Kleinstaaterei
Kleinstaaterei begegnet schon bei Jahn 1, 412 (1814) als herber Vorwurf kleinlicher und selbstsüchtiger Politik: „Kleinstaaterei kann sich nie zum Volksgefühl erheben.“ Überhaupt ist das ganze den Kleinstaaten gewidmete Kapitel ein fortlaufender Protest gegen das bedenkliche, ja oft gefährliche Treiben derselben, z. B. S. 411: „Sie sind die ewig offene Straße, worauf die Unterjochen einziehen, ein Thor, was jeder Gewalthaber einnimmt", und S. 414: „Nicht jeder Maulwurfshügel, Graben und Schlagbaum zeichnet eine Grenze. Das gemeinsame Vaterland reicht über die Bannmeile des Kleinstaats hinaus.“ Vgl. Gombert in der ZfdW. 3, 314. Ferner Mundt, Die Einheit Deutschlands (1832) S. 47, wo er gegen eine Schrift von Wichelm Schulz sich wendet: „Der Verf. spricht verächtlich von der „Kleinstaaterei Deutschlands", die alle Bildung, auch die geistige, hindere, was wir hoffentlich in dieser Abhandlung bereits widerlegt haben.“ Gombert verweist auch auf Pfizer, Vaterland (1845) S. 18 „Engherzigkeit, geisttödtende Kleinstädterei und Kleinstaaterei“. Überhaupt nimmt die Schelte seit den dreißiger Jahren offenbar an Heftigkeit zu, bis sie dann nach geänderter politischer Konstellation, zumal seit den sechziger Jahren, ebenso rasch zurückgeht, aber nicht verschwindet.