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[Spiegel]

Wie Spiegel den freien Raum, die Straße, in das Café hineinnehmen, auch das gehört zur Verschränkung der Räume – dem Schauspiel, dem der Flaneur unentrinnbar verfallen ist. »Am Tage oft nüchtern, erfreulicher am Abend, wenn die Gasflammen glänzen. Die Kunst des blendenden Scheins ist hier zu großer Vollkommenheit gediehen. Die gewöhnlichste Schenke ist auf Täuschung des Auges angelegt. Durch Spiegelwände, die die rechts und links aufgestellten Waaren reflectiren, erhalten alle diese Locale eine künstliche Ausdehnung, beim Lampenschein eine phantastische Größe.« Karl Gutzkow: Briefe aus Paris Leipzig 1842 I p 225 Taghelle, weite Horizonte also siedeln gerade mit der hereinbrechenden Nacht sich überall in der Stadt an. [R 1, 1]

Hier im Zusammenhange des Spiegelmotivs ist die Geschichte von dem Mann zu erwähnen, der es nicht aushielt, im Innern seiner boutique oder seines bistros die Aufschrift auf der äußeren Scheibe immer in Spiegelschrift vor sich zu haben. Hierzu eine Anekdote zu erfinden. [R 1, 2]

Brüchig sind auch die Mosaikschwellen, die im Stile der alten Restaurants des Palais-Royal zu einem »Diner de Paris« für fünf Franken führen; sie steigen breit an zu einer Glastür, aber man mag nicht glauben, es komme dahinter wirklich ein Restaurant. Die nächste Glastür verheißt ein »Petit Casino« und läßt eine Kasse sehen und Preise der Plätze, aber öffnete man sie – ginge es hinein? Würde man statt in einen Theaterraum nicht drüben auf die Straße hinaustreten? Da Tür und Wände von Spiegeln durchbrochen sind, so weiß man weder ein noch aus vor zweifelhafter Helle. Paris ist die Spiegelstadt. Spiegelglatter Asphalt seiner Autostraßen, vor allen bistros gläserne Verschläge. Ein Überfluß von Scheiben und Spiegeln in den Cafés um sie innen heller zu machen und all den winzigen Gehegen und Abteilen, in die pariser Lokale zerfallen, eine erfreuliche Weite zu geben. Die Frauen sehen sich hier mehr als anderswo, daraus ist die bestimmte Schönheit der Pariserinnen entsprungen. Ehe ein Mann sie anblickt, sehen sie sich schon zehnmal gespiegelt. Aber auch der Mann sieht sich physiognomisch aufblitzen. Er gewinnt schneller sein Bild als anderswo und sieht sich auch mit diesem seinem Bilde sch⁠〈n〉⁠eller einig werden. Sogar die Augen der Passanten sind verhängte Spiegel und über dem großen Bette der Seine, Paris, breitet der Himmel sich wie der kristallne Spiegel über den niedrigen Betten in Freudenhäusern. [R 1, 3]

Wo wurden diese Spiegel fabriziert? Und wann kam der Brauch auf, die Lokale mit ihnen auszustatten? [R 1, 4]

Seit wann der Brauch, in kostbare geschnitz⁠〈t〉⁠e Rahmen alter Bilder, statt der Gemälde Spiegel einzusetzen? [R 1, 5]

Blicken zwei Spiegel einander an, so spielt der Satan seinen liebsten Trick und öffnet hier auf seine Weise (wie sein Partner in den Blicken der Liebenden tut) die Perspektive ins Unendliche. Sei es nun göttlich, sei es satanisch: Paris hat die Passion der spiegelgleichen Perspektiven. Der Arc de Triomphe, Sacré Cœur, selbst das Panthéon erscheinen von weitem wie Bilder, die niedrig schweben, Öffnen die fata morgana architektonisch. ◼ Perspektive ◼ [R 1, 6]

Ende der sechziger Jahre schreibt Alphonse Karr, daß man keine Spiegel mehr zu machen versteht. [R 1, 7]

Das letzte, aber auch größte Werk dieses Spiegelzaubers dankt mehr noch vielleicht als seiner heute schon nachlassenden Anziehungskraft und Rentabilität seinen großen Herstellungskosten, daß es noch immer zu sehen ist. Es ist das »Cabinet des Mirages« im Musée Grévin. Hier traten eiserne Träger und riesige, in ungezählten Winkeln zusammenstoßende Glasflächen ein letztes Mal zusammen. Manni⁠〈g〉⁠fache Verkleidungen lassen die Eisenträger bald zu griechischen Säulen, bald in ägyptische Pilaster, bald zu Laternenpfähle⁠〈n〉 sich verwandeln und je nachdem umgeben die Beschauer unabsehbare Säulenwälder antiker Tempel, Fluchten wie von unzähligen aneinanderstoßen 〈den〉 Bahnhöfen, Markthallen oder Passagen. Ein wechselndes Licht, eine sanfte Musik begleiten die Vorführung und jeder Verwandlung geht das klassische Klingelzeichen, der Ruck vorher, den wir von unsern frühesten Weltreisen kennen, wenn im Kaiserpanorama vor unsern Augen voller Abschiedsweh ein Bild sich langsam aus dem Stereoskope löste, um das nächste erscheinen zu lassen. [R 1, 8]

Mallarmé als Genius der Spiegel [R 1 a, 1]

»La manufacture des glaces de Paris et celle de Saint-Gobain, ›connue de toute l’Europe et sans rivale‹, n’avaient rien perdu.« Levasseur: Histoire des classes ouvrières 〈et de l’industrie en France de 1789 à 1870 Paris 1903〉 I p 446 [R 1 a, 2]

»Nos glaces acquièrent chaque jour de plus grandes dimensions qui les font rechercher avec empressement dans toute l’Europe; elles sont aujourd’hui à la portée des plus médiocres fortunes et tandis qu’il n’est pas un ménage en France qui n’en possède au moins une ou deux, rien n’est plus rare en Angleterre que d’en rencontrer, même dans les châteaux.« Adolphe Blanqui: Histoire de l’exposition des produits de l’industrie française en 1827 Paris 1827 p 130 [R 1 a, 3]

Egoistisch – »das wird man in Paris, wo man kaum einen Schritt thun kann, ohne sein liebes Ich zu erblicken. Spiegel an Spiegel! In Café’s und Restaurationen, in Boutiquen und Magazinen, in Salons pour la coupe des cheveux und Salons littéraires, in Bädern und überall, ›jeder Zoll ein Spiegel‹!« S. F. Lahrs⁠〈?〉: Briefe aus Paris (Europa Chronik der gebildeten Welt hg von August Lewald 1837 II Lpz u Stuttgt p 206⁠〈)〉 [R 1 a, 4]

Redon malt die Dinge als wenn sie in einem etwas trüben Spiegel erschienen. Seine Spiegelwelt ist aber flächig, der Perspektive abhold. [R 1 a, 5]

»So lange das Tafelglas nur durch Auseinanderstrecken des mit dem Munde an der Pfeife geblasenen Glaszylinders hergestellt wurde, hatten seine Maße eine konstante, verhältnismäßig geringe Grenze, bestimmt durch die beim Blasen aufgewandte Lungenkraft, die erst in jüngster Zeit durch die Preßluft ersetzt wird. Jedoch mit der Einführung des Gußverfahrens … 1688 stiegen diese Maße sofort beträchtlich.« A. G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 54/55 Anm⁠〈erkung〉 zu dieser Stelle: »Die ersten in Paris gegossenen Spiegelscheiben sollen … eine Größe von 84x50 Zoll gehabt haben, während diese zuvor höchstens 50x45 Zoll betragen hätte.« [R 1 a, 6]

Eigentlich handelt es sich bei den Passagen nicht wie bei andern Eisenkonstruktionen um Erhellung des Innenraumes sondern um Dämpfung des Außenraumes. [R 1 a, 7]

Über das Licht, das in den Passagen herrscht: »Lueur glauque, en quelque manière abyssale, qui tient de la clarté soudaine sous une jupe qu’on relève d’une jambe qui se découvre. Le grand instinct américain, importé dans la capitale par un préfet du second Empire, qui tend à recouper au cordeau le plan de Paris va bientôt rendre impossible le maintien de ces aquariums humains qui sont déjà morts à leur vie primitive, et qui méritent pourtant d’être regardés comme les recéleurs de plusieurs mythes modernes.« Louis Aragon: Le paysan de Paris Paris 1926 p 19 ◼ Mythologien ◼ [R 2, 1]

Draußen quoll »die grüne, durchsichtige Fluth und füllte die Straße bis hoch über die Häuser hinauf, und die wunderlichsten, oft fast menschenähnlichen Fische schwammen darin auf und ab … Die Straße selbst war wie aus einem uralten Bilderbuch herausgenommen; graue Giebelhäuser mit spitzen, hohen Dächern und schmalen, oft gerade, oft schräg laufenden Fenstern, die Außenwände mit Muscheln und Seetang an einigen Stellen förmlich bewachsen, an anderen sauber und rein gehalten und mit zierlichen Malereien und Muschelbildern geschmückt … Vor jeder Thür stand ein hoher schattiger Korallenbaum, und an den Mauern waren nicht selten, wie wir daheim wohl Wein und Rosen an schlanken Staketen ziehen, weitarmige Polypen gepflanzt, die hoch über die Fenster hinaus, oft bis unter die vorragenden Giebel der Dächer wucherten.« Friedrich Gerstäcker: Die versunkene Stadt [Neufeld und Henius 1921] p 30 Könnte aus den verdrängten ökonomischen Bewußtseinsinhalten eines Kollektivs ähnlich wie Freud es von sexuellen eines Individualbewußtseins behauptet, eine Dichtung, eine Phantasievorstellung entspringen, dann hätten wir in dieser Darstellung die vollendete Sublimierung der Passagen mit ihrem aus den Auslagen hervorwuchernden Handelskram vor Augen. Selbst die glasig leuchtenden Kugeln der Kandelaber, der ganze Prunk und Stolz der Gasbeleuchtung geht in diese unterseeische Welt von Gerstäcker ein; der Held sieht zu seinem Staunen, »daß sich diese unterseeischen Gänge, je mehr die Dämmerung eintrat, desto mehr und mehr von selber und ebenso allmählich erhellten. Denn überall in den Korallen- und Schwammbüschen, zwischen den Guirlanden und dichten Behängen von Seetang und dem hohen, wehenden Seegras hin, daß dahinter hervorragte, saßen breitmächtige, gläsern aussehende Quallen, die schon im Anfang ein schwaches grünlich phosphorisches Licht von sich gegeben, das aber mit dem einbrechenden Dunkel an Stärke rasch zunahm, und jetzt in hellem Glanze leuchtete.« Gerstäcker: Die versunkene Stadt p. 48 Hier die Passage bei Gerstäcker in einer anderen Konstellation: »Kaum verließen sie das Haus, so betraten sie einen weiten, kristallgewölbten luftigen Gang, in den fast alle die benachbarten Häuser einzumünden schienen; dicht daneben aber und einzig und allein durch eine vollkommen durchsichtige und wie aus dünnen Eisschollen aufgeschichtete Wand davon getrennt, lag die klare Fluth.« Gerstäcker: Die versunkene Stadt p 42 [R 2, 2]

Wie Gesteine des Miozän oder Eozän stellenweise den Abdruck von Ungeheuern aus diesen Erdperioden tragen, so liegen die Passagen heute in den großen Städten wie Höhlen mit den Fossilien eines verschollenen Untiers: der Konsumenten aus der vorimperialen Epoche des Kapitalismus, des letzten Dinosaurus Europas. An diesen Höhlenwänden wuchert als unvordenkliche Flora die Ware und geht, wie die Gewebe in Geschwüren, die regellosesten Verbindungen ein. Eine Welt geheimer Affinitäten, die sich in ihr erschließt: Palme und Staubwedel, Föhnapparat und die Venus von Milo, Prothesen und Briefsteller. Lauernd lagert die Odaliske neben dem Tintenfaß und Adorantinnen heben Schalen hoch, in die wir Zigarettenstummel als Rauchopfer legen. Diese Auslagen sind ein Rebus: Es liegt einem auf der Zunge, wie hier Vogelfutter in der Fixierschale, Blumensamen neben dem Feldstecher, die abgebrochne Schraube auf dem Notenheft und der Revolver überm Goldfischglas zu lesen sind. Übrigens sieht nichts von alledem neu aus. Die Goldfische stammen vielleicht aus einem längst versiegten Bassin, der Revolver war ein corpus delicti und schwerlich haben diese Noten ihre frühere Besitzerin vorm Hungertode bewahren können als die letzten Eleven fortblieben. Und da der Untergang einer Wirtschaftsepoche dem träumenden Kollektivum selber als Weltuntergang sich darstellt, so hat der Dichter Karl Kraus die Passagen ganz richtig gesehen, mußten ih⁠〈n〉 andererseits die Passagen als Abguß eines Traumes an sich ziehen: »In der Berliner Passage wächst kein Gras. Es sieht so aus, wie nach dem Weltuntergang, wiewohl noch Leute Bewegungen machen. Das organische Leben ist verdorrt und in diesem Zustand ausgestellt. Kastans Panoptikum. Oh, ein Sommersonntag dort, um sechs Uhr. Ein Orchestrion spielt zur Steinoperation Napoleons III. Der Erwachsene kann den Schanker eines Negers sehen. Die unwiderruflich letzten Azteken. Öldrucke. Strichjungen mit dicken Händen. Draußen ist das Leben: ein Bierkabaret. Das Orchestrion spielt: Emil du bist eine Pflanze. Hier wird der Gott mit der Maschine gemacht.« 〈Karl Kraus:〉 Nachts Wien Lpz 1924 p 201/202 [R 2, 3]

Über den Kristallpalast von 1851⁠〈:〉 »Für die sinnliche Wahrnehmung freilich sind diese Füllungsflächen selbst in Helligkeit fast aufgelöst. / Dem Grundprinzip nach ist dies keineswegs ganz neu; die Vorgeschichte reicht vielmehr mindestens Jahrhunderte zurück, wenn man will: Jahrtausende. Denn sie hebt an, als man die Wände mit glänzenden Metallplatten belegte. / … Das ist der erste Schritt zum neuen Raumwert des Kristallpalastes. Im Kuppelraum von Mykenae geschah er möglicherweise bereits so entschlossen, daß man den ganzen Raum einheitlich in diesen Glanz auflöste … Dabei aber opferte man jenes Hauptmittel aller Raumgestaltung: den Kontrast. Durch diesen wird die gesamte Entwicklung der Folgezeit bestimmt, aber sie setzt für die hier maßgebenden Gesichtspunkte erst etwa tausend Jahre später ein, und nun nicht mehr mit dem ›Glanz‹ des Metalles, sondern mit dem des Glases, / … Die höchste Blüte bringt hier das gotische Kirchenfenster … Die wachsende Farblosigkeit des Glases im Blankglas zieht die Außenwelt in den Innenraum hinein, die Spiegelverkleidung der Wände trägt das Bild des Innenraumes in die Außenwelt hinaus. Hier wie dort verliert die ›Wand‹ ihre raumabschließende Bedeutung. Der ›Glanz‹ büßt immer stärker die seinem Wesen angehörende Eigenfarbe ein und wird immer ausschließlicher nur zum Spiegel des Außenlichtes. / Dies vollzog sich im profanen Innenraum des 17. Jahrhunderts, wo nicht mehr nur die Wandöffnung der Fenster in ihrer ganzen Ausdehnung durch die wasserklare Glasplatte ausgefüllt wird, sondern auch die übrige, den Raum umgebende Wandfläche, meist an den Stellen, die der Fensteröffnung gegenüberliegen: in den ›Spiegelgalerien der Rokokoräume‹. /… Noch immer aber herrscht dabei das Prinzip des Kontrastes … Sowohl in der Sainte-Chapelle, wie in der Galerie des glaces jedoch hat sich dies Verhältnis zwischen Fläche und Licht so gestaltet, daß nicht mehr das Licht die Fläche unterbricht, sondern die Fläche das Licht. / Das ist also als Entwicklung des Raumwertes eine fortlaufende Reihe: an ihrem Ende stehen die Gewächshäuser und die Hallen des Londoner Kristallpalastes.« A. G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 65/66 [R 2 a, 1]

Man mag den reinen Zauber der Spiegelwände, den wir aus Zeiten des Feudalismus kennen mit dem schwülen vergleichen, den die lockenden, in verführerische Bazare ladenden der Passagen üben. ■ Magasins de nouveautés ■ [R 2 a, 2]

Ein Aspekt auf die Zweideutigkeit der Passagen: ihr Reichtum an Spiegeln, der die Räume märchenhaft ausweitet und die Orientierung erschwert. Denn mag diese Spiegelwelt auch mehrdeutig, ja, unendlich vieldeutig sein – zweideutig bleibt sie doch. Sie blinzelt – ist immer dieses Eine und nie Nichts, aus dem ein anderes sogleich heraussteigt. Der Raum, der sich verwandelt, tut es im Schoße des Nichts. In seinen trüben, verschmutzten Spiegeln tauschen die Dinge den Kaspar-Hauser-Blick mit dem Nichts. Es ist so ein zweideutiges Zwinkern vom Nirwana herüber. Und wieder streift uns hier mit kaltem Hauch der Geckenname Odilon Redon, der diesen Blick der Dinge in den Spiegel des Nichts wie kein anderer auffing und wie kein anderer ins Einverständnis der Dinge mit dem Nichtsein sich zu mischen wußte. Blickwispern füllt die Passagen. Da ist kein Ding, das nicht ein kurzes Auge wo man es am wenigsten vermutet, aufschlägt, blinzelnd schließt, siehst du aber näher hin, ist es verschwunden. Dem Wispern dieser Blicke leiht der Raum sein Echo. »Was mag in mir, so blinzelt er, sich wohl ereignet haben?« Wir stutzen. »Ja, was mag in dir sich wohl ereignet haben?« So fragen wir ihn leise zurück. ■ Flanieren ■ [R 2 a, 3]

»Im Zentrum der philosophischen Konstruktionen des frühen Kierkegaard … erscheinen Bilder von Innenräumen, die wohl aus Philosophie … erzeugt sind, über diese aber hinausdeuten kraft der Dinge, die sie festhalten … Das große Motiv der Reflexion gehört dem Intérieur zu. Der ›Verführer‹ beginnt eine Notiz: ›Ob ihr nun Ruhe halten wollt!? Was habt ihr den ganzen Morgen lang getrieben? An meiner Markise gezerrt, an meinem Reflexionsspiegel gerüttelt, mit dem Glockenzug vom dritten Stock gespielt, an die Fensterscheiben geklopft, kurz durch allerlei Allotria euch bemerklich gemacht‹… Der Reflexionsspiegel ist in der geräumigen Mietwohnung des neunzehnten Jahrhunderts charakteristisch angebracht … Funktion des Reflexionsspiegels ist, die endlose Straßenlinie solcher Mietshäuser in den abgeschlossenen bürgerlichen Wohnraum hineinzuprojizieren; zugleich der Wohnung sie unterwerfend und die Wohnung mit ihr begrenzend.« Theodor Wiesengrund-Adorno: Kierkegaard Tübingen 1933 p 45 ■ Flaneur ■ Interieur ■ [R 3, 1]

Zu den Physiologien ist die, wenngleich spätere, Stelle aus der Lettre à Charles Asselineau heranzuziehen, in der Babou seinen nonkonformistischen und antimodernistischen Ansichten freien Lauf läßt. »Je sais que le public actuel, étant le plus beau de tous les publics, aime passionnément à se mirer en famille dans ces immenses glaces qui ornent les cafés du boulevard ou que la main d’un tapissier littéraire dresse amicalement dans sa chambre à coucher.« Hippolyte Babou: Les payens innocents Paris 1858 p XVIII [R 3, 2]