Konservativ
Konservativ (aus engl. Conservative), von Murray 2, 855 seit 1831 als politisches Schlagwort belegt, wird noch in diesem Jahrzehnt auch ins Deutsche als Parteiname eingeführt und bildet dann das Gegenstück zu liberal. Siehe Grillparzer 3, 112 (1837), der damit ein Epigramm überschreibt. Vgl. auch Heines Bemerkungen 6, 278 und 369 f. über die französischen Konservativen. Gegen die deutschen wird aber ebenfalls schon seit Beginn des fünften Jahrzehnts polemisiert. Vgl. Grenzb. 1843, 147 und 151. Besonders heftig wurde die konservative Partei im Jahre 1848 befehdet. So schreiben die Grenzboten 1848, 1. Sem. 1, 47: „Die „konservativen“ Blätter, die fast beständig von den Anforderungen des Liberalismus an das gute, treue Volk appellierten, stimmten diesmal ein anderes Lied an, sie murmelten etwas vom beschränkten Untertanenverstand.“ Verwiesen sei aber auch aufs Volksbl. 1848, 283.
Sonst erinnere ich nur an Lagardes speziellen Aufsatz: Konservativ?, den er im Spätsommer 1853 niederschrieb und worin er seine Gedanken in der Definition zusammenfaßt: „Konservativ ist, wer die lebendigen Kräfte einer Nation, eines Staates erhalten wissen und erhalten will, liberal derjenige, welcher darüber wacht, dass die Produkte des Lebens dieser Nation, dieses Staates nicht der Lebenskraft gleich gesetzt und gleich geachtet werden, durch welche sie ins Dasein gerufen worden sind. Der Liberalismus ist, so gefaßt, die notwendige Ergänzung des Konservativismus.“
Mit der Zeit haben sich verschiedene Spielarten herausgebildet. So besteht eine nach dem Kriege von 1866 begründete freikonservative Partei im preußischen Abgeordnetenhaus und eine seit 1876 bestehende deutschkonservative Partei im deutschen Reichstag.
Aber auch abgesehen von diesen besonderen Schattierungen, hat der alte, einfache Parteiname seine Rolle noch keineswegs ausgespielt.