Zum Hauptinhalt springen

V

[Konspirationen, compagnonnage]

»On appelait ›blouses blanches‹, sous le Second Empire, les agents provocateurs souvent mêlés dans les émeutes.« Daniel Halévy: Décadence de la liberté Paris 〈1931〉 p 152 [V 1, 1]

»En 1848, Louis-Philippe avait dans Paris, au lieu des neuf cent cinquante gendarmes de Charles X, une garde de trois mille hommes, et quinze cents agents au lieu de quatre cents. Le Second Empire affectionna la Police, et l’installa magnifiquement. Elle lui doit ce vaste édifice, caserne, forteresse et bureau, qui occupe le centre de la Cité entre le Palais de Justice et Notre-Dame, et rappelle, en moins beau et plus grand, ces palais des cités toscanes où résidaient les Podestà.« Daniel Halévy: Décadence de la liberté Paris p 150 [V 1, 2]

»Les dossiers de la Préfecture de Police sont réputés et redoutés. Quand un nouveau préfet entre en possession de sa charge, son dossier personnel lui est apporté. Lui seul est ainsi ménagé; ni les ministres, ni le Président de la République même, ne lisent jamais leurs dossiers, classés et gardés dans des archives que nul n’est en droit d’explorer.« Daniel Halévy: Décadence de la liberté Paris p 171/172 [V 1, 3]

»En revenant vers le Quartier Latin, la forêt vierge de la rue d’Enfer s’étendait entre la rue du Val-de-Grâce et la rue de l’Abbé-de-l’Epée. C’était le jardin d’un vieil hôtel abandonné et ruineux où poussaient pêle-mêle platanes, sycomores, marronniers et acacias enlacés. Au milieu, un puits donnait dans les Catacombes. On disait que le lieu était hanté: en réalité, le puits servait aux réunions romantiques des Carbonari et de la Société secrète Aide-toi, le ciel t’aidera.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 367 ◼ Jardins et Seine ◼ [V 1, 4]

»Ce n’était pas du tout une plaisanterie, la garde nationale. Entre la troupe du roi et le peuple insurgé, la bourgeoisie de Paris sous les armes était la grande puissance médiatrice, la sagesse de la nation … De 1830 à 1839, les bourgeois de la garde nationale laissèrent deux mille des leurs devant les barricades, et c’est à eux plus qu’à l’armée que Louis-Philippe dut de rester sur son trône … Est-ce parce que les jeunes étaient devenus vieux, est-ce parce qu’il n’est rien dont on ne se lasse, toujours est-il que les bourgeois se lassèrent de cette vie extravagante, qui exigeait que les bonnetiers et les ébénistes prissent les armes et se fusillassent tous les six mois. Les bonnetiers, gens paisibles, se fatiguèrent avant les ébénistes. Cette remarque suffirait à expliquer la révolution de Février.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris p 389-391 [V 1, 5]

Juniinsurrektion. »Es genügte den Anschein der Armuth zu haben, um als Verbrecher behandelt zu werden. Man hatte in jenen Tagen das erfunden, was man ›une figure d’insurgé‹ nannte, und Jedermann, der dieses Aussehen hatte, wurde verhaftet … Die National-Garde selbst hatte wohl die Februar-Revolution gemacht, allein es fiel ihr nicht ein, Diejenigen, die gegen einen König kämpften, Insurgenten zu nennen. Blos Diejenigen, die sich gegen das Eigenthum … aufgelehnt hatten, hießen Insurgenten. Da die National-Garde … ›die Gesellschaft gerettet hatte,‹ so konnte sie in jenen Tagen Alles thun, was ihr einfiel, und kein Arzt würde gewagt haben, ihr den Zutritt in das Spital zu verweigern … Ja die blinde Wuth der National-Garden ging so weit, daß sie Fieberkranken, die in ihrem Delirium sprachen, ›Silence‹ zuriefen und dieselben ermordet haben würden, wenn die Studenten sie nicht daran gehindert hätten.« Engländer lc 〈Geschichte der französischen Arbeiter-Associationen Hamburg 1864〉 II p 320, 327/28, 327 [V 1, 6]

»Es versteht sich von selbst, daß die Arbeiter-Associationen mit dem Staatsstreich vom 2. December 1851 den Boden verloren … Alle Arbeiter-Associationen, sowohl diejenigen, welche Vorschüsse vom Staate erhalten hatten, als die übrigen, begannen damit, daß sie ihre Schilder, auf denen die Symbole der Gleichheit und die Worte: ›Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit‹ geschrieben waren, rasch entfernten, als ob sie durch das Blut des Staatsstreiches erschreckt worden wären. Seit dem Staatsstreiche giebt es denn auch wohl noch Arbeiter-Associationen in Paris, aber die Arbeiter wagen nicht mehr diesen Namen zu tragen … Es wäre schwierig, die noch bestehenden Arbeiter-Associationen aufzufinden, da nicht nur im Adreß-Kalender der Stadt, sondern auch auf den Schildern der Name ›Arbeiter-Association‹, nicht mehr zu finden ist. Seit dem Staatsstreich bestehen die Arbeiter-Associationen nur noch als gewöhnliche commercielle Compagnien fort. So ist die ehemalige brüderliche Association der Maurer-Gesellen nur unter der Firma ›Bouyer Cohadon & Co.‹ bekannt, die Association der Vergolder, welche gleichfalls noch besteht, hat nun die Firma ›Dreville, Thibout & Co.‹ und so sind es in jeder noch bestehenden Arbeiter-Association die Gérants, deren Namen in der Firma figuriren … Seit dem Staatsstreich hat keine einzige derselben ein neues Mitglied aufgenommen. Jedes neues Mitglied wäre mit grassem Mißtrauen betrachtet worden. Nahm man doch selbst den Besuch eines jeden Kunden mit Mißtrauen auf, witterte man doch allenthalben die Polizei und war man doch hierzu um so mehr berechtigt, als häufig die Polizei sich wirklich selbst officiell unter einem oder dem anderen Vorwande einfand.« Sigmund Engländer: Geschichte der französischen Arbeiter-Associationen Hamburg 1864 IV p 195, 197/198, 200 [V 1 a, 1]

Zu Cabet. »Man hatte … nach der Februar-Revolution in den Cartons der Präfectur von Toulouse einen Brief von Gouhenant, dem Delegirten oder Vorstand der ersten Avant-Garde gefunden, der im Jahre 1843 während des Processes von Toulouse sich der Polizei L. Philipps als Polizei-Agent angeboten hatte. Man wußte, daß dies Gift der Spionage in Frankreich selbst in alle Poren des Familien-Lebens sich eindränge, aber daß ein Polizei-Agent, die ekelhafteste Beule der alten Gesellschaft, sich an die Spitze des Vortrabs der Ikarier gedrängt habe, um ihn zum Ruin zu führen, auf die Gefahr hin, selbst dabei zu Grunde zu gehen, erregte Entsetzen. Hatte man doch in Paris Polizei-Spione auf den Barrikaden gegen die Regierung, in derem Solde sie standen, kämpfen und fallen gesehen!« Sigmund Engländer lc II p 159/60 ◼ Utopisten ◼ [V 1 a, 2]

»Mit der Ausbildung der proletarischen Konspirationen trat das Bedürfniß der Theilung der Arbeit ein; die Mitglieder theilten sich in Gelegenheitsverschwörer, conspirateurs d’occasion, d. h. Arbeiter, die die Verschwörung nur neben ihrer sonstigen Beschäftigung betrieben, nur die Zusammenkünfte besuchten und sich bereit hielten, auf den Befehl der Chefs am Sammelplatz zu erscheinen, und in Konspirateure von Profession, die ihre ganze Thätigkeit der Verschwörung widmeten und von ihr lebten … Die Lebensstellung dieser Klasse bedingt schon von vornherein ihren ganzen Karakter. Die proletarische Konspiration bietet ihnen natürlich nur sehr beschränkte und unsichere Existenzmittel. Sie sind daher fortwährend gezwungen, die Kassen der Verschwörung anzugreifen. Manche von ihnen kommen auch direkt in Kollisionen mit der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt und figuriren mit mehr oder weniger Anstand vor den Zuchtpolizeigerichten. Ihre schwankende, im Einzelnen mehr vom Zufall als von ihrer Thätigkeit abhängige Existenz, ihr regelloses Leben, dessen einzig fixe Stationen die Kneipen der Weinhändler sind – die Rendezvoushäuser der Verschworenen – ihre unvermeidlichen Bekanntschaften mit allerlei zweideutigen Leuten rangiren sie in jenen Lebenskreis, den man in Paris la bohème nennt. Diese demokratischen Bohemiens proletarischen Ursprungs … sind also entweder Arbeiter, die ihre Arbeit aufgegeben haben und dadurch lüderlich geworden sind, oder Subjekte, die aus dem Lumpenproletariat hervorgehen und alle lüderlichen Gewohnheiten dieser Klasse in ihre neue Existenz übertragen … Das ganze Leben dieser Verschwörer von Profession trägt den ausgeprägtesten Karakter der Bohême. Werbunteroffiziere der Verschwörung, ziehen sie von Kneipe zu Kneipe, fühlen den Arbeitern den Puls, suchen ihre Leute heraus, locken sie in die Verschwörung hinein, und lassen entweder die Gesellschaftskasse oder den neuen Freund die Kosten der dabei unvermeidlichen Konsumtion von Wein tragen. Der Kneipwirth ist überhaupt ihr eigentlicher Herbergsvater. Bei ihm hält der Verschwörer sich meistens auf; hier hat er seine Rendezvous mit seinen Kollegen, mit den Leuten seiner Sektion, mit den Anzuwerbenden; hier endlich finden die geheimen Zusammenkünfte der Sektionen (Gruppen) und Sektionschefs statt. Der Konspirateur, ohnehin, wie alle Pariser Proletarier, sehr heiterer Natur, entwickelt sich in dieser ununterbrochenen Kneipenatmosphäre bald zum vollständigsten Bambocheur. Der finstere Verschwörer, der in den geheimen Sitzungen eine spartanische Tugendstrenge an den Tag legt, thaut plötzlich auf und verwandelt sich in einen überall bekannten Stammgast, der den Wein und das weibliche Geschlecht sehr wohl zu schätzen weiß. Dieser Kneipenhumor wird noch erhöht durch die fortwährenden Gefahren, denen der Konspirateur ausgesetzt ist; jeden Augenblick kann er auf die Barrikade gerufen werden und dort fallen, auf jedem Schritt und Tritt legt ihm die Polizei Schlingen, die ihn ins Gefängniß oder gar auf die Galeeren bringen können … Zugleich macht ihn die Gewohnheit der Gefahr im höchsten Grade gleichgiltig gegen Leben und Freiheit. Im Gefängniß ist er zu Hause, wie beim Kneipwirth. Jeden Tag erwartet er Befehl zum Losbruch. Die verzweifelte Tollkühnheit, die in jeder Pariser Insurrektion hervortritt, wird gerade durch diese alten Verschwörer von Profession, die hommes de coups de main, hereingebracht. Sie sind es, die die ersten Barrikaden aufwerfen und kommandiren, die den Widerstand organisiren, die Plünderung der Waffenläden, die Wegnahme der Waffen und Munition aus den Häusern leiten, und mitten im Aufstand jene verwegenen Handstreiche ausführen, die die Regierungspartei so oft in Verwirrung bringen. Mit einem Wort, sie sind die Offiziere der Insurrektion. Es versteht sich, daß diese Konspirateurs sich nicht darauf beschränken, das revolutionäre Proletariat überhaupt zu organisiren. Ihr Geschäft besteht darin, dem revolutionären Entwicklungsprozeß vorzugreifen, ihn künstlich zur Krise zu treiben, eine Revolution aus dem Stegreif, ohne die Bedingungen einer Revolution zu machen. Die einzige Bedingung der Revolution ist für sie die hinreichende Organisation ihrer Verschwörung. Sie sind die Alchymisten der Revolution und theilen ganz die Ideenzerrüttung und die Bornirtheit in fixen Vorstellungen der früheren Alchymisten. Sie werfen sich auf Erfindungen, die revolutionäre Wunder verrichten sollen; Brandbomben, Zerstörungsmaschinen von magischer Wirkung, Emeuten, die um so wunderthätiger und überraschender wirken sollen, je weniger sie einen rationellen Grund haben. Mit solcher Projektenmacherei beschäftigt, haben sie keinen andern Zweck als den nächsten des Umsturzes der bestehenden Regierung und verachten auf’s tiefste die mehr theoretische Aufklärung der Arbeiter über ihre Klasseninteressen. Daher ihr nicht proletarischer, sondern plebejischer Aerger über die habits noirs (schwarzen Röcke), die mehr oder minder gebildeten Leute, die diese Seite der Bewegung vertreten, von denen sie aber, als von den offiziellen Repräsentanten der Partei, sich nie ganz unabhängig machen können. Die habits noirs müssen ihnen von Zeit zu Zeit auch als Geldquelle dienen. Es versteht sich übrigens, daß die Konspirateurs der Entwicklung der revolutionären Partei mit oder wider Willen folgen müssen. Der Hauptkarakterzug im Leben der Konspirateurs ist ihr Kampf mit der Polizei, zu der sie gerade dasselbe Verhältniß haben, wie die Diebe und Prostituirten.« An anderer Stelle des gleichen Aufsatzes heißt es mit Bezug auf den folgenden Bericht Chenus über Lucien de la Hodde: »Wir sehen … den politischen Prostituirten der gemeinsten Art, der auf der Straße im Regenwetter auf die Auszahlung seines Trinkgeldes durch den ersten besten Polizisten lauert.« »In einer meiner nächtlichen Wanderungen, erzählt Chenu, bemerkte ich de la Hodde, wie er den Quai Voltaire auf- und abwandelte. Der Regen floß stromweise, und dieser Umstand machte mich nachdenklich. Sollte zufällig dieser theure de la Hodde auch aus der Kasse der geheimen Fonds schöpfen? … ›Guten Abend de la Hodde, was Teufel treibst Du hier zu dieser Stunde und in diesem schauderhaften Wetter?‹ – ›Ich warte auf einen Schwerenöther, der mir Geld schuldig ist, und da er alle Abend zu dieser Stunde hier vorüber kommt, wird er mir zahlen, oder‹ – und er schlug heftig mit seinem Stock auf die Brustwehr des Quais. De la Hodde sucht ihn los zu werden … Chenu entfernt sich … aber nur, um sich unter den Arkaden des Institutes zu verbergen … Eine Viertelstunde nachher bemerkte ich den Wagen mit den zwei kleinen, grünen Laternen … Ein Mann stieg aus, de la Hodde ging geradeswegs auf ihn zu; sie sprachen einen Augenblick zusammen, und ich sah de la Hodde die Bewegung eines Menschen machen, der Geld in seine Tasche steckt.« Marx und Engels: Besprechung von Chenu: Les conspirateurs Paris 1850 und de la Hodde: La naissance de la République Paris 1850 Abdruck aus der »Neuen Rheinischen Zeitung« in 〈Die Neue Zeit〉 IV Stuttgart 1886 p 555/6, 552, 551 [V 2; V 2 a]

Die Arbeiter von 1848 und die große Revolution: »Obgleich diese unter den von der Revolution gezeitigten Verhältnissen litten, machten sie dieselbe doch nicht für ihr Elend verantwortlich; sie bildeten sich ein, daß die Revolution nicht zum Glück der Volksmassen ausgeschlagen sei, weil Intriganten das ihr zu Grunde liegende Prinzip gefälscht hatten. Nach ihrer Meinung war die große Revolution an sich gut, und das menschliche Elend konnte nur beseitigt werden, wenn man sich zu einem neuen 1793 entschloß. So wendeten sie sich mißtrauisch von den Sozialisten ab und fühlten sich von den bürgerlichen Republikanern angezogen, welche zum Zwecke einer Herstellung der Republik auf revolutionärem Wege konspirirten. Die geheimen Gesellschaften zur Zeit der Regierung Louis Philipps rekrutirten eine große Anzahl ihrer thätigsten Mitglieder aus der Arbeiterklasse.« Paul Lafargue: Der Klassenkampf in Frankreich Die neue Zeit XII, 2 1894 p 615 [V 3, 1]

Marx über den »Bund der Kommunisten«: »〈›〉⁠Was … die Geheimlehre des Bundes … betrifft, so durchlief sie sämmtliche Wandlungen des französischen und englischen Sozialismus und Kommunismus, wie ihrer deutschen Spielarten … Die geheime Form der Gesellschaft verdankt Paris ihren Ursprung … Während meines ersten Aufenthalts in Paris (Ende 1843 bis Anfang 1845) pflegte ich persönlichen Verkehr mit den dortigen Leitern des Bundes wie mit den Führern der meisten französischen geheimen Arbeitergesellschaften, ohne jedoch in irgend eine derselben einzutreten. Zu Brüssel … trat die Londoner Zentralbehörde in Korrespondenz mit uns und sandte … den Uhrmacher Josef Moll, … um uns zum Eintritt in den Bund aufzufordern. Die Bedenken … schlug Moll nieder durch die Eröffnung, daß die Zentralbehörde einen Bundeskongreß nach London zu berufen beabsichtige … Wir traten also ein. Der Kongreß … fand statt und nach heftigen, mehrwöchentlichen Debatten wurde das von Engels und mir abgefaßte Manifest der kommunistischen Partei angenommen.‹ Als Marx diese Zeilen schrieb, nannte er ihren Inhalt ›halb vergessene und längst verschollene Geschichten‹ … Im Jahre 1860 war die von der Gegenrevolution der fünfziger Jahre niedergeschlagene Arbeiterbewegung noch nirgends in Europa wieder erwacht … Man versteht die Geschichte des Kommunistischen Manifestes schlecht, wenn man von seinem Erscheinen die europäische Arbeiterbewegung datirt. Das Manifest war vielmehr der Schluß ihrer ersten Periode, die von der Julirevolution bis zur Februarrevolution reichte … Das Höchste, wozu sie gelangen konnten, war theoretische Klarheit … Ein geheimer Arbeiterbund, der Jahre lang den damaligen englisch-französischen Sozialismus und die damalige deutsche Philosophie geistig theilnehmend begleiten konnte, entfaltete eine Energie des Denkens, die nur den höchsten Respekt erwecken kann.« Ein Gedenktag des Kommunismus Die neue Zeit XVI, I Stuttgart 1898 p 354/ 55 Das Marxzitat aus der Streitschrift gegen Vogt [V 3, 2]

»Die praktischen Programme der damaligen kommunistischen Verschwörer … unterscheiden … sich durch die feste Zuversicht, daß die Befreiung der Arbeiterklasse (›des Volkes‹) undenkbar ist ohne den Kampf mit den höheren Klassen (›der Aristokratie‹), sehr vorteilhaft von den sozialistischen Utopisten. Freilich kann der Kampf eines Häufleins von Menschen, die im Namen der Volksinteressen eine Verschwörung geschmiedet haben, auf keinen Fall mit dem Namen Klassenkampf belegt werden. Wenn aber der Hauptteil der Verschwörer von den Arbeitern geliefert wird, so bietet die Verschwörung den Keim zum revolutionären Kampfe der Arbeiterklasse. Und die Auffassung der Gesellschaft der ›Jahreszeiten‹ über die ›Aristokratie‹ zeugt von dem engen genetischen Zusammenhang der Ideen der revolutionären Kommunisten im damaligen Frankreich mit den Ideen der bürgerlichen Revolutionäre des achtzehnten Jahrhunderts und der liberalen Opposition der Restaurationsepoche … Gleich Augustin Thierry gingen die französischen revolutionären Kommunisten von dem Bewußtsein aus, daß der Kampf gegen die Aristokratie im Interesse des ganzen übrigen Teiles der Gesellschaft notwendig sei. Aber mit Recht weisen sie darauf hin, daß an Stelle der Geburtsaristokratie die Geldaristokratie getreten ist und daß folglich der Kampf … gegen die Bourgeoisie geführt werden muß.« Georg Plechanow: Über die Anfänge der Lehre vom Klassenkampf (Aus der Einleitung zu einer russischen Ausgabe des Kommunistischen Manifests) III Die Anschauungen des vormarxistischen Sozialismus vom Klassenkampf Die neue Zeit Stuttgart 1903 XXI, I p 297 [V 3 a, 1]

1851〈:〉 »Un décret rendu le 8 décembre autorisa la déportation sans jugement … de toute personne appartenant ou ayant appartenu à une société secrète: on entendait par là toute société, fût-ce une société de secours mutuels ou une association littéraire, constituée même au grand jour, mais sans déclaration faite au préfet.« A Malet et P Grillet: XIXe siècle Paris 1919 p 264 [V 3 a, 2]

»A la suite de l’attentat d’Orsini … le gouvernement impérial fit aussitôt voter une loi dite de sûreté générale qui lui donnait le pouvoir d’arrêter et de déporter sans jugement … toute personne antérieurement punie à l’occasion des journées de juin 1848 et des événements de décembre 1851 … Dans chaque département, le préfet avait dû, par ordre, désigner d’urgence un nombre déterminé de victimes.« A Malet et P Grillet: XIXe siècle Paris 1919 p 273 [V 3 a, 3]

»Les Indépendants eurent leur société secrète, la Charbonnerie organisée au début de 1821 sur le modèle de la Charbonnerie italienne. Les organisateurs furent un commis voyageur en vins, Dugied, qui avait séjourné à Naples, et un étudiant en médecine, Bazard … Chaque affilié versait un franc par mois, devait avoir un fusil, cinquante cartouches, et jurait d’exécuter aveuglément les ordres de ses chefs. La Charbonnerie se recrutait surtout parmi les étudiants et dans l’armée; elle finit par compter 2000 ventes et 40 000 adhérents. Les Charbonniers voulaient renverser les Bourbons ›ramenés par l’étranger‹ et ›rendre à la nation le libre exercice du droit qu’elle a de choisir le gouvernement qui lui convient‹. Ils organisèrent neuf complots dans les six premiers mois de 1822: tous échouèrent.« A Malet et P Grillet: XIXe siècle Paris 1919 p 29 Die Aufstände der Carbonari waren Militärrevolten. Vielleicht besaßen sie eine gewisse Analogie zu denen der Dekabristen. [V 4, 1]

29 April 1827 Auflösung der Nationalgarde durch Villèle, wegen einer von ihr gegen ihn gerichteten Kundgebung. [V 4, 2]

Gegen sechzig Schüler der Ecole Polytechnique in der Leitung des Juli-Aufstandes. [V 4, 3]

25 März 1831 Wiedereinführung der Garde Nationale. »Elle … nommait elle-même ses officiers, les chefs de légion exceptés … La garde nationale formait … une véritable armée comptant 24 000 hommes environ … cette armée était … une force de police … Aussi, eut-on soin d’en écarter les ouvriers … On y parvint en imposant au garde national d’avoir l’uniforme et de s’équiper à ses frais … Cette garde bourgeoise fit d’ailleurs en toutes circonstances bravement son devoir. Dès que passaient les tambours battant le rappel, chacun quittait ses occupations, les boutiquiers fermaient leurs magasins, et, l’uniforme endossé, on allait joindre le bataillon au lieu de rassemblement.« A Malet P Grillet: XIXe siècle Paris 1919 p 77 et 79 [V 4, 4]

»Les Républicains avaient pour la plupart appartenu à la Charbonnerie; ils multiplièrent contre Louis-Philippe les créations de sociétés secrètes. La plus importante … fut celle des Droits de l’homme. Créée à Paris, où elle compta en peu de temps près de 4000 affiliés, calquée sur la Charbonnerie, elle eut des ramifications dans la plupart des villes importantes. Ce fut elle qui organisa les grandes insurrections de Paris et de Lyon, en juin 1832 et en avril 1834. Les principaux journaux républicains étaient la Tribune et le National, dirigés la première par Armand Marrast, le second par Armand Carrel.« Malet et Grillet: XIXe siècle Paris 1919 p 81 [V 4, 5]

Erklärung vom 19 Dezember 1830, abgegeben auf der Redaktion des Constitutionnel von Schülern der Ecole polytechnique: »›Si parmi les agitateurs, dirent-ils, il s’est trouvé un homme qui portât l’uniforme de l’Ecole, cet homme est un faussaire …‹ Et ils firent traquer partout les hommes qui se présentaient dans les faubourgs revêtus de l’habit polytechnicien pour essayer d’usurper leur influence. Le moyen de les reconnaître, dit Bosquet, était de leur demander la différentielle de sin x ou de log x ›s’ils répondent, ce sont d’anciens élèves, sinon on les fait coffrer‹.« G Pinet: Histoire de l’Ecole polytechnique Paris 1887 p 187 Die Unruhen fanden anläßlich des Prozesses gegen die Minister Charles X statt. Pinet fügt (p 187) hinzu: »En soutenant les intérêts de la bourgeoisie, ceux qui avaient des convictions républicaines semblaient craindre qu’on ne les accusat de déserter la cause du peuple.« Immerhin trat die Schule in einer weitern Proklamation entschieden für das gleiche und allgemeine Wahlrecht ein. [V 4 a, 1]

»Affiliés à des sociétés ostensiblement ou secrètement organisées, les élèves vont y prendre journellement le mot d’ordre … Ils sont instruits des mouvements qu’on prépare … L’Ecole polytechnique en est venue à se croire une quatrième puissance dans l’Etat … C’est l’heure où le parti républicain, qui compte dans ses rangs toute l’artillerie de la garde nationale, l’étudiant, le prolétaire, l’ouvrier, le décoré de juillet, a repris … son activité; où les sociétés populaires, celle des Amis du peuple, celle des Droits de l’homme, la Gauloise, recrutent de nombreux affiliés; où la garde nationale ne suffit plus à maintenir la tranquillité publique; où les Saint-Simoniens menacent d’ébranler l’ordre social … où … le National et la Tribune entretiennent contre le pouvoir une lutte de tous les jours.« G Pinet: Histoire de l’Ecole polytechnique Paris 1887 p 192/93 [V 4 a, 2]

Während der Choleraepidemie wurde die Regierung beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben. So im faubourg St Antoine. [V 4 a, 3]

»La jeunesse des écoles avait adopté le béret rouge; et dans les sociétés secrètes, on se promettait à la prochaine de faire repasser le rasoir national.« Charles Louandre: Les idées subversives de notre temps Paris 1872 p 85 [V 4 a, 4]

Die geheimen Gesellschaften der Demokraten waren chauvinistisch. Sie wollten die internationale Propaganda der Republik durch den Krieg. [V 5, 1]

»Réponse faite plus tard par un accusé devant la Cour des pairs: – Quel était votre chef? – Je n’en connaissais pas, et je n’en reconnaissais pas.« Victor Hugo: Œuvres complètes Roman 8 Paris 1818 p 47 (Les Misérables; Faits d’où l’histoire sort et que l’histoire ignore) [V 5, 2]

»De temps en temps des hommes ›en bourgeois et en beaux habits‹ venaient, ›faisant des embarras‹, et ayant l’air ›de commander‹, donnaient des poignées de mains aux plus importants, et s’en allaient. Ils ne restaient jamais plus de dix minutes.« Victor Hugo: Œuvres complètes Roman 8 Paris 1881 p 42/43 (Les Misérables; Faits d’où l’histoire sort et que l’histoire ignore) [V 5, 3]

Die Société des droits de l’homme wendet in ihren Zirkularen die Zeitrechnung der großen Revolution an. Im pluviôse an 42 de l’ère républicaine zählt sie 300 Filialen in Frankreich, in Paris 163, deren jede einen besondern Namen hatte. Die Werbung der Bürger beim Proletariat hatte das Gute »qu’au lieu de les attirer, en les humiliant, par des services matériels, par des secours ou des dons d’argent, ce fut par des attentions et des égards, par des bals et des fêtes en commun, que les meneurs bourgeois travaillèrent à se les attacher.« Charles Benoist: L’homme de 1848 I (Revue des deux mondes 1 juillet 1913 p 148/149) [V 5, 4]

La Société de propagande: »On lui dut en partie la grande grève de la fin de 1833, laquelle s’étendit aux typographes, mécaniciens, tailleurs de pierres, cordiers, cochers de fiacre, cambreurs, gantiers, scieurs de long, ouvriers en papiers peints, bonnetiers, serruriers, et n’intéressa pas moins de ›8000 tailleurs, 6000 cordonniers, 5000 charpentiers, 4000 bijoutiers, 3000 boulangers.‹« Ch Benoist: L’Homme de 1848 I (R〈evue〉 d〈es〉 d〈eux〉 mondes 1 juillet 1913 p 151〈)〉 [V 5, 5]

Le Comité invisible – Name einer geheimen Gesellschaft in Lyon. [V 5, 6]

Erst nach 1832, vor allem aber um 1834 und 1835 faßte die revolutionäre Propaganda im Proletariat Fuß. [V 5, 7]

In der nach 1835 verschärften Organisation der Geheimen Gesellschaften steigerte sich das mystagogische Element. Die Namen der Wochentage und Monate wurden Kennworte von Stoßtrupps und von Kommandos. Ein von der Freimaurerei beeinflußtes Aufnahmezeremoniell mit Anklängen an die Feme wird eingeführt. Nach de la Hodde figuriert schon in diesem Zeremoniell unter anderm die Frage: Faut-il faire une révolution politique ou une révolution sociale? (vgl Ch Benoist: L’homme de 1848 I (R〈evue〉 d〈es〉 d〈eux〉 m〈ondes〉 1 VII 1913 p 1959-61) [V 5, 8]

»C’en est fini, en 1840, des Jacobins, des Montagnards, des Sociétés secrètes, des conspirations, des revues, des prises d’armes et des coups de main. Les ›communistes‹ vont être préférés … Les ouvriers participèrent au banquet de Belleville, où l’horloger Simard prit la parole. La grande grève de 1840, qui, à Paris seulement, mit debout 30 000 hommes, resserra leur fédération … Henri Heine a gravé de sa pointe aiguë, en dix passages de sa Lutèce … la prise puissante du communisme sur l’ouvrier des faubourgs parisiens. Il se fait honneur d’avoir, par ses lettres à la Gazette d’Augsbourg, révélé le communisme aux communistes eux-mêmes … Mais … il y a communistes et communistes. Je transcris de l’Almanach icarien pour 1843 cet avertissement …: ›Aujourd’hui les Communistes peuvent se diviser en deux catégories principales, les Communistes simples …, qui veulent l’abolition du Mariage et de la Famille, et les Communistes Icariens … dont le caractère distinctif est de vouloir la Famille et le Mariage, de repousser les sociétés secrètes, la violence, l’émeute et l’attentat.‹« Charles Benoist: L’homme de 1848 II (Revue des deux mondes 1 février 1914 p 638-41) [V 5 a, 1]

Mitte der dreißiger Jahre war eine Krise in den Traditionen des Gesellenwesens und der Handwerksburschen ausgebrochen. Die aus der Zunftzeit überkommenen Hierarchien gerieten ins Wanken, viele Gesellenlieder wurden als altmodisch empfunden; man versuchte die Assoziationen intellektuell und moralisch zu heben. Agricol Perdiguier verfaßte eine Art von Gesellenfibeln mit Liedern und belehrenden oder erbaulichen Beiträgen. Sie läßt erkennen, daß das absterbende Brauchtum der Zünfte ein Nährboden für die geheimen Gesellschaften gewesen ist. [V 5 a, 2]

Cénacles nach 1839: La Goguette des fils du diable, les communistes matérialistes. [V 5 a, 3]

Régime des marchands de vin: »La loi actuelle lui donne la liberté, et l’Empire, en effet, l’en avait privé. Napoléon III voyait dans les cabarets des ›lieux d’affiliation pour les sociétés secrètes,‹ et le Code annoté [Pamphlet: Julien Goujon: Code annoté des limonadiers] l’accuse d’avoir voulu ›frapper de terreur,‹ pour les ›transformer en surveillans officieux, en agens électoraux, trois cent mille habitans et leurs familles.‹ Trois cent mille estaminets, et des estaminets politiques, de ceux que Balzac appelle le ›parlement du peuple,‹ étendaient donc déjà leur réseau … sous le régime de Juillet et le Gouvernement de 1848!« Maurice Talmeyr: Le marchand de vins (Revue des deux mondes 15 août 1898 p 877/8) [V 5 a, 4]

Varia aus Agricol Perdiguier: Le livre du compagnonage Paris Chez l’auteur 1840: »En 1830 des Aspirants menuisiers et des Aspirants serruriers se révoltèrent à Bordeaux contre leurs Compagnons, et formèrent entre eux le noyau d’une Société nouvelle. Depuis, à Lyon, à Marseille, à Nantes, d’autres Aspirants se sont encore révoltés et formés en société … Ces diverses Sociétés ont correspondu entre elles, et la Société de l’Union ou des Indépendants s’est trouvée constituée … Il n’y a chez eux aucun mystère, aucune initiation, aucune distinction. … Tous les membres de la Société sont égaux.« (p 179/80) Bräuche: »Quand un Compagnon va à la maison où la société loge, mange et tient ses assemblées, il dit: ›Je vais chez la mère.‹« (p 180/181) Namen: »La Rose de Carcassonne, Le Décidé de Tournus, etc.« (p 185) Topage – eine in vorgeschriebnen Formen ablaufende Vorstellung einander begegnender Handwerksburschen: »Ils se demandent de quel côté ou de quel Devoir. S’ils sont du même, c’est une fête, ils boivent à la même gourde … Dans le cas contraire, ce sont des injures d’abord, et puis des coups.« (p 187) Verschiedenfarbige Bänder, auf verschiedene Arten getragen sind Abzeichen der einzelnen Handwerke. Ferner sind Ohrringe gebräuchlich, auf deren verschiedene Anhängsel (Hufeisen, Hammer, Richtmaß usw.) die verschiednen Gewerbe ausschließlichen Anspruch erheben. »L’équerre et le compas sont les attributs de tout le Compagnonage, car on pense … que le mot compagnon dérive de compas … Les cordonniers et les boulangers ont payé cher quelquefois la gloire de porter le compas; tous les Compagnons du Devoir des autres états sont tombés sur eux.« (p 189) »Dans les sociétés de compagnonage le mot monsieur n’est point d’usage … Les Français, les Espagnols, les Italiens, les Suisses se trouvant réunis se nomment réciproquement Pays espagnol, Pays italien, Pays suisse, etc. … D’ailleurs ils habitent sous la même voûte ils marchent sur le même globe, ils sont, ils se nomment pays; car le monde n’est pour eux qu’un grand pays!« (p 41) – Die compagnons nennen sich enfants de Salomon. – Perdiguier war Mitarbeiter des von Buchez gegründeten Atelier (1840-1850). Es ging 1850 ein, da es die Kaution von 18 000 frcs nicht stellen konnte. [V 6, 1]

Die Julitage brachten einen Aufschwung der geheimen Gesellschaften durch eine Annäherung zwischen der republikanischen Bourgeoisie und dem Proletariat. [V 6, 2]

Die Gesellschaft vom 10ten Dezember. »Unter dem Vorwande, eine Wohltätigkeitsgesellschaft zu gründen, war das Pariser Lumpenproletariat von Louis Napoleon nach seiner Wahl zum Präsidenten in zahlreiche geheime Sektionen eingeteilt worden, die von bonapartistischen Agenten geleitet wurden.« Eduard Fuchs: Die Karikatur der europäischen Völker München 〈1921〉 II p 102 [V 6, 3]

Le cabaret de la place Belhomme. »Sous Louis-Philippe, il était tenu par un individu attaché à la police. Sa clientèle se composait en grande partie de tous les conspirateurs de l’époque, qui y tenaient deux réunions par semaine, le lundi et le jeudi. Le jeudi, on présentait les affidés; le lundi, on les recevait.« A Lepage: Les cafés politiques et littéraires de Paris Paris 〈1874〉 p 99 [V 6 a, 1]

Aus einem von Pokrowski zitierten Geheimbericht des russischen Informateurs Jakow Tolstoi über sein Gespräch mit dem Direktor der englischen Kolonialbank, Campbell, einem Beauftragten des Prinzen Louis Napoléon: »Der Prinz hat ihn in die Schwierigkeiten seiner Lage eingeweiht, da er gegen den ›National‹ (d. h. gegen Cavaignac – M. P.) zu kämpfen habe … sowie gegen die roten Republikaner (Ledru-Rollin – M. P.), die über riesige Summen verfügen (!) … Nachdem … fragte er mich, ob nicht die russische Regierung geneigt wäre, dem Prinzen diese« [d. i. die zur Wahlkampagne nötige, in England nicht beschaffbare] »Summe zu überlassen … Danach wurde es mir klar, daß Herr Campbell eine Art Emissär des Prinzen Louis ist, und, um seine Aufmerksamkeit abzulenken und das Gespräch zu beenden, stellte ich alles als einen Scherz hin. Ich fragte ihn, was wohl Louis Bonaparte Rußland als Gegenleistung für die Million, die er verlangt, geben könnte? – ›Alle möglichen Zugeständnisse‹ – antwortete temperamentvoll Herr Campbell. – ›Rußland kann also das Haupt der Republik kaufen? – fragte ich, – und nur für eine Million Franken, was, auf die vier Präsidentschaftsjahre verteilt, 250 000 pro Jahr ausmacht. Sie werden zugeben, daß das nicht teuer ist.‹ – ›Ich garantiere Ihnen, daß Sie zu diesem Preis ihn voll und ganz zur Verfügung haben werden,‹ – ›Wird er zumindestens seine ganze Autorität einsetzen, um Frankreich von polnischen und russischen Emigranten zu säubern?‹ – ›Ich sage Ihnen, daß er eine formelle Verpflichtung in dieser Beziehung übernehmen wird, da er sich in der schwierigsten Lage befindet, in der sich ein Mensch überhaupt befinden kann!« MN Pokrowski: Historische Aufsätze Wien Berlin 〈1928〉 p 120 (Lamartine, Cavaignac und Nikolaus I) [V 6 a, 2]

»Die alte Gesellenverbindung der ›Compagnons‹, deren Entstehung bis ins vierzehnte, vielleicht … ins zwölfte Jahrhundert zurückgeht … (manche Historiker leiten die Carbonari-Bewegung aus ihr ab) … mußte Balzac besonders interessieren … Die Compagnons … führten ihre Gründung auf den Bau des salomonischen Tempels zurück … In der Vorrede zur ›Histoire des Treize‹ macht Balzac Andeutungen über die Compagnons, die noch heute im französischen Volk Anhänger hätten.« Ernst Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 34 [V 7, 1]

»In Frankreich war es vor allem die unter dem Namen La Congrégation bekannte geheime Gesellschaft, die dem Publikum Stoff zu allerhand grausigen und aufregenden Geschichten bot. Besonders die Literaten der Restauration ziehen sie der schwärzesten Machenschaften. Der Graf von Artois, der spätere Karl X., stand ihr nahe … Mit einer ›Geschichte der geheimen Gesellschaften im Heere‹ fesselte damals Charles Nodier seine Leser. Er selbst gehörte der 1797 gegründeten ›Société des Philadelphes‹ an … Harmlos war auch die ›Société du Cheval rouge‹, die Balzac mit Gautier und einigen anderen gründete in der festen Überzeugung, daß ihre Mitglieder durch Beeinflussung der Salons … sich gegenseitig Macht und Ruhm verschaffen würden … Ein Geheimbund von Zuchthaussträflingen ist die Gesellschaft der ›Grands Fanandels‹, deren Organisation den Hintergrund für … Vautrin bildet.« Ernst Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 32-34 [V 7, 2]

Das faubourg Saint-Antoine und die enceinte du temple verdanken ihre Bedeutung für das Handwerk dem Umstand, daß die Gesetze, die den compagnons eine Niederlassung vor Ablauf der dem compagnon〈n〉⁠age vorbehaltnen Jahre verboten, dort außer Kraft waren. Der tour de France beanspruchte 3 bis 4 Jahre. [V 7, 3]

Neben vielen andern Angaben über die compagnons berichtet Chaptal von den feindlichen Klans: »Les outils de travail étoient constamment leurs armes de guerre.« Chaptal: De l’industrie françoise Paris 1819 II p 314 [V 7, 4]

»Außer bei … abendlichen Zusammenkünften im engen Kreis trafen sich in jenen Jahren die deutschen Handwerker in Paris gern an Sonntagen mit Kind und Kegel in einem Restaurant an der Bannmeile. Im Januar 1845 hatte Adalbert von Bornstedt, ein ehemaliger Gardeoffizier, der damals die radikalen Schriftsteller und Handwerker in Paris für die preußische Regierung bespitzelte, dieser in einer gegen Marx und Heß gerichteten Denunziation eine solche Versammlung in der Avenue de Vincennes geschildert, wo der Königsmord, der Haß gegen die Reichen, die Abschaffung des Privateigentums offen verkündet worden wären.« Gustav Mayer: Friedrich Engels Erster Band: Friedrich Engels in seiner Frühzeit Berlin 〈1933〉 p 252 [V 7, 5]

»Adalbert von Bornstedt … war … Spitzel … der Preußischen Regierung. Engels und Marx benutzten ihn, wußten wohl aber ziemlich genau, woran sie mit ihm waren.« Gustav Mayer: Friedrich Engels Erster Band: Friedrich Engels in seiner Frühzeit (Zweite Auflage) Berlin p 386 [V 7 a, 1]

Flora Tristan versuchte die Arbeiter aus den Schranken der compagnonnage zu befreien. [V 7 a, 2]

Schlabrendorf berichtet von dem volkstümlichen Komiker Bobêche, der auf dem Boulevard du Temple spielte. »Sein Theaterchen ist aber so eng, daß er nicht mehr gestikuliren kann, wenn sein Schwager, mit dem er spielt, auch darauf steht. Er ist gezwungen, dann die Hände in die Taschen zu stecken. Mit Recht rief er daher unlängst: Il me faut une place, il me faut absolument une place! – Mais sais-tu bien qu’il faut remplir sa place? – Remplir? on en remplit une partie et le reste est rempli par d’autres. – Mais quelle place veux-tu donc? – La place Vendôme. – La place Vendôme! Il te sera bien difficile de l’avoir. – Rien de plus facile. Je dénoncerai la colonne.« Graf Gustav von Schlabrendorf in Paris über Ereignisse und Personen seiner Zeit [in Carl Gustav Jochmann: Reliquien Aus seinen nachgelassenen Papieren Gesammelt von Heinrich Zschokke Erster Band Hechingen 1836 p 248/9][V 7 a, 3]

Die Carbonari betrachteten Christus als das erste Opfer der Aristokratie. [V 7 a, 4]

»Die Polizeispione in Paris erkennen sich an einer Schaumünze mit dem sogenannten Auge der Vorsehung.« Carl Gustav Jochmann: Reliquien hg von Heinrich Zschokke Dritter Band Hechingen 1838 p 220 [V 7 a, 5]

»Pour que l’œuvre d’un Balzac … apparaisse authentiquement mythique, il suffira de rappeler que, du vivant même de son auteur, s’étaient constitués à Venise et en Russie des cercles d’hommes et de femmes qui se distribuaient les rôles des personnages de la Comédie Humaine et s’appliquaient à vivre à leur ressemblance.« Roger Caillois: Paris, mythe moderne (Nouvelle Revue Française XXV, 284 1 mai 1937 p 698) [V 7 a, 6]

»Quant à Balzac, il suffira … de se souvenir que c’est l’homme dont la première œuvre ou presque, se trouve être une Histoire impartiale des Jésuites, qu’il considérerait comme un hommage ›à la plus belle société qui jamais ait été formée‹ et qu’il est en même temps le créatur de Vautrin et l’auteur de l’Histoire des Treize.« Roger Caillois: Paris, mythe moderne (Nouvelle Revue Française XXV, 284 1 mai 1937 p 695/6) Die Jesuiten wie auch die Assassinen spielen sowohl in der Vorstellungswelt Balzacs wie auch in der von Baudelaire eine Rolle. [V 8, 1]

»Dix régiments français, fussent-ils descendus dans les Catacombes, n’eussent pu mettre la main sur un seul carbonaro, tant les mille sentiers des funèbres souterrains conduisaient à des retraites inaccessibles. D’ailleurs, dans cinq ou six endroits, les Catacombes étaient admirablement minées et il suffisait d’une étincelle … pour faire sauter la rive gauche tout entière.« A Dumas: Les Mohicans de Paris III Paris 1863 p 11 [V 8, 2]

Die Verschwörer von 1830 waren streng klassizistisch gesonnen und erbitterte Feinde der Romantik. Blanqui ist diesem Typus sein Leben lang treu geblieben. [V 8, 3]

Heine über eine Versammlung der Amis du peuple, in der über 1500 Hörer einer Rede von Blanqui folgen: »La réunion avait l’odeur d’un vieil exemplaire, relu, gras et usé, du Moniteur de 1793.« (cit Geffroy: L’enfermé 〈ed 1926〉 I p 59) [V 8, 4]

Geheime Gesellschaften nach der Julirevolution: Ordre et Progrès, Union des condamnés politiques, Réclamants de Juillet, Francs régénérés, Société des Amis du peuple, Société des Familles. [V 8, 5]

Ordnung der Société des Saisons, Nachfolgerin der Société des Familles: Zuoberst vier Saisons, ihr Chef: Printemps; die Saison hat drei Mois, ihr Chef: Juillet; der Mois hat vier Semaines, ihr Chef: Dimanche. – Die Chefs sind bei den Versammlungen nicht zugegen (oder nicht kenntlich). Vgl Geffroy: L’enfermé 〈ed 1926〉 I p 79 [V 8, 6]

Die Abteilungen der Carbonari hießen Ventes (der Ausdruck der Carbonari geht auf eine Verschwörung bei einem Kohlenhändler im Kampf der Ghibellinen gegen die Guelfen zurück). Vente suprême, Ventes d’arrondissement, Vertes de canton. Unter den Gründern der französischen Sektion war Bazard. [V 8, 7]

J-J Weiss über den Club des Halles: »Le club se tenait dans une petite salle du premier étage, au-dessus d’un café, club peu nombreux, grave et recueilli. Représentez-vous l’aspect de la Comédie-Française, les jours où on y joue Racine et Corneille, comparez l’auditoire de ces jours-là à la foule qui emplit un cirque où des acrobates exécutent des sauts périlleux: vous aurez l’impression exacte qu’on éprouvait en entrant au club révolutionnaire de Blanqui, comparée à celle que donnaient les deux clubs en vogue du parti de l’ordre, celui des Folies-Bergère et celui de la salle Valentino. C’était comme une chapelle consacrée au culte orthodoxe de la conspiration classique, où les portes étaient ouvertes à tout le monde, mais où l’on ne sentait l’envie de revenir que si l’on était un adepte. Après le maussade défilé des opprimés qui se présentaient chaque soir à la tribune, pour dénoncer invariablement, celui-ci la conspiration des banquiers contre le peuple, celui-là son chef de bureau, cet autre un administrateur de chemins de fer, le prêtre du lieu se levait, et, sous prétexte de résumer les griefs de son client, le peuple, représenté par la demi-douzaine d’imbéciles prétentieux et furieux qu’on venait d’entendre, il exposait la situation. L’extérieur était distingué, la tenue irréprochable, la physionomie délicate, fine et calme, avec un éclair farouche et sinistre qui traversait quelquefois des yeux minces, petits, perçants, et, à leur état habituel, plutôt bienveillants que durs; la parole mesurée, familière et précise, la parole la moins déclamatoire que j’aie jamais entendue avec celle de M. Thiers. Quant au fond du discours, presque tout y était juste … Où donc Corneille a-t-il appris l’art de la guerre? s’écriait le grand Condé à la première représentation de Sertorius. Blanqui n’avait point, je suppose, appris la guerre plus que Corneille. Mais, comme il possédait à un degré éminent la faculté politique, il a donné … même en matière militaire, tous les avertissements qui, écoutés, eussent pu préparer le salut.« cit Gustave Geffroy: L’enfermé Paris 1897 p 346-348 [V 8 a]

Januar 1870, nach der Ermordung von Victor Noir: Blanqui läßt die Blanquisten, von Granger ihm präsentiert, an sich vorbeidefilieren, ohne daß der Vorgang entdeckt wurde. »Il partit, armé, dit adieu à ses sœurs, prit son poste aux Champs-Elysées. C’est là que Granger lui avait annoncé qu’il ferait défiler devant lui l’armée dont il était le mystérieux général. Il connaissait les chefs, il les verrait apparaître, et derrière chacun d’eux, les hommes, groupés régulièrement, marchant au pas, comme des régiments. Il fut fait comme il avait été dit. Blanqui passa sa revue, sans que personne pût se douter du spectacle étrange. Appuyé à un arbre, debout dans la foule, parmi ceux qui regardaient comme lui, le vieillard attentif vit surgir ses amis, réguliers dans la poussée du peuple, silencieux dans les murmures grossis à tout instant en clameurs.« Gustave Geffroy: L’enfermé Paris 1897 p 276/77 [V 9, 1]

Über den Einfluß Machiavells, den Blanqui in Sainte-Pélagie erfuhr: »Contre le Blanqui français, si lucide, si merveilleux d’intelligence et d’ironie, sortait de temps à autre ce vieux Blanqui italien, de Florence ou de Venise, qui croyait aux plans ténébreux et à la réussite possible d’un coup de force.« Gustave Geffroy: L’enfermé Paris 1897 p 245/46 [V 9, 2]

Ein Verschwörertyp wie er für die vierziger Jahre kennzeichnend ist: Daniel Borme, ein halbverrückter, vor allem aber zweideutiger Geselle; er arbeitete im Auftrage von Vidocq, der seinerseits ebenso von Caussidière wie von Louis Napoléon Orders entgegennahm. Borme stellte das Regiment der Vésuviennes auf die Beine; er erhielt, mit mehreren Vésuviennes 1848 von Mme de Lamartine Audienz. Lamartine selbst weigerte sich, mit den Vésuviennes zu verhandeln. Man scheint vorgehabt zu haben, Arbeitsateliers für sie zu gründen. Borme ruft in einer Affiche vom 28 février 1848 die citoyennes auf:
〈»〉⁠Aux citoyennes patriotes, mes sœurs en République … J’ai demandé au Gouvernement Provisoire de vous enrégimenter sous le titre de Vésuviennes. L’engagement sera d’un an; pour être reçue, il faut avoir quinze ans ou trente ans au plus et n’être pas mariée. Se présenter, de midi à 4 heures, rue Sainte-Appoline, 14.« cit Roger Devigne: Des »Miliciennes« de 1937 aux »Vésuviennes« de 1848 (Vendredi 21 mai 1937) [V 9, 3]

Baudelaire in der Rezension von »Les martyrs ridicules« von Léon Cladel: »L’homme d’esprit moule le peuple, et le visionnaire crée la réalité. J’ai connu quelques malheureux qu’avait grisés Ferragus XXIII, et qui projetaient sérieusement de former une coalition secrète pour se partager, comme une horde se partage un empire conquis, toutes les fonctions et les richesses de la société moderne.« Baudelaire: L’art romantique Paris p 434 [V 9 a, 1]

Ch Prolès in »Les hommes de la révolution de 1871« 〈Paris 1898〉 p 9 über Raoul Rigault, Blanquist, Polizeipräfekt unter der Kommune: »Il avait en toutes choses, … même dans son fanatisme, avec un singulier sang-froid, je ne sais quel air de mystificateur sinistre et impassible.« (cit Georges Laronze: Histoire de la Commune de 1871 Paris 1928 p 45〈)〉 Ebenda p 38 über Rigaults Spezialität: die Entlarvung der Spitzel: »Sous l’Empire, il l’avait singulièrement avancée, … tenant à jour son carnet, dénonçant, dès leur arrivée, les agents interloqués. ›Eh bien, comment va le patron?‹ Et, en ricanant, il les nommait. Blanqui vit dans une telle perspicacité l’indice d’une vocation utilisable. De sa bouche tomba un jour cet éloge, de forme inattendue: ›Ce n’est qu’un gamin, mais c’est un policier de premier ordre.‹« [V 9 a, 2]

Doktrin der Blanquisten während der Kommune: »Edicter, pour la nation, des décrets, c’était réagir contre l’utopie du fédéralisme, et … de Paris demeuré capitale paraître gouverner la France.« Georges Laronze: Histoire de la Commune de 1871 Paris 1928 p 120 [V 9 a, 3]

Die Blanquisten verehrten das Andenken von Hebert. [V 9 a, 4]

»Plusieurs salles de rédaction et les cafés des boulevards, en particulier le café de Suède, étaient les centres … des conspirateurs. De là s’étendait la toile. Elle enserrait dans ses mailles toute la Commune, moins redoutable encore par les résultats obtenus, car la multiplicité des complots les annihilait, que par l’atmosphère … de suspicion qui s’en dégageait. A l’Hôtel de ville s’observaient des fuites incessantes. Pas de délibération, de décision secrète qui ne fût aussitôt connue de Thiers.« Georges Laronze: Histoire de la Commune de 1871 Paris 1928 p 383 [V 9 a, 5]

Marx faßt eine ausführliche Charakteristik der Gesellschaft vom 10ten Dezember als einer Organisation des Lumpenproletariats in den Worten zusammen: »kurz die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin und her geworfene Masse, die die Franzosen la Bohème nennen«. Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte ed Rjazanov Wien Berlin 〈1927〉 p 73 [V 10, 1]

Zu Balzac. »Sainte-Beuve … raconte une anecdote plus étrange … que toutes les autres. A un moment, toute une société réunie à Venise, et des plus aristocratiques, s’avisa de distribuer entre ses membres différents rôles tirés de la Comédie humaine, et certains de ces rôles, ajoute mystérieusement le critique, furent bel et bien poussés jusqu’au bout … Cela se passait aux environs de 1840.« Anatole Cerfberr et Jules Christophe: Répertoire de la comédie humaine de H de Balzac Paris 1887 Introduction de Paul Bourget p V [V 10, 2]

1828 erscheint in Brüssel die »Verschwörung der Gleichen« von Buonarroti. »Très vite son livre devient le bréviaire des conspirateurs.« Titel »Conspiration pour l’Egalité«〈,〉 60 000 Exemplare in wenigen Tagen abgesetzt. 1837 15 000 Personen bei Buonarrotis Beisetzung. Michelets Vater stand zu den Anfängen von Babeuf, Michelet zu Buonarroti in Beziehung. vgl André Monglond: Le préromantisme français II Le maître des âmes sensibles Grenoble 1930 p 154/155 [V 10, 3]