Kleine Leute
Kleine Leute. Gomberts Belege ZfdW. 7, 8 f. zeigen, dass der Ausdruck zwar schon dem 18. Jahrhundert bekannt war, aber zum wirklichen Schlagwort wurde er doch wohl erst, als ihn die gemeinnützige Baugesellschaft, die im Jahre 1847 in Berlin zur moralischen und materiellen Hebung der unbemittelten Klassen, insbesondere eben der sogenannten kleinen Leute, zusammentrat, offiziell adoptierte (Grenzb. 1848, 1. Sem. 1, 143). Nach Mundt, Gesch. d. Ges. S. 371 war unter dieser in den Statuten der Gesellschaft ausdrücklich so benannten Volksklasse zunächst der eigentümliche Mittelschlag zwischen Bourgeoisie und Proletariat zu verstehen, dem, wenn auch in den beschränktesten Formen, doch noch eine gewisse Haltung seiner Lebensverhältnisse zustand; also vor allem der kleine Handwerker. Bald aber seien sich in diesem vielschillernden Begriff die Trümmer aller Stände und Klassen begegnet. Vgl. auch meine Belege in der ZfdW. 5, 116, z. B. Storms Novellenbändchen „Bei kleinen Leuten“. Später liebt Nietzsche den Ausdruck in abfälligen Verbindungen. Siehe z. B. 5, 285: „Um den ganzen englischen Darwinismus herum haucht Etwas wie englische Übervölkerungs-Stickluft, wie Kleiner-Leute-Geruch von Not und Enge.“ Oder 7, 50 (1886): „Allerwelts-Bücher sind immer übelriechende Bücher: der Kleine-Leute-Geruch klebt daran“ usf.