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Kampf ums Dasein

Kampf ums Dasein, eine Wendung, die durch den Titel von Darwins epochemachendem Hauptwerk: „On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life“ (1859) zur berühmten Schlagwortformel geprägt wurde. Vgl. Büchmann S. 385, der auch die Vorgeschichte des Ausdrucks lehrreich skizziert. Darwin überschrieb damit das dritte Kapitel dieses Werkes und bemerkt erläuternd (deutsche Übersetzung von Viktor Carus, Stuttg. 1870, 76): „Ich will vorausschicken, dass ich diesen Ausdruck in einem weiten und metaphorischen Sinne gebrauche, unter dem sowohl die Abhängigkeit der Wesen von einander, als auch, was wichtiger ist, nicht allein das Leben des Individuums, sondern auch die Sicherung seiner Nachkommenschaft einbegriffen wird.“

Das Schlagwort ist aus alle möglichen Gebiete angewandt worden und hat so eine ungeheure Verbreitung gefunden. Von den zahllosen Zeugnissen greife ich heraus eine Äußerung von Gustav Kühne S. 290: „Ohne Kampf ums Dasein ist selbst der moralische Mensch nicht möglich.“ Marr (1879) S. 40 redet im politischen Sinne davon: „Es war von Anfang an kein religiöser, es war ein Kampf ums Dasein, der mit der Fremdherrschaft des Judentums geführt wurde.“

Von den oppositionellen Stimmen ist namentlich Nietzsches Polemik hervorzuheben, der sich z. B. 5, 285 (1887) und 8, 127 f. (1888) entschieden dagegen ausspricht: „Was den berühmten Kampf ums Leben betrifft, so scheint er mir einstweilen mehr behauptet als bewiesen. Er kommt vor, aber als Ausnahme; der Gesamt-Aspekt des Lebens ist nicht die Notlage, die Hungertage, vielmehr der Reichtum, die Üppigkeit, selbst die absurde Verschwendung — wo gekämpft wird, kämpft man um Macht.“