Gekuppelt

Gekuppelt. (Baukunst) Gekuppelte Säulen nennt man diejenigen Säulen, die so nahe an einander stehen, dass sie mit ihren Kaptiteelen und Füßen einander berühren. Die alten griechischen Baumeister hatten gewisse Säulenweiten festgesetzt, welche sie für die verschiedenen Fälle, wo Säulen angebracht werden, für die besten hielten. Die geringste war von fünf Modeln, so dass von einem Stamm der Säule zum anderen allemal mehr als eine Säulendike Zwischenraum war. Die gekuppelten Säulen sind also ein Einfall der Neuern.

 Vermutlich sind sie ausgedacht worden, um die Einförmigkeit einer Säulenstellung zu unterbrechen. Die Baumeister mögen gedacht haben, es sei schöner, wenn man anstatt sechs oder acht Säulen in gleicher Weite aus einander zustellen, allemal zwei zusammensetze und also überhaupt nur drei oder vier Hauptzwischenweiten bekäme. Zwei gekuppelte Säulen stellen dann nur eine einzige vor.

 Allein in diesem Fall lässt sich für die Zusammensetzung der Säulen kein guter Grund angeben. Da die Last, nämlich das Gebälke, was die Säulen tragen sollen, gleich ausgeteilt ist, so ist kein Grund vorhanden, warum nicht auch die Säulen gleich ausgeteilt sein sollten. Zu dem schadet es dem Ansehen einer Säule, wenn eine andere zu nahe an ihr steht. Das Auge wird nicht mehr ruhig auf einer Säule stehen bleiben.

 Doch kann es Fälle geben, wo die gekuppelten Säulen eben nicht ganz zu verwerfen sind, sondern wohl gar notwendig scheinen. Nämlich in den Fällen, wo eine Säule die ganze Last nicht tragen könnte und wo die eingeschränkte Höhe nicht erlaubt, die Säule höher und folglich diker zu machen. Ein Beispiel hiervon sieht man an dem Portal des berlinischen Schloßes, das zunächst an der langen Brücke ist. An freistehenden Portalen, wo die Türen sich bloß an Pfeiler anschließen, auf welche man etwa schwere Tropheen setzen oder die man sonst, in Verhältnis der Höhe, ansehnlich dik machen will, werden auch wohl vier Säulen auf einem Postament an einander gekuppelt.

 


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