Grund. (Malerei) Die Fläche auf welche die ersten Farben zum Gemälde aufgetragen werden. Es ist für die Wirkung der Farben, für die Haltung des Gemäldes und für die Dauer gar nicht gleichgültig, auf was für einen Grund gemalt werde. De Piles rät überhaupt einen weißlichen Grund zu nehmen: Titian, Rubens und andere große Koloristen sollen dieses getan haben. Lairesse will bemerkt haben, dass zu Landschaften ein perlenfarbiger Grund und zu historischen Stücken, die innerhalb eines Zimmers geschehene Handlungen vorstellen, der Grund aus Umbra, zu Nachtstücken der aus cölnischer Erde, am besten sei. Man hat Gemälde von alten italienischen Meistern, die auf einen verguldeten Grund gemalt sind.
Man versteht aber unter dem Namen Grund auch die Fläche, auf welcher oder gegen welche, ein Gegenstand gesehen wird. So ist der blaue Himmel der Grund einer Wolke und eine einfärbige Wand des Zimmers, der Grund der in dem Zimmer gemalten Figuren.
Die Farbe des Grundes hat einen großen Einfluss auf die Haltung des Gemäldes. Es ist eine allgemeine Regel, dass das Helle gegen den dunkeln und das Dunkle gegen den hellen Grund stehe. Je brauner der Grund ist, worauf etwas weißes gemalt wird, je mehr wird es weiß scheinen und auch umgekehrt. Incarnat wird auf einem roten Grunde blaß und eine blaße rote Farbe wird auf gelbem Grunde lebhafter und wärmer. Es gehört zur Erforschung der Geheimnisse des Kolorits, dass man die Wirkungen, die die Farbe des Grundes auf die verschiedenen Gegenstände des Gemäldes hat, genau beobachte. Leonhard da Vinci hat nach seiner gewöhnlichen Scharfsinnigkeit auch hierüber wichtige Beobachtungen gesammelt, die man im CXXXVII und folgenden Abschnitten seines Werks findet. Es ist jedem Maler zu raten sie mit Aufmerksamkeit zu lesen und dann auf dieser Bahne der genauen Beobachtung weiter fortzugehen.