Gemälde (Musik)

Gemälde. (Musik) Man nennt in der Musik diejenigen Stellen einer Melodie, dadurch man Töne und Bewegungen aus der leblosen Natur genau nachzuahmen sucht, Gemälde oder Malereien. Der Wind, der Donner, das Brausen des Meeres oder das Lispeln eines Baches, das Schießen des Blitzes und dergleichen Dinge, können einigermaßen durch Ton und Bewegung nachgeahmt werden und man findet, dass auch verständige und geschickte Tonsetzer es tun. Aber diese Malereien sind dem wahren Geist der Musik entgegen, die nicht Begriffe von leblosen Dingen geben, sondern Empfindungen des Gemüts ausdrucken soll. Man kann diese Gemälde mit den falschen Gebärden unwissender Redner vergleichen, wodurch sie uns alles vormalen; die das Hohe und Tiefe, das Weite und Nahe, das Grade und Krumme, durch die Bewegung der Arme vorzeichnen. Es ist offenbar, dass durch solche kindische Künsteleien die Aufmerksamkeit von der Hauptsache abgezogen und auf Nebensachen gelenkt wird. Gemälde in der Musik sind gerade so hoch zu achten als bloße Wortespiele in der Rede. Einem Kenner von Geschmack wird allemal übel zu Mute, wenn er hört, dass solche Dinge, die seinen Geschmack beleidigen, von unverständigen Liebhabern als vorzügliche Schönheiten gelobt werden.


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