Gebunden. (Musik) Dieses Wort wird in der Musik verschiedentlich als ein Kunstwort gebraucht.
Gebundene Noten oder Töne sind solche, die in einer schlechten Taktzeit angeschlagen werden und bis auf eine gute Zeit liegen bleiben1. Eine gebundene Stimme, in Tonstücken, die für Instrumente gesetzt sind, heißt eine Stimme, die nicht bloß zur Begleitung einer anderen Stimme da ist, sondern für sich eine zum Ganzen notwendige und konzertierende Partie hat. Dergleichen Partien werden allgemein mit dem italienischen Wort obligato bezeichnet, wozu der Name des Instruments gesetzt wird als Violino oder Basso obligato.
Eine besondere Gattung des gebundenen Basses macht der aus, den die Franzosen Basse contrainte nennen. Ein solcher Bass hat ein kurzes Thema von wenig Takten, welches er das ganze Stück hindurch, so lang es sein mag, beständig wiederholt, da inzwischen die Hauptstimme beständig abwechselt und also auf jede Wiederholung derselbigen Töne im Bass, einen anderen Gesang hat, wie in der Chaconne.
Große Harmoniker behandeln bisweilen einen solchen gebundenen Bass so, dass, ungeachtet er immer dieselben Töne hat, der Gesang der oberen Stimmen dennoch ganz frei durch vielerlei Tonarten moduliert, wovon man in Händels Alexandersfest zweivortreffliche Beispiele findet2. Dieses ist aber sehr künstlich und erfordert eine große Fertigkeit in Behandlung der Harmonie.
Roußeau macht über die gebundenen Bäße die richtige Anmerkung, dass sie den Tonstücken einen sehr pathetischen Charakter geben. Sie sind deswegen in Kirchenmusik, über kurze Sprüche, die in den Hauptstimmen immer mit verändertem Gesang wiederholt werden, mit großem Vorteil zu brauchen.
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1 S. Bindung.
2 Das eine in dem Tutti, dessen Worte anfangen: The Many rend the skies with loud applause; das andere in dem Tutti: Breack his band of sleep asunder.