Satyrisches Drama. Dieses war bei den Griechen eine Art des Nachspieles, das entweder zwischen zwei Trauerspielen oder nach denselben aufgeführt worden. Der Charakter desselben war, dass es eine bekannte Handlung eines Helden, zwar ernsthaft, aber mit Scherz untermischt, in einem aufgeweckten Vortrag vorstellte. Dieses Drama hatte einen Chor, wie das Trauerspiel, der aber allezeit aus Satyren bestand. So wohl der Inhalt, als die Ausführung zielte auf etwas lustiges ab. Die Szene war allemal auf freiem Feld oder in Wäldern, nahe an den Hölen der Satyren. Satyricæ Scenæ, (sagt Vitruvius) ornantur arboribus, speluncis, montibus, reliquis agrestibus rebus in topiarii operis speciem deformatis1, und so waren auch die Tänze, wie alles übrige dem mutwilligen und wollüstigen Charakter der Satyren angemessen.
Wie ausgelassen dieses Schauspiel gewesen sei, lässt sich aus dem Zyklops des Euripides, dem einzigen satyrischen Drama, das übrig geblieben ist, abnehmen; da dieser socratische sonst so weise und so ernsthafte Dichter seinen Satyren viel wollüstige Reden und so gar Zoten in den Mund legt, welches er gewiss aus Notwendigkeit, dem Charakter dieser Spiele gemäß und nicht seinem eigenen Geschmack zufolge getan hat.
Es ist wahrscheinlich, dass dieses Drama das aller älteste in Griechenland gewesen ist und es könnte wohl sein, dass die anderen, nämlich die Tragödie und Komödie ihren Ursprung daher genommen hatten und dass es seinem Ursprung nach eine Herbstlustbarkeit, nach Einsammlung des Weines gewesen. Aus diesem Grunde mag es nachher als ein Anhang bei den Trauerspielen sein beibehalten worden. Denn allgemein musste ein Dichter, wenn er ein oder mehrere Trauerspiel aufführen ließe, auch ein satyrisches Drama dazu geben. Ausführlichere Nachricht von diesem Lustspiel findet man in einer eigenen Abhandlung, welche Is. Casaubon davon geschrieben hat2.
Die Römer hatten auch eine Art satyrischer Lustspiele, die aber von dem Griechischen gänzlich unterschieden waren. Die wenigen Spuren, welche man von ihrer Beschaffenheit hat, kann man in dem angezogenen Werk des Casaubons finden. Wir bemerken nur dieses einzige, dass aus den wenigen Nachrichten der römischen Scribenten zu erhellen scheint, dass dieses Schauspiel bei den Römern wie eine Art der Fastnachtslustbarkeit gewesen, da die spielenden Personen einander durchgezogen, ohne dass in diesem Spiel eine wirkliche Fabel oder Handlung zum Grunde gelegt worden. Livius (Andronicus) post aliquot annos ab satiris ausus est primus argumento fabulam serere3. Mit diesem kommt überein, was Val. Maximus sagt. A satiris primus omnium poeta Livius ad fabularum argumenta spectantium animos transtulit.
Nachher ist aber von den Römern der Name der Satire einer Art des Gedichts gegeben worden, wovon im vorhergehenden Artikel gehandelt worden.
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1 L. V. c. 8.
2 Is. Casauboni de Satyrica Græcorum poesi et Romanorum satyra, Libri II. Paris. 1605. 8.
3 T. Liv L. VII. c. 2.