1587. Zwicken¹⁾. Zwacken²⁾. Kneipen³⁾. Kneifen⁴⁾.
Alle vier Wörter bezeichnen eine Tätigkeit, die so vor sich geht, daß ein Körper zwischen zwei andere, gewöhnlich spitze oder scharfe, eingezwängt oder eingeklemmt wird. Das Zwicken und Zwacken geschieht, indem ein Gegenstand nur zu einem ganz kleinen Teile zwischen die äußersten Spitzen des einklemmenden Dinges (z. B. zwischen die Fingerspitzen usw.) eingezwängt wird. Das Kneipen und Kneifen geschieht dagegen, indem ein Körper zwischen einen etwas größeren Teil der Spitzen des einklemmenden Gegenstandes oder auch zwischen ganze Flächen dieses Gegenstandes eingezwängt wird. Ich zwicke jemand in den Arm, wenn ich mit den äußersten Spitzen der Finger ihn rasch und leicht in der an gegebenen Weise berühre. Ich kneipe ihn in den Arm, wenn ich einen etwas größeren Teil der Oberfläche des Armes, als beim Zwicken, zwischen die Finger (nicht bloß die äußersten Fingerspitzen) nehme. Schuhe, die zu eng sind, kneipen die Füße. Zwacken ist eine stärkere Art des Zwickens; übrigens ist zwicken und zwacken ursprünglich nur eine klangreiche Ablautformel wie tiktak, Wirrwarr u. ähnl. Kneipen ist im 16. Jahrhundert aus dem Nieder- und Mitteldeutschen in die Schriftsprache vorgedrungen und hat die oberdeutschen Ausdrücke krimmen, klemmen, pfetzen, fetzen, kleiben u. a. verdrängt. Kneifen ist nichts weiter, als eine nachträgliche Übertragung des niederdeutschen knîpen, das manchen Schriftstellern nicht vornehm genug erschien, in die hochdeutsche Schriftsprache. „Des Pfarrers Mute schimpft’ aus Neid | und zwackte mich gar an (beim Tanze). | Ich sprach: Mensch laßt mich ungeheit (ungeschoren) | und kneipt den Leiermann.“ Hagedorn. „Er kömmt und klopft sie in den Nacken | und kneipt sie in die vollen Backen.“ Geliert. „Mein Landsmann kniff mich aber ins Bein und flüsterte mir leise zu.“ Kinkel, Erzählungen 182.