Katzenmusik
Katzenmusik ist als spezifisch studentischer Ausdruck für ein zur Verhöhnung dargebrachtes, ohrenbetäubendes Ständchen bereits dem 18. Jahrgundert geläufig. Vgl. ZfdW. 3, 98 und Laukhard, Franz Wolfstein 1, 215 (1799), sowie DWb. Seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aber entwickelt sich der Ausdruck überhaupt zum Schlagwort für alle möglichen demonstrativen politischen Tumulte. Varnhagen bemerkt in seinen Tagebüchern 1, 92 unter dem 13. Mai 1838 über den König von Hannover: „Man spricht allgemein mit erbitterter Verachtung von ihm und an öffentlichen Orten hat man ohne Scheu harte Verwünschungen gegen ihn ausgestoßen: „Die Fenster sollte man ihm einwerfen, ein Pereat mit Katzenmusik bringen!’“
Geradezu an der Tagesordnung aber waren derartige lärmende Aufzüge und Kundgebungen im Revolutionsjahr 1848. Alle Zeitungen berichten da von neuen Beispielen. Ich nenne nur Volksblatt 1848, 882 und 1219, ferner Morgenblatt 1848, 592: „Die Idee der Katzenmusik haben die Berliner unstreitig von den Wienern entlehnt; die nächste Veranlassung dazu war die Grausamkeit einiger Kaufleute, die ihren Kommis die erbetene frühere Schließung der Läden nicht bewilligten. Hochherzige Straßenjungen fühlten sich aufgefordert, diese Hartherzigkeit zu strafen; und da dieses Strafmittel einmal im Gange war, so dirigierte man es unter Zuziehung von Arbeitern auch gegen politisch mißliebige Personen". Vgl. auch Grenzboten 1848, 1. Sem. 2, 77: „Die Wiener . . wollen keine andere Musik als — Katzenmusiken. Sie glauben gar nicht, was wir jetzt an Katzenmusiken konsumieren.“