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[Die Straßen von Paris]

»Les rues de Paris briément
Ai mis en rime. Oiez comment.«

Anfang des »Dit des Rues de Paris« von Guillot Avec Préface Notes et Glossaire par Edgar Marcuse Paris 1875 (Das erste Wort der zweiten Zeile im Original: A)

»Quacumque ingredimus in aliquam historiam vestigium ponimus.«

Man hat von Paris als von der ville qui remue gesprochen, als von der Stadt, die sich dauernd bewegt. Aber nicht weniger bedeutungsvoll als das Leben des Stadtplans ist hier die unbezwingliche Kraft in den Namen von Straßen, Plätzen oder Theatern, die aller topographischen Verschiebung zum Trotze dauern. Wie oft hat man nicht einzelne jener kleinen Bühnen, die noch zur Zeit von Louis-Philippe am Boulevard du Temple beieinander lagen, abgerissen, um immer von neuem in einem anderen Quartier – von Stadtteilen zu sprechen, widerstrebt mir – sie wieder erscheinen zu sehen, wieviele Straßennamen halten noch heute den Namen eines Grundbesitzers fest, der vor Jahrhunderten auf ihrem Boden seine Terrains hatte? Der Name des »Chateau d’Eau«, einer früheren Fontäne, die längst nicht mehr da ist, spukt heute noch in verschiednen Arrondissements. Auf ihre Weise haben sogar die berühmten Lokale sich ihre kleine Kommunalunsterblichkeit gesichert, ganz von der großen literarischen zu schweigen, wie sie dem Rocher de Cancall, Véfour, den Trois Frères Provinçaux zuteil wurde. Denn kaum hat sich ein Name gastronomisch durchgesetzt, kaum sind Vatel oder Riche berühmt und bis in die faubourgs hinaus wimmelt Paris von Petits Vatels und Petits Riches, das ist die Bewegung der Straßen, die Bewegung der Namen, die oft genug windschief gegen einander verlaufen. [P 1, 1]

Und dann die zeitlosen kleinen Plätze, die unversehens da sind und an denen der Name nicht haftet, die nicht wie die place Vendôme oder die place des Grèves von langer Hand geplant gewesen sind und unterm Patronat der Weltgeschichte stehen sondern als Häuser die langsam, unausgeschlafen, verspätet zum Ap〈p〉⁠ell des Jahrhunderts zusammentraten. Auf solchen Plätzen haben die Bäume das Wort, sogar die kleinsten geben dichten Schatten. Später aber stehen ihre Blätter wie dunkelgrünes Milchglas vor den Gaslaternen und ihr frühestes grünes Glühen bei Nacht ist für den Frühling in der Großstadt das automatische Einfahrtssignal. [P 1, 2]

Das Quartier de l’Europe existierte als Projekt, mit den Namen der europäischen Hauptstädte, schon seit 1820. [P 1, 3]

Am 4 Februar 1805 wurde auf kaiserliches Dekret die Nummernzählung der Häuser durchgeführt. Vorhergehende Versuche, sie einzuführen – Januar 1726 – hatten heftigen Widerstand hervorgerufen. Die Hausbesitzer erklärten sich bereit die portes-bâtardes zu numerieren, nicht aber ihre portes-cochères. Die Revolution hatte schon die Häuserzählung nach Sektionen eingeführt; man kam in einigen auf 1500 bis 2000 Nummern. [P 1, 4]

Nach der Ermordung Marats nannte man Montmartre Mont-Marat. [P 1, 5]

Die Funktion der Heiligen in der Benennung der pariser Straßen wurde in der Revolution mit einem Schlage deutlich. Die rues Saint-Honoré, Saint-Roch, Saint-Antoine hießen zwar eine zeitlang Honoré, Roch und Antoine, aber es hätte sich nicht durchführen lassen; ein Hiatus entstand, der für das Ohr des Franzosen nicht zu ertragen war. [P 1, 6]

»Einer der Revolutionairschwärmer schlug einmal vor, Paris in eine Mappe Monde zu verwandeln, die Nahmen aller Straßen und Plätze umzuändern, und ihnen neue Benennungen, von merkwürdigen Orten und Gegenständen in der Welt hergenommen, beyzulegen.« Man vollziehe das in der Vorstellung und man wird aus dem überraschenden Eindruck solch optisch-phonetischen Stadtbildes die große Bedeutung von Straßennamen erkennen. Pinkerton, Mercier und C. F. Cramer: Ansichten der Hauptstadt des französischen Kaiserreichs vom Jahre 1806 an I Amsterdam 1807 p 100 (8tes Kapitel »Neologie« von Pinkerton) [P 1, 7]

Es ist eine eigentümliche Wollust im Benennen von Straßen. [P 1, 8]

»L’appellation de La Roquette donnée à deux prisons, à une rue et à tout un quartier, vient de la plante de ce nom (Eruca sativa), qui croissait en abondance sur ces terrains autrefois déserts.« La Grande Roquette war längere Zeit das Gefängnis, in dem die zum Tode Verurteilten auf die Entscheidung über ihr Revisionsgesuch warteten. Maxime Du Camp: Paris III p 264 [P 1, 9]

Die Sinnlichkeit in den Straßennamen, durchaus die einzige die den Bürgern zur Not noch eine spürbare ist. Denn was wissen wir von Straßenecken〈,〉 Bordschwellen, der Architektur des Pflasters, wir die wir niemals Hitze, Schmutz und Kanten der Steine unter den nackten Sohlen gefühlt, niemals die Unebenheiten zwischen den Fliesen auf ihre Eignung uns zu betten, untersuchten. [P 1, 10]

»Pont d’Austerlitz! Son nom prestigieux évoquait pour moi tout autre chose que la bataille. Malgré ce qu’on avait pu m’affirmer et que j’acceptais pour la forme, c’était la bataille qui tenait son nom du pont. Une explication s’était élaborée en moi, faite de mes rêveries, de mes réminiscences d’écolier distrait, d’analogies dans le goût et le son de certains mots. Enfant, je l’ai toujours gardé pour moi-même, elle participait de mon langage secret. La voici: Au temps des guerres, des croisades et des révolutions, le soir des batailles, les héros se rendaient avec leurs drapeaux sur ce pont, vieux comme le Monde, pour y vider solenellement une coupe d’austerlitz. L’austerlitz, breuvage des forts, c’était tout simplement l’hydromel de nos ancêtres les Gaulois, mais plus amer et avec beaucoup d’eau de Seltz.« Charles Vildrac: Ponts de Paris [P 1 a, 1]

Exkurs über die place du Maroc. Nicht nur die Stadt und das Interieur, die Stadt und das Freie vermögen sich zu verschränken; solche Verschränkungen können viel konkreter stattfinden. Es gibt die place du Maroc in Belleville: dieser trostlose Steinhaufen mit seinen Mietskasernen wurde mir, als ich an einem Sonntagnachmittag auf ihn stieß, nicht nur marokkanische Wüste sondern zudem und zugleich noch Monument des Kolonialimperialismus; es verschränkte sich in ihm die topographische Vision mit der allegorischen Bedeutung, und dabei verlor er nicht seinen Ort im Herzen von Belleville. Eine solche Anschauung zu erwecken ist aber für gewöhnlich den Rauschmitteln vorbehalten. Und in der Tat sind Straßennamen in solchen Fällen wie berauschende Substanzen, die unser Wahrnehmen sphärenreicher und vielschichtiger machen. Man möchte die Kraft, mit der sie uns in solchen Zustand versetzen, ihre vertu évocatrice nennen – aber das sagt zu wenig, denn nicht die Assoziation sondern die Durchdringung der Bilder ist hier entscheidend. Dieses Sachverhalts hat man auch bei gewissen pathologischen Phänomenen sich zu erinnern: der Kranke, welcher stundenlang bei Nacht die Stadt durchwandert und die Heimkehr vergißt, ist vielleicht unter die Gewalt jener Kraft geraten. [P 1 a, 2]

Straßennamen aus Jean Brunet: Le Messianisme, organisation générale de Paris Sa constitution générale Première Partie Paris (1858): Boulevard des Financiers / Boulevard des Joailliers / Boulevard des Commerçants / Boulevard des Fabricants / Boulevard des Métalliers / Boulevard des Teinturiers / Boulevards des Imprimeurs / Boulevard des Etudiants / Boulevard des Ecrivains / Boulevard des Artistes / Boulevard des Administrateurs / – Quartier Louis XIV (ausführliche Begründung dieses Namens p 32. »Verschönerung〈«〉 der portes Saint-Martin und Saint-Denis) Rue de la Confection / Place de l’Exportation / Rue de la Céramique / Rue des Cartonnages. [P 1 a, 3]

»J’ai lu un projet de géographie, dont Paris seroit la carte, et les fiacres les professeurs. Certes, j’aimerois mieux que Paris fût une carte de géographie, qu’un volume du calendrier romain; et les noms des Saints, dont les rues sont baptisées ne peuvent être mis en comparaison ni pour l’harmonie ni pour l’utilité avec les noms des villes qu’on propose d’y substituer. Ainsi le faubourg St.-Denis s’appelleroit, dans cette supposition, le faubourg de Valenciennes; le faubourg St.-Marceau, le faubourg de Marseille; ainsi la place de Grèves s’appelleroit place de Tours ou de Bourges etc.« Mercier: Le nouveau Paris V p 75 [P 1 a, 4]

Rue des Immeubles Industriels – wie alt ist sie? [P 1 a, 5]

Ein überraschendes Argument zugunsten eines amerikanischen Trennungssystems der Straßen vor hundert Jahren: »Pauvres professeurs! qui enseignez la morale et les belles lettres, vos noms aux petites lettres noires sont au coin d’une rue au-dessus d’une borne. Le nom de ce bijoutier resplendit en mille feux; il étincelle comme le soleil, il est à vendre, mais il est cher.« Mercier: Le nouveau Paris IV p 74/75 [P 1 a, 6]

Zur Theorie der Straßennamen: »Begrifflich unbeschwerte, rein klangliche Wirkung üben ja auch die Eigennamen aus … die Eigennamen sind, um einen Curtiusschen Ausdruck zu gebrauchen (S. 65), ›Blankoformulare‹, die Proust mit Empfindungen ausfüllen kann, weil sie noch nicht von der Sprache rationalisiert sind.« Leo Spitzer: Stilstudien München 1928 II p 434 [P 1 a, 7]

»Straße« um verstanden zu werden, muß gegen den älteren »Weg« profiliert werden. Beide sind ihrer mythologischen Natur nach durchaus verschieden. Der Weg führt die Schrecken des Irrgangs mit sich. Auf die Führer wandernder Volksstämme muß von ihnen ein Abglanz gefallen sein. In den unberechenbaren Wendungen und Entscheidungen der Wege ist noch heute jedem einsamen Wanderer die Macht alter Weisungen über wandernde Horden spürbar. Wer aber eine Straße geht, braucht scheinbar keine weisende, keine leitende Hand. Nicht im Irrgang verfällt ihr der Mensch sondern er unterliegt dem monotonen, faszinierend sich abrollenden Asphaltband. Die Synthese dieser beiden Schrecken aber, den monotonen Irrgang, stellt das Labyrinth dar. ◼ Antike ◼ [P 2, 1]

Wer wissen will wie sehr wir in Eingeweiden zuhause sind, der muß vom Taumel sich durch Straßen jagen lassen, deren Dunkel soviel Ähnlichkeit mit dem Schoß einer Hure hat. ◼ Antike ◼ [P 2, 2]

Wie aber werden Namen in der Stadt erst mächtig, wenn sie im Hallenlabyrinth der Metro auftauchen. Troglodytische Reichslande – so tun sich Solférino, Italie und Rome, Concorde und Nation auf. Man will nicht glauben, daß dies alles oben ineinander sich verläuft, sich unterm hellen Himmel zusammenzieht. ◼ Antike ◼ [P 2, 3]

Den wahren Ausdruckscharakter der Straßennamen erkennt man, wenn man sie mit den Reformvorschlägen zu ihrer Normierung vergleicht. Zum Beispiel an Pujoulx’ Vorschlag, die pariser Straßen nach den Städten, Orten etc von Frankreich zu nennen, unter Berücksichtigung der geographischen Lage zu einander, der Einwohnerzahl und mit Rücksicht auf die Flüsse und Gebirge, deren Namen zumal den langen Straßen, die mehrere Quartiere durchziehen, beizulegen wären »pour offrir un ensemble tel, que le voyageur puisse prendre une connaissance géographique de la France dans Paris, et, réciproquement, de Paris dans la France.« J. B. Pujoulx: Paris à la fin du dix-huitième siècle Paris 1801 p 81 ◼ Flanerie ◼ [P 2, 4]

»Dix-sept portes correspondent à des routes impériales … Dans ces dénominations on chercherait vainement un système général. Que viennent faire là Antibes, Toulouse et Bâle à côté de La Villette et de Saint-Ouen?… Si l’on avait voulu établir des distinctions, on aurait pu donner à chaque porte le nom de la ville de France la plus éloignée dans cette direction.« E de Labédollière: Histoire du nouveau Paris p 5 [P 2, 5]

»Quelques heureuses mesures d’édilité datent du temps de l’Empire. Le 3 novembre 1800, on procéda par décret à une révision générale des noms de rues. La plupart des vocables grotesques inventés par la Révolution disparurent. Les noms de politiques furent presque tous remplacés par des noms guerriers.« Lucien Dubech Pierre D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 336 [P 2, 6]

»En 1802, on construisit en divers quartiers, rue du Mont-Blanc, Chaussée d’Antin, des trottoirs élevés de trois ou quatre pouces. On commença alors à supprimer les ruisseaux dans l’axe des rues.« Lucien Dubech, Pierre D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 336 [P 2, 7]

»En 1805, le nouveau système de numérotage régulier des maisons, dû à l’initiative de Frochot, et qui a prévalu jusqu’à nos jours: les numéros pairs et impairs séparés, pairs à droite et impairs à gauche, en partant de la Seine ou en suivant son cours; les chiffres étaient blancs, sur fond rouge dans les rues parallèles au fleuve, sur fond noir dans les rues perpendiculaires.« Lucien Dubech, Pierre D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 337 [P 2, 8]

Vers 1830: »La Chaussée d’Antin est le quartier des nouveaux riches de la finance. Tous ces quartiers de l’Ouest sont discrédités: les urbanistes du temps croyaient que Paris allait se développer du côté de la Salpêtrière, opinion qui devrait engager ceux d’aujourd’hui à la prudence … Un terrain à la Chaussée d’Antin trouvait difficilement preneur à 20.000 ou 25.000 francs.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 364 [P 2 a, 1]

Monarchie de juillet: »Alors qu’on a supprimé la plupart des noms de rues qui rappelaient des souvenirs politiques, on voit paraître ceux qui commémorent une date: la rue du 29 juillet.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris p 389 [P 2 a, 2]

»Je ne connais rien de plus ridicule, de plus incohérent que les noms des rues, places et impasses ou culs-de-sac de Paris. Prenons au hasard quelques-uns de ces noms, dans un des plus beaux quartiers, et nous allons remarquer cette incohérence, cette bizarrerie. J’arrive par la rue Croix-des-Petits-Champs; je traverse la place des Victoires; j’entre dans la rue Vuide-Gousset, qui me conduit au passage des Petits-Pères, d’où il n’y a qu’un pas pour aller au Palais-Egalité. Quel salmigondis! Le premier nom rappelle l’objet d’un culte et un aspect champêtre; le second offre des triomphes militaires; le troisième, un guet-apens; le quatrième, le souvenir d’un sobriquet donné à un ordre monastique; et le dernier, un mot dont l’ignorance, l’intrigue et l’ambition ont tour-à-tour abusé.« J. B. Pujoulx: Paris à la fin du XVIIIe siècle Paris 1801 p 73 /74 [P 2 a, 3]

»Zwei Schritte vom Place de la Bastille im Faubourg St. Antoine sagt man noch: ›Ich gehe nach Paris.‹… Diese Vorstadt hat ihre eigenen Sitten und Gebräuche, ja ihre eigene Sprache. Die Municipalität hat die Häuser numerirt wie in allen anderen Theilen von Paris, allein, wenn man einen der Bewohner dieser Vorstadt nach seiner Adresse fragt, wird er stets den Namen geben, den sein Haus trägt, und nicht die kalte, officielle Nummer … Dieses Haus kennt man unter den Namen: ›Au Roi de Siam‹, jenes heißt ›Etoile d’or‹, dieses ›Cour de deux Soeurs‹, jenes ›Nom de Jésus‹, andere führen die Bezeichnung: Panier fleuri, oder Saint Esprit, oder Bel Air, oder La Muette, oder La bonne Graine.« Sigmund Engländer: Geschichte der französischen Arbeiterassociationen Hamburg 1864 III p 126 [P 2 a, 4]

Exzer〈p〉⁠t aus einem Vorschlag zur Benennung der Straßen, der wahrscheinlich der Revolution entstammt: »Une personne … proposa de donner aux rues et impasses les noms des vertus et des sentimens généreux, sans réfléchir que cette nomenclature morale était trop bornée pour le grand nombre des rues qu’il y a à Paris … On sent que, dans ce projet, il y avait un certain ordre dans l’arrangement des ces dénominations; par exemple, la rue de la Justice, ou celle de l’Humanité, devait nécessairement conduire à celle du Bonheur … la rue de la Probité … traverser tout Paris, comme conduisant aux plus beaux quartiers.« J. B. Pujoulx: Paris à la fin du XVIIIe siècle Paris 1801 p 83/84 [P 2 a, 5]

Zur Magie der Straßennamen. Delvau über die place Maubert: »Ce n’est pas une place, – c’est une large tache de boue; à ce point même que les lèvres se salissent à prononcer ce nom du treizième siècle, – non parce qu’il est vieux, mais parce qu’il exhale avec lui une odeur de bourbier … qui choque notre odorat.« A Delvau: Les dessous de Paris Paris 1866 p 73 [P 2 a, 6]

»Il n’est pas inutile d’observer qu’un étranger qui, en arrivant dans une ville, commence par tout juger sur les apparences, peut bien penser, en lisant ces dénominations incohérentes et insignifiantes, que les idées de ceux qui l’habitent ne sont pas mieux liées dans leurs raisonnemens; et certainement, si plusieurs rues lui présentent des noms abjects ou obscènes, il sera fondé à croire à l’immoralité de ses habitans.« J. B. Pujoulx: Paris à la fin du XVIIIe siècle Paris 1801 p 77 [P 3, 1]

Der Rationalismus nahm besonders an Namen Anstoß wie rue des Mauvais-Garçons, rue Tire-Boudin, rue Mauvaises-Paroles, rue Femme-sans-Tête, rue du Chat qui pêche, rue Courtaud-Villain. Dahin mögen, sagt Pujoulx〈,〉 die gehen, die von seinen Vorschlägen nichts wissen wollen.[P 3, 2]

»Quel plaisir pour l’habitant du Midi de retrouver, dans les noms des divers quartiers de Paris, ceux du lieu qui le vit naître, du canton où son épouse reçut le jour, du village où il passa ses premières années.« J. B. Pujoulx: Paris à la fin du XVIIIe siècle Paris 1801 p 82 [P 3, 3]

»Les crieurs choisissent les journaux suivant les quartiers qu’ils veulent exploiter, et encore dans ces faubourgs y a-t-il des nuances qu’il faut savoir distinguer. Telle rue lit le Peuple, tandis que telle autre ne veut que la Réforme, mais celle qui leur est perpendiculaire, qui sert de communication entre elles, ne prend que l’Assemblée nationale, ou même l’Union. Un bon crieur doit et peut vous dire, en voyant les professions de foi de tous les aspirants législateurs bariolant toutes nos murailles, combien chacun de ces mendiants politiques aura de voix dans tel arrondissement désigné.« A Privat d’Anglemont: Paris inconnu Paris 1861 p 154 ◼ Flaneur ◼ [P 3, 4]

Die Stadt hat – was sonst nur den wenigsten Worten zugänglich war; einer privilegierten Klasse von Worten – allen, oder doch einer großen Menge möglich gemacht: in den Adelsstand des Namens erhoben zu werden. Diese Revolution der Sprache wurde vom Allergemeinsten, der Straße, vollzogen. – Die Stadt ist durch die Straßennamen ein sprachlicher Kosmos. [P 3, 5]

Anläßlich von Victor Hugos »pouvoir de l’image. Les quelques confidences que nous avons sur ses procédés de travail nous permettent d’affirmer que la faculté de l’évocation intérieure était chez lui beaucoup plus forte que chez les autres personnes. C’est ainsi qu’il a pu, de mémoire et sans une note, décrire tout le quartier de Paris par où s’échappe Jean Valjean dans les Misérables, et cette description est strictement exacte, rue par rue, maison par maison.« Paul Bourget〈:〉 Nachruf auf Victor Hugo im Journal des Débats [Victor Hugo devant l’opinion Paris 1885 p 91] [P 3, 6]

Auf einer Radierung: »Rue Tirechape 1863 comme en 1200« C〈abinet〉 d〈es〉 E〈stampes; s. Abbildung 8〉 [P 3, 7]

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[image]

Rue Tirechape 1863.

Photo Bibliothèque Nationale

Abbildung 8

Auf einer Gravure von 1830 kann man einen Mann auf einem Baumstamm am boulevard Saint-Denis sitzen sehen. [P 3, 8]

1865 wurde Boulevard des Capucines, Ecke rue de Sèze und rue Caumartin, der erste »refuge«, die erste »Rettungsinsel« eingerichtet. [P 3 a, 1]

»Que des bouffons aillent grimacer aux portes de la Morgue; que des paillasses s’en viennent débiter leurs grotesques lazzis … en un pareil endroit: que cette foule … se range en cercle pour rire à plein ventre des folies souvent immondes d’un bateleur, après avoir contemplé cinq cadavres alignés côte à côte … voilà ce que j’appelle une chose révoltante …!« Victor Fournel: Ce qu’on voit dans les rues de Paris Paris 1858 p 355 (La Morgue) [P 3 a, 2]

Stadtgespenster: »Le romantisme à son déclin … se complait dans les légendes. Pendant que George Sand habillée en homme chevauche, dit-on, à travers Paris en compagnie de Lamartine habillé en femme, Dumas fait composer ses romans dans des caves et boit du champagne aux étages supérieurs avec des actrices; bien mieux, Dumas n’existe pas, c’est un être mythique, une raison sociale inventée par un syndicat d’éditeurs.« J Lucas-Dubreton: La vie d’Alexandre Dumas Père Paris 〈1928〉 p 141 [P 3 a, 3]

»Voilà … le … Dictionnaire de la langue verte, dont je désire qu’on dise … ce qu’on a dit du Tableau de Paris de Sébastien Mercier, qu’il a été pensé dans la rue et écrit sur une borne.« Alfred Delvau: Dictionnaire de la langue verte Paris 1866 p III [P 3 a, 4]

Eine schöne Beschreibung der vornehmen Quartiers: »la noblesse, casematée silencieuse dans ces claustrales rues comme dans un immense et splendide monastère de paix et de refuge.« Paul-Ernest Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 p 17 [P 3 a, 5]

Noch um 1860 waren die pariser Brücken für den Verkehr zwischen den Ufern nicht ausreichend; er wurde vielfach durch Fähren vermittelt. Ihre Benutzung kostete 2 sols; Proletarier konnten sich ihrer daher nur selten bedienen. (Nach P-E Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 p 49/50〈)〉 [P 3 a, 6]

»Dans Hugo la Colonne, l’Arc de Triomphe et les Invalides marchent ensemble, si je puis dire. Il y a une liaison historique, politique; réelle, littéraire entre ces trois monuments. Aujourd’hui … la position de ces trois termes a changé, la liaison a changé. La Colonne s’est comme effacée, malgré Vuillaume. Et c’est le Panthéon qui est comme venu la remplacer. Surtout depuis que Hugo y est venu et l’a fait rendre, s’il est permis de parler ainsi, aux grands hommes. Aujourd’hui la trilogie des monuments c’est l’Arc-de-Triomphe, le Panthéon et les Invalides.« Charles Péguy: Œuvres complètes 1873-1914 Œuvres de prose Paris 1916 p 419 (Victor-Marie, comte Hugo) [P 3 a, 7]

»Le vrai Paris est naturellement une cité noire, boueuse, maleolens, étriquée dans ses rues étroites … fourmillant d’impasses, de culs-de-sac, d’allées mystérieuses, de labyrinthes qui vous mènent chez le diable; rejoignant les toits pointus de ses maisons sombres tout près des nuages, et vous jalousant ainsi le peu d’azur que le ciel du nord veut bien aumôner à la grande capitale … Le vrai Paris est plein de cours des miracles, réceptacles à trois centimes la nuit d’êtres impossibles et de fantasmagories humaines … Là dans un nuage de vapeur ammonicale … et dans des couches qui n’ont pas été refaites depuis la création du monde, reposent côte à côte des centaines, des milliers de banquistes, de marchands d’allumettes, de joueurs d’accordéon, de bossus, d’aveugles, de boîteux; de nains, de culs-de-jatte, de nez dévorés dans une querelle, d’hommes caoutchouc, de clowns sur le retour, d’avaleurs de sabres, de jongleurs qui portent un mât de cocagne sur le bout des dents … Enfants à quatre-jambes, géants basques ou autres, Tom Pouce à la vingtième édition, personnages végétaux dont la main ou le bras est le terrain d’un arbre verdoyant et poussant chaque année avec tout son luxe de branches et de feuilles; squelettes vivants, transparents humains de la lumière … et dont la faible voix peut se faire entendre à l’oreille attentive …; orangs à intelligence humaine; monstres qui parlent français.« Paul-Ernest de Rattier: Paris n’existe pas Paris 1857 p 12 et 17-19 Hierzu sind Hugos Zeichnungen, auch Haussmanns Vision von Paris zu vergleichen. [P 4, 1]

Schicksal der republikanischen Opposition unter Guizot. »L’Emancipation de Toulouse cite le mot d’un conservateur devant qui on déplorait le sort de ces détenus politiques moisissant dans les cachots: ›Je les plaindrai quand il leur aura poussé des champignons sur le dos.‹« Jean Skerlitsch: L’opinion publique en France d’après la poésie politique et sociale de 1830 à 1848 〈Lausanne 1901〉 p 162/163 [P 4, 2]

»Avec ce titre magique de Paris, un drame, une revue, un livre est toujours sûr du succès.« Théophile Gautier: Introduction (deren erster Satz) (Paris et les Parisiens au XIXe siècle Paris 1856 p I〈)〉 [P 4, 3]

»L’univers ne fait que ramasser les bouts de cigares de Paris.« Théophile Gautier: Introduction (Paris et les Parisiens au XIXe siècle Paris 1856) p III [P 4, 4]

»Il y a longtemps qu’on a eu l’idée de peupler les Champs-Elysées de statues. Le moment n’en est-il pas venu.« Th Gautier: Etudes philosophiques (Paris et les Parisiens au XIXe 〈siècle Paris 1856〉) p 27 [P 4, 5]

»Il y a trente ans … c’était encore … presque l’ancien égout. Un très grand nombre de rues, aujourd’hui bombées, étaient alors des chaussées fendues. On voyait très souvent, au point déclive où les versants d’une rue ou d’un carrefour aboutissaient, de larges grilles carrées à gros barreaux dont le fer luisait fourbi par les pas de la foule; dangereuses et glissantes aux voitures et faisant abattre les chevaux … En 1832, dans une foule de rues … le vieux cloaque gothique montrait encore cyniquement ses gueules. C’étaient d’énormes hiatus de pierre à cagnards, quelquefois entourés de bornes, avec une effronterie monumentale.« Victor Hugo: Œuvres complètes Roman 9 Paris 1881 p 181 (Les Misérables) [P 4 a, 1]

Auf die Mauer der fermiers généraux unter Louis XVI: Le mur murant Paris rend Paris murmurant. [P 4 a, 2]

Als Legende über die Morgue zitiert Maillard die folgenden Mitteilungen über die Morgue aus E Texier: Le tableau de Paris 1852: »Dans ce bâtiment habite un greffier qui … a une famille. Qui sait si la fille du greffier n’a pas un piano dans sa chambre, et, si le dimanche soir, elle ne fait pas danser ses amies au son des ritournelles de Pilodo ou de Musard.« Nach Maillard aber wohnt der greffier 1852 nicht in der Morgue. cit Firmin Maillard: Recherches historiques et critiques sur la Morgue Paris 1860 p 26/27 Der Bericht geht, wie Maillard selbst erklärt, auf einen seinerseits etwas feuilletonistischen Bericht von Léon Gozlan aus dem Jahre 1830 zurück. [P 4 a, 3]

»La place Maubert, place maudite qui cache le nom de Magnus Albertus.« Paris chez soi (Louis Lurine: A travers les rues) 〈Paris 1854〉 p 9 [P 4 a, 4]

Bei Mercier: Nouveau Paris 1800 VI p 56 erwähnt wird, daß »Les mystérieux donneurs de cor … faisaient en effet de bien sinistres tapages. Ce n’était pas de l’eau à vendre qu’ils annonçaient; leur bruit lugubre, digne fanfare de la terreur, était le plus souvent une menace d’incendie: ›Ils étoient dans les cabarets, et se répondoient d’un quartier à l’autre, dit Mercier; tous ces sons mariés correspondoient à un centre; on attendoit quelque événement lorsqu’ils redoubloient de force: on écoutoit longtemps, on n’y comprenoit rien; mais il y avoit dans tout ce tapage une langue de sédition. Tous ces complots qui se faisoient à haut bruit n’en étoient pas moins ténébreux. On a remarqué que lors des incendies, le signal étoit plus prompt, plus rapide, plus éclatant. Quand l’incendie se manifesta aux Célestins … la veille ma tête fut assourdie du bruit des cors. Une autre fois, ce fut par des claquements de fouet; à certains jours, c’est le bruit des boîtes: on tressaille dans ces vives et journalières alarmes.‹« Edouard Fournier: Enigmes des rues de Paris Paris 1860 p 72/73 (Sur quelques bruits de Paris) [P 4 a, 5]

C Bouglé: Chez les prophètes socialistes Paris 1918 zitiert in dem Essay »L’alliance intellectuelle franco-allemande« p 123 Börnes Wort über die Straßen von Paris, ces rues glorieuses »dont on ne devrait fouler le pavé que pieds nus«. [P 5, 1]

Die avenue Rachel führt auf den cimetière Montmartre. Dazu Daniel Halévy (Pays parisiens Paris 〈1932〉 p 276): »Rachel, la tragédienne, ici l’introductrice et la patronne.« [P 5, 2]

»Als wie bedeutend man den Verkehr der Pilger empfand – viele Menschen zogen damals zu den Reliquien … –, wird dadurch bezeugt, daß die alte Römerstraße in beiden Teilen nach den Hauptzielen solcher Wanderung genannt wurde, im Norden St. Martin nach der Hauptkirche von Tours, im Süden St. Jacques nach dem spanischen Jago di Compostella.« Fritz Stahl: Paris Berlin 〈1929〉 p 67 [P 5, 3]

Die vielfach formulierte Feststellung, daß die quartiers in Paris ihr Eigenleben hätten, unterbaut Stahl (Paris p 28) mit dem Hinweis auf bestimmte pariser Monumente. (Er spricht vom Arc de Triomphe, man könnte auch Notre Dame oder Notre Dame de Lorette nennen.) Sie geben als Fond wichtiger Straßen den quartiers einen Schwerpunkt und repräsentieren in ihnen zugleich die Stadt als solche. Stahl sagt, »daß jedes monumentale Haus mit einem Geleit … auftritt, gleichsam mit Vortritt und Gefolge wie ein Fürst, und mit diesem Geleit getrennt von der respektvoll zurücktretenden Masse. Es wird der beherrschende Kern eines Viertels, das sich um ihn gesammelt zu haben scheint.« (p 25) [P 5, 4]