Gewölb. (Baukunst) Eine nach einer oder mehreren eingebogenen Flächen über ein Gebäude oder über einen Teil desselben weggeführte Decke, gemeinhin aus Steinen gemauert. Die eigentliche Beschaffenheit der Gewölbe, ihre Festigkeit und die Regeln, wornach alles zu machen ist, gehören zum Mechanischen der Kunst und kommen hier nicht in Betrachtung.
Die gewölbte Decke hat etwas kühneres und vermutlich auch aus anderen Gründen gefälligeres für das Aug als die gerade. Wir finden unseren allgemeinen Wohnplatz, die Erde, mit dem erhabenen Gewölbe des Himmels weit angenehmer bedeckt als wenn er die Gestalt eines viereckigten mit einem geraden Boden bedeckten Zimmers hätte und großen Gebäuden, dergleichen die Kirchen sind, geben die Gewölber ein herrlicheres Ansehen und das Gepräg eines großen und kühnen Werks. Es scheint auch als wenn das Wohlgefallen, das wir an hohen und gewölbten Gebäuden haben, zum Teil daher rührte, dass ein solcher Raum uns weniger einschränket. Gewölber über ganze Gebäude, dergleichen die Kuppeln der Tempel sind, geben ihnen allemal ein großes und empfindungwirkendes Ansehen. Daher wird auch jeder Baumeister, der einem großen Saal den völligen Charakter der Größe geben will, lieber eine gewölbte als eine gerade Decke darüber machen.
Das Gewölbe kann verschiedene Formen annehmen, die man auf drei Gattungen bringen kann, welche sich nach der Gestalt der Kugel oder der Pyramide des Zylinders richten. Diese verschiedenen Formen entstehen natürlicher Weise aus der Beschaffenheit des Gebäudes oder Zimmers, das man zu überwölben hat. Wenn dieses rund ist, so kann es nicht anders als durch ein Kugelgewölbe zugewölbt werden, welches die Form einer halben Kugel oder auch eines halben Eyes hat. Ist das Zimmer viereckigt, so wird es am besten durch ein Creuzgewölbe überwölbt, das einer viereckigten Pyramide gleicht, deren Seiten vom Grunde gegen die Spitze nach Kugelflächen laufen. Ist das Zimmer nach Beschaffenheit seiner Breite sehr lang, wie eine Gallerie, so schickt sich das cylindrische Gewölb am besten. Ist es völlig nach der Fläche eines halben Zylinders, so wird es ein Tonnengewölb genannt; wenn es aber auch von den schmalen Seiten her gewölbt ist, so bekommt es den Namen des Muldengewölbes.
Die Gewölbe können auf verschiedene Weise verziert werden. Die Kugelgewölbe werden durch Streifen, die oben gegen den Schluss des Gewölbes zusammen laufen; die cylindrischen, durch solche Streifen, die als halbe Zirkelbogen über die Breite des Gewölbes gezogen sind, in Felder eingeteilt und jedes Feld kann wieder durch Zierraten ausgeschmückt werden1. Ein Gewölbe von guten Verhältnissen und anständigen Verzierungen gibt dem Gebäude ein sehr gutes Ansehen; es erfordert aber einen in seiner Kunst sehr geübten Baumeister.
_________________
1 S. Felder.