Schaumünze - Historische Münzen


Von den verschiedenen Absichten die man bei Schaumünzen hat, ist bereits gesprochen worden; und man muss sie vor Augen haben, um die Beschaffenheit dieser kleinen Kunstwerke richtig anzugeben.

Das erste was unmittelbar aus den erwähnten Absichten fließt, ist dieses, dass gangbare Münzsorten sich besser zu jedem Zweck der Schaumünzen schicken als solche, die ohne bekannten und gangbaren Wert zu bekommen, nur in geringer Anzahl für Liebhaber oder für einen sehr eingeschränkten Gebrauch geprägt werden. Diese verfehlen ihren Zweck größtenteils; weil sie nicht allgemein unter das Volk ausgebreitet werden; weil sie vor ihrem Untergang nicht genug gesichert sind, den nur ihre große Menge und allgemeine Ausbreitung verhindert und endlich; weil viele aus Mangel des öffentlichen Charakters oder der gesetzlichen Weihung, nicht Aufsehens genug machen.

In diesem Stück verdienen die Alten nachgeahmt zu werden, die nur selten andere Schaumünzen machten als die zugleich gangbare Geldsorten sein sollten.

In Ansehung des Inhalts oder der Erfindung kann man die Schaumünzen in zwei Klassen einteilen und sie durch die Benennung der historischen und der ästhetischen (es fällt mir kein schicklicherer Name bei) unterscheiden. Historische nenn' ich die, welche die Sache schlechtweg ankündigen und es denen, für die sie gemacht sind, überlassen, was sie davon denken und dabei empfinden sollen: den Namen der Ästhetischen aber würde ich denen geben, wo die Sache selbst schon in einem Licht vorgestellt wird, in welchem sie natürlicher Weise einen besonderen vorteilhaften Eindruck machen sollte.

Historisch sind durchgehends alle griechische und römische Schaumünzen, ob sie gleich vielfältig mit allegorischen Bildern besetzt sind; denn diese Bilder dienen bloß zur historischen Bildersprach und drücken das, was die bloß nachrichtliche Umschrift sagt, durch andre Zeichen aus oder vertreten die Stelle dieser Umschrift. Die ästhetischen Schaumünzen sind eine Erfindung der Neuern. Sie stellen die Sache nicht bloß zur Nachricht vor, sondern geben ihr eine Wendung, die den, der die Schaumünze sieht, auf eine nachdrückliche Weise rühren soll; dieses erhalten sie durch wirklich allegorische Abbildung der Sache. Zum Beispiel will ich das Schaustück meines berühmten Landsmanns Hedlinger anführen, wodurch er der Republik Bern seine Hochachtung bezeugt hat, wobei er doch noch etwas von der Art der Alten beibehalten.

Auf der Vorderseite sieht man das allegorische Bild der Republik; eine Pallas, die sich an Berns Wapenschild lehnet, in der rechten Hand einen Palmenund einen Ölzweig, in der linken aber den Speer hält, auf welchem eine Mütze, das alte Zeichen der Freiheit, gesetzt ist, nebst der Aufschrift Res publica Bernensis. So weit ist das Stück historisch und im Geschmack der Alten; weil insofern bloß der Staat, dem zu Ehren das Stück geprägt worden, sowohl durch die Schrift als durch ein bezeichnendes Bild, genannt wird. Aber dieses Bild ist nur die Hauptfigur einer reich zusammengesetzten Gruppe, die im Grunde nichts anders als eine allegorische Lobrede auf die Republick ist. Ein aus alten, jetzt in Abgang gekommenen Waffen bestehendes und mit einem Lorbeerzweig umwundenes Siegeszeichen, deutet auf die Siege älterer Zeit und neue Kriegeszeichen, allegorische Abbildungen der Wissenschaften, der Künste, der Gerechtigkeit, der Gelindigkeit, des Reichtums, der Freigebigkeit, schildern den gegenwärtigen Charakter der Republik. Dieses gehört zum Ästhetischen.

Auf der hintern Seite liegen auf einem steinernen mit einem Teppich bedeckten Würfel ein Lorbeer- und ein Olivenkranz und die Überschrift ist: Virtuti et prudentiae. Dieses kann auch noch als historisch angesehen werden; weil dadurch schlechthin ausgedruckt wird, dass der Künstler dieses Werk aus Hochachtung für die Tugend und Weißheit dieser Republick verfertigt habe.

Die wesentliche Vollkommenheit der historischen Schaumünze besteht darin, dass sie die Sache, die sie bloß zur Nachricht ausbreiten will, bestimmt, deutlich und kurz ausdrücke, so wie es etwa eine historische Inschrift tun würde. Man könnte den Zweck in der Tat mit bloßer Schrift auf der Schaumünz erreichen und in viel Fällen wären keine Bilder notwendig. Allein wohl gezeichnete und gut gearbeitete Bilder, wenn sie auch nichts zur Nachricht beitragen, welches der Fall der Hinterseiten auf den meisten antiken Münzen ist, machen die Schaumünze schätzbarer; veranlassen, dass man sie gern und oft betrachtet und dass dadurch der Zweck desto sicherer erhalten wird.

Die Bilder, die man auf historische Münzen setzt, sind Portraite der Personen, die man durch solche Denkmale ehrt; bildliche Vorstellungen der Tat oder Begebenheit, wodurch das Denkmal veranlasst worden ist oder der Personen, des Staats, der Stadt, welche das Denkmal gestiftet hat; bisweilen wahre Abbildungen von Werken oder Erfindungen, die man für wichtig genug hält, zu vieler Menschen Kenntnis oder auf die Nachwelt zu kommen, dergleichen verschiedene merkwürdige Gebäude sind, die man auf alten Münzen antrifft. Hierüber haben wir außer dem, was vorher über ihre Deutlichkeit, Kürze und Richtigkeit angemerkt worden nichts zu sagen; weil sie ihre übrige Beschaffenheit, was die Schönheit und den Geschmack betrifft, mit den anderen Werken zeichnender Künste gemein haben. Nur scheint es, dass Würde und edle Einfalt wesentlicher zu solchen Werken als zu irgend einer anderen Gattung, erfordert werden; weil es merst öffentliche Werke sind, die ein ganzes Volk veranstaltet hat und die für ein ganzes Volk, auch wohl gar für die Nachwelt besonders, bestimmt sind. Hierzu findet man die besten Muster in den Sammlungen griechischer und römischer Münzen. Die neueren Werke dieser Art fallen gar oft ins Schwülstige, ins Übertriebene, ins Schwere oder gar ins Niedrige.

 

 


Vergleiche ferner:

- Elfenbein, Gold, Erz, Marmor (Hegel, Vorl. ü. d. Ästhetik)

- Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld (Weber, Wirtschaft u. Gesellschaft)

- Geldverfassung und Geldarten (Weber, Wirtschaft u. Gesellschaft)

- Ursprüngliche Erfordertheit wertvollen Geldes (Simmel, Phil. d. Geldes)


 © textlog.de 2004 • 18.12.2024 17:07:25 •
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