Kalauer
Kalauer nennt man seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts gern einen schlechten, billigen Witz. Der Ausdruck ist wohl abzuleiten vom preußischen Städtchen Kalau, von wo aus der frühere Redakteur des Kladderadatsch Ernst Dohm, wenn er bei seinem Freund Mayer Ball zu Besuch weilte, öfters seine Witze an sein Blatt abgesandt haben soll, so dass dafür die Ortsangabe als knappe Bezeichnung aufkam. Gombert, Festg. belegt den Ausdruck aus dem Jahr 1858 (Kreuzzeitung vom 30. Okt.) noch mit den Kennzeichen der Neuheit, wo es mit Anspielung auf ein Ludwigsburger Hundewettrennen heißt: „Der „Kalauer", dass die Württemberger Rennen auf den Hund gekommen sind“. Vgl. Kladd. 1862, 171: „Wenn sie uns den Beweis der Wahrheit ermöglichen, können wir’s mit dem landrätlichen Kalauer versuchen.“ Ebenda heißt es S. 222: „Endlich sind auch die Kalauer mit ihrer Loyalitätsadresse angekommen. Wie man hört, wurden sie durch ein Versehen von Seiten der Empfangskommission auf dem Bahnhof als Meidinger angeredet.“ Siehe auch Kladd. 1865, 123, wo unter der Spitzmarke „Ein Kalauer“ gewitzelt wird: „Die durch die Zeitungen vorher verbreitete Nachricht, dass das Minimalgehalt der Lehrer im Kalauer Kreise auf 60 Thlr. erhöht werden sollte, war also jedenfalls nur — ein Kalauer.“
Spätere Belege bei Sanders, Ergb. S. 291, übrigens auch für das Verbum kalauern.