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Kleister und Schere

Kleister und Schere. Mit „Kleister und Schere“ zu arbeiten, gilt als Zeichen grober literarischer Unselbständigkeit. Jetzt wird die Formel gern zur spöttischen Charakteristik eilfertiger Journalistenarbeit verwendet. Sie wurde zuerst durch Lessing im 17. Literaturbrief in der uns geläufigen Form auf Gottscheds „Cato“ zugespitzt. Allerdings bezieht er sich dabei selbst auf einen schweizerischen Kunstrichter (Bodmer), der ihm in dieser Auffassung vorangegangen sei. So wird in der Züricher Sammlung 8, 84 f. (1743) bereits des „wohlschneidenden Messers“ und „einer Pappe von magischen Pulvers“ gedacht, womit jener sein angebliches Originaldrama zusammenfabriziert habe aus Deschamps und Addison. Noch mehr ist dann Lessings Formulierung vorbereitet ebenda 12, 58 (1744): „Er hat mittelst einer Scheer und eines Topfes voll Pappe ein Trauerspiel verfertigt.“