Grotte. (Baukunst) Gebäude, die in Gärten angebracht werden und die aus Nachahmung natürlicher Höhlen, die bisweilen in den Gebirgen angetroffen werden, entstanden sind. Die natürlichen Grotten oder Berghöhlen, gehören unter die Seltenheiten der Natur, die man mit Vergnügen und einiger Verwunderung sieht: und da die Gärten eine Nachahmung wirklicher Gegenden sein sollen1, so stehen die künstlichen Grotten allerdings, wenn sie nur am rechten Ort angebracht und wohl erfunden sind, sehr gut darin. Aber wie überhaupt ein allzugekünstelter Geschmack die Gartenkunst mehr als irgend eine andere Kunst, verdorben hat, so verdienen auch die wenigsten Grotten einige Aufmerksamkeit. Die erste Eigenschaft der Grotte ist, dass sie natürlich sei. Wenn man also schon von Außen anstatt großer und roher Felsen, so wie sie in Wildnissen angetroffen werden, zierlich ausgehauene Säulen und nach den Regeln der Kunst gemachte Gesimse und andere Zierraten der Baukunst antrifft, so verschwindet so gleich der Begriff der natürlichen Grotte. Findet man aber inwendig ein völlig regelmäßiges Zimmer, so wird auf einmal der Begriff einer natürlichen Grotte ganz ausgelöscht und alle Muscheln und Korallen und Glasschlacken, womit die Wände bekleidet sind, dienen zu nichts als den Begriff sehr mühsamer Kleinigkeiten zu erwecken. Nicht der Verzierer, der gewohnt ist, auf Geratewohl artige Kleinigkeiten zusammen zu setzen, sondern nur der Baumeister, welcher der größten Baumeisterin, der Natur selbst, das Große der Kunst abgelernt hat, ist im Stande auch in diesem Stück den Geschmack wahrer Kenner zu befriedigen.
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1 S. Gartenkunst.