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Kalt stellen

Kalt stellen scheint seit dem Erscheinen von Hesekiels „Buch vom Grafen Bismarck“ (1868) zunächst zum prägnanten Kunstausdruck für vorübergehende oder dauernde Lahmlegung politischer Persönlichkeiten geworden zu sein, dann auch für die von Beamten im weiteren Sinne. Denn in diesem Werk wurde ein Brief Bismarcks an seine Schwester mitgeteilt vom 10. Dez. 1858: „Sehr schön wäre es, wenn Ihr uns hier besuchen wolltet, ehe ich an der Newa „kalt gestellt“ werde". Wenn Schließlich auch dieses Schlagwort durch vielfache Verwendung so abgebraucht wurde, dass es gelegentlich nur als allgemeine Metapher auftritt = irgend jemandes Einfluß schwächen oder zunichte machen (s. Gombert in der ZfdW. 2, 257), so hat es doch auch heutzutage den offiziellen Beigeschmack noch nicht verloren. Vgl. Meyer S. 68 f. Ferner Gutzkow, Rückbl. (1875) S. 287: „Keine Schmerzensschreie über die zerrütteten Zustände Österreichs, über die Polizeiwirtschaft Kolowrat’s und des Erzherzogs Ludwig, die schon damals Metternich „kaltgestellt“ und auf seine diplomatischen Spielereien verwiesen hatten.“ Scherr, Gestalten und Gesch. (1885) S. 22 nennt Varnhagen einen „Katzentrittler von kaltgestellten Diplomaten“ und bildet auch das Substantiv „Kaltstellung“.