent pour la plupart des habitans de Paris, méritent une compensation.« Amédée de Tissot: Paris et Londres comparés Paris 1830 p 172/173 [M 18 a, 2]

Der flâneur und die devantures: »Il y a d’abord les flâneurs du boulevard, dont l’existence entière se passe entre l’église de la Madeleine et le théâtre du Gymnase. Chaque jour les voit revenir dans cet étroit espace qu’ils ne dépassent jamais, examinant les étalages, comptant les consommateurs installés devant la porte des cafés … Ils pourront vous dire si Goupil ou Deforge ont mis en montre une nouvelle gravure, un nouveau tableau; si Barbedienne a changé de place un vase ou un groupe; ils connaissent par cœur tous les cadres des photographes et réciteraient sans faute la suite des enseignes.« Grand dictionnaire universel par Pierre Larousse Paris 〈1872〉 VIII p 436 [M 18 a, 3]

Zu dem provinziellen Charakter von »Des Vetters Eckfenster«. »Seit jener Unglücksperiode, als ein frecher, übermüthiger Feind das Land überschwemmte« haben sich die Sitten der Berliner gehoben. »Sieh, lieber Vetter, wie jetzt dagegen der Markt das anmuthige Bild der Wohlbehaglichkeit und des sittlichen Friedens darbietet.« ETA Hoffmann: Ausgewählte Schriften XIV Stuttgart 1839 p 238 u 240 [M 19, 1]

Der Sandwichman ist die letzte Inkarnation des Flaneurs. [M 19, 2]

Zum provinziellen Charakter von »Des Vetters Eckfenster«: der Vetter will seinen Besucher »Prinzipien der Kunst zu schauen« lehren. [M 19, 3]

Am 7 Juli 1838 schreibt GE Guhrauer an Varnhagen über Heine: »Er litt im Frühling sehr an den Augen. Das letztemal ging ich ein Stück von den Boulevards mit ihm. Der Glanz, das Leben dieser in ihrer Art einzigen Straße regte mich zu unermüdlicher Bewunderung auf, welchem gegenüber dieses Mal Heine das Grauenvolle, das diesem Weltmittelpunkte beigemischt sei, bedeutend hervorhob.« vgl Engels über die Menge. Heinrich Heine: Gespräche hg von Hugo Bieber Berlin 1926 p 163 [M 19, 4]

»Cette ville où règne une vie, une circulation, une activité sans égales, est aussi, par un singulier contraste, celle où l’on trouve le plus d’oisifs, de paresseux et de badauds.« Grand dictionnaire universel par Pierre Larousse Paris 〈1872〉 VIII p 436 (art⁠〈icle〉 flâneur) [M 19, 5]

Hegel am 3 September 1827 aus Paris an seine Frau: »Gehe ich durch die Straßen, sehen die Menschen grade aus wie in Berlin, – alles ebenso gekleidet, ungefähr solche Gesichter, – derselbe Anblik, aber in einer volkreichen Masse.« Briefe von und an Hegel hg von Karl Hegel Lpz 1887 Zweiter Theil p 257 (Werke XIX,2) [M 19, 6]

Londres

C’est un espace immense et d’une longueur telle
Qu’il faut pour le franchir un jour à l’hirondelle,
Et ce n’est, bien au loin, que des entassements
De maisons, de palais, et de hauts monuments,
Plantés là par le temps sans trop de symétrie;
De noirs et longs tuyaux, clochers de l’industrie,
Ouvrant toujours la gueule, et de leurs ventres chauds
Exhalant dans les airs la fumée à longs flots,
De vastes dômes blancs et des flèches gothiques
Flottant dans la vapeur sur des monceaux de briques;
Un fleuve inabordable, un fleuve tout houleux
Roulant sa vase noire en détours sinueux,
Et rappelant l’effroi des ondes infernales;
De gigantesques ponts aux piles colossales,
Comme l’homme de Rhode, à travers leurs arceaux,
Pouvant laisser passer des milliers de vaisseaux;
Une marée infecte et toujours avec l’onde
Apportant, remportant les richesses du monde;
Des chantiers en travail, des magasins ouverts,
Capables de tenir dans leurs flancs l’univers;
Puis un ciel tourmenté, nuage sur nuage;
Le soleil, comme un mort, le drap sur le visage,
Ou, parfois, dans les flots d’un air empoisonné
Montrant comme un mineur son front tout charbonné,
Enfin, dans un amas de choses, sombre, immense,
Un peuple noir, vivant et mourant en silence,
Des êtres par milliers suivant l’instinct fatal,
Et courant après l’or par le bien et le mal.

Heranzuziehen Baudelaires Barbier-Rezension, seine Beschreibung zu Meryon, Gedichte der Tableaux parisiens. In Barbiers Dichtung sind zwei Elemente – die »Schilderung« der großen Stadt und die revendication sociale – ziemlich gut auseinanderzuhalten. Von ihnen finden sich bei Baudelaire nur noch Spuren, sie haben sich bei ihm zu einem gänzlich heterogenen Dritten verbunden. Auguste Barbier: Jambes et Poèmes Paris 1841 p 193/194 – Das Gedicht aus dem 1837 datierten Zyklus Lazare. [M 19 a, 1]

Wenn man Baudelaires Text zu Meryon mit Barbiers »Londres« vergleicht, so fragt man sich, ob durch die Texte von Barbier und von Poe das düstere Bild der »plus inquiétante des capitales«⁠〈,〉 das Bild von Paris eben, nicht sehr stark mitbestimmt worden ist. London war ja in der industriellen Entwicklung Paris voraus. [M 19 a, 2]

Beginn von Rousseaus Seconde Promenade: »Ayant donc formé le projet de décrire l’état habituel de mon âme dans la plus étrange position où se puisse jamais trouver un mortel, je n’ai vu nulle manière plus simple et plus sûre d’exécuter cette entreprise, que de tenir un registre fidèle de mes promenades solitaires et des rêveries qui les remplissent, quand je laisse ma tête entièrement libre, et mes idées suivre leur pente sans résistance et sans gêne. Ces heures de solitude et de méditation sont les seules de la journée où je sois pleinement moi et à moi, sans diversion, sans obstacle, et où je puisse véritablement dire être ce que la nature a voulu.« Jean-Jacques Rousseau: Les rêveries du promeneur solitaire Précédé de dix jours à Ermenonville par Jacques de Lacretelle Paris 1926 p 15 – Die Stelle stellt das verbindende Glied zwischen der Kontemplation und dem Müßiggang dar. Entscheidend ist, daß Rousseau schon sich selbst – in seinem Müßiggehen – genießt, aber die Wendung nach außen noch nicht vollzogen hat. [M 20, 1]

»London-Bridge. Je passais, il y a quelque temps, sur le Pont de Londres, et m’arrêtai pour regarder ce que j’aime: le spectacle d’une eau riche et lourde et complexe, parée de nappes de nacre, troublée de nuages de fange, confusément chargée d’une quantité de navires … Je m’accoudai … La volupté de voir me tenait de toute la force d’une soif, fixé à la lumière délicieusement composée dont je ne pouvais épuiser les richesses. Mais je sentais derrière moi trotter et s’écouler sans fin tout un peuple invisible d’aveugles éternellement entraînés à l’objet immédiat de leur vie. Il me semblait que cette foule ne fût point d’êtres singuliers, ayant chacun son histoire, son dieu unique, ses trésors et ses tares, un monologue et un destin; mais j’en faisais, sans le savoir, à l’ombre de mon corps, à l’abri de mes yeux, un flux de grains tous identiques, identiquement aspirés par je ne sais quel vide, et dont j’entendais le courant sourd et précipité passer monotonement le pont. Je n’ai jamais tant ressenti la solitude, et mêlée, d’orgueil et d’angoisse.« Paul Valéry: Choses tues 〈Paris 1930〉 p 122-124 [M 20, 2]

Der flânerie liegt neben anderm die Vorstellung zu Grunde, daß der Ertrag des Müßigganges wertvoller⁠〈?〉 sei als der der Arbeit. Der flaneur macht bekanntlich »Studien«. Der Larousse du XIX siècle läßt sich darüber folgendermaßen aus: »Son œil ouvert, son oreille tendue, cherchent tout autre chose que ce que la foule vient voir. Une parole lancée au hasard va lui révéler un de ces traits de caractère, qui ne peuvent s’inventer et qu’il faut saisir sur le vif; ces physionomies si naïvement attentives vont fournir au peintre une expression qu’il rêvait; un bruit, insignifiant pour toute autre oreille, va frapper celle du musicien, et lui donner l’idée d’une combinaison harmonique; même au penseur, au philosophe perdu dans sa rêverie, cette agitation extérieure est profitable, elle mêle et secoue ses idées, comme la tempête mélange les flots de la mer … La plupart des hommes de génie ont été de grands flâneurs; mais des flâneurs laborieux et féconds … Souvent c’est à l’heure où l’artiste et le poëte semblent le moins occupés de leur œuvre, qu’ils y sont plongés le plus profondément. Dans les premières années de ce siècle, on voyait chaque jour un homme faire le tour des remparts de la ville de Vienne, quelque temps qu’il fît, par la neige ou par le soleil: c’était Beethoven qui, tout en flânant, répétait dans sa tête ses admirables symphonies avant de les jeter sur le papier; pour lui, le monde n’existait plus; vainement on se découvrait respectueusement sur sa route, il ne voyait pas; son esprit était ailleurs.« Grand dictionnaire universel par Pierre Larousse Paris 〈1872〉 VIII p 436 (art⁠〈icle〉 flâneur) [M 20 a, 1]

Sous les toits de Paris⁠〈:〉 »Ces savanes de Paris étaient formées par des toits nivelés comme une plaine, mais qui couvraient des abîmes peuplés.« Balzac: La peau de chagrin ed Flammarion p 95 Das Ende einer langen Beschreibung der Dachlandschaften von Paris. [M 20 a, 2]

Beschreibung der Menge bei Proust: »Tous ces gens qui longeaient la digue en tanguant aussi fort que si elle avait été le pont d’un bateau (car ils ne savaient pas lever une jambe sans du même coup remuer le bras, tourner les yeux, remettre d’aplomb leurs épaules, compenser par un mouvement balancé du côté opposé le mouvement qu’ils venaient de faire de l’autre côté, et congestionner leur face), et qui, faisant semblant de ne pas voir pour faire croire qu’ils ne se souciaient pas d’elles, mais regardant à la dérobée-pour ne pas risquer de les heurter, les personnes qui marchaient à leurs côtés ou venaient en sens inverse, butaient au contraire contre elles, s’accrochaient à elles, parce qu’ils avaient été réciproquement de leur part l’objet de la même attention secrète, cachée sous le même dédain apparent; l’amour – par conséquent la crainte – de la foule étant un des plus puissants mobiles chez tous les hommes, soit qu’ils cherchent à plaire aux autres ou à les étonner, soit à leur montrer qu’ils les méprisent.« Marcel Proust: A l’ombre des jeunes filles en fleurs Paris III p 36 [M 21, 1]

Die Kritik der Nouvelles histoires extraordinaires, die Armand de Pontmartin in Le Spectateur vom 19 septembre 1857 publiziert, enthält einen Satz, der, auf den Gesamtcharakter des Buches gemünzt, doch seinen eigentlichen Platz in einer Analyse des »homme des foules« hätte: »C’était bien là, sous une forme saisissante, cette implacable dureté démocratique et américaine, ne comptant plus les hommes que comme des chiffres, et arrivant à donner aux chiffres quelque chose de la vie, de l’âme et de la puissance de l’homme.« Aber bezieht sich der Satz nicht vielmehr auf die früher erschienene⁠〈n〉 Histoires extraordinaires⁠〈?〉 (und wo steht l’homme des foules?) Baudelaire: Œuvres complètes Traductions Nouvelles histoires extraordinaires ed Crépet Paris 1933 p 315 – Die Kritik ist im Grunde übelwollend. [M 21, 2]

Der esprit du noctambulisme findet bei Proust (nicht unter diesem Namen) seine Stelle, »cet esprit de fantaisie qui fait à des dames très bien qui se disent: ›comme ce sera amusants finir leur soirée d’une façon à vrai dire assommante, en puisant la force d’aller réveiller quelqu’un, à qui finalement on ne sait que dire, près du lit de qui on reste un moment dans son manteau de soirée, après quoi, ayant constaté qu’il est fort tard, on finit par aller se coucher.« Marcel Proust: Le temps retrouvé Paris II p 185 [M 21 a, 1]

Die eigentümlichsten Bauaufgaben des neunzehnten Jahrhunderts: Bahnhöfe, Ausstellungshallen, Warenhäuser (nach Giedion) haben sämtlich kollektive Anliegen zu ihrem Gegenstande. Von diesen Konstruktionen⁠〈,〉 »verpönten, alltäglichen« wie Giedion sagt, fühlt sich der Flaneur angezogen. In ihnen ist das Auftreten großer Massen auf dem Schauplatz der Geschichte schon vorgesehen. Sie bilden den exzentrischen Rahmen, in dem die letzten Privatiers sich so gern zur Schau stellten. (vgl K 1 a, 5) [M 21 a, 2]