Solo. (Musik) Man bedient sich dieses italienischen Wortes, um ein Stück oder solche Teile eines Stücks, wo ein Hauptinstrument mit oder ohne Begleitung sich allein hören lässt, zu bezeichnen. Im ersten Verstande sagt man: ein Violin- ein Flötensolo; und von demjenigen, der ein solches Solo vorträgt, sagt man: er sei ein Solospieler.
Ein solches Solo, welches auch oft Sonate genannt wird, besteht wie diese allgemein aus drei Stücken von verschiedener Bewegung [s. Sonate] und hat gemeinhin bloß die Geschicklichkeit des Solospielers Schwierigkeiten vorzutragen und die Annehmlichkeit des Instruments zu zeigen, zum Endzweck. Daher wird bei der Komposition desselben allgemein weniger auf einen reinen Satz und sangbare Melodie, noch auf Charakter und Ausdruck, sondern oft bloß auf unerwartete Fortschreitungen, fremde und schwere Passagen, übernatürliche hohe Töne, Sprünge, Läufer, Doppeltriller und dergleichen Schwierigkeiten, die auf das geschickteste vorgetragen werden müssen, wenn sie gefasst werden sollen, gesehen; und die Ausführung hat weniger den Zweck, zu rühren als Bewunderung zu erregen. Wenn ein Solospieler die geringste Anlage zur Komposition bei sich fühlt und es so weit gebracht hat, dass er das, was er auf seinem Instrument herausklaubt, zu Papier bringen kann, so setzt er sich seine Solos selbst, weil Niemand ihm sie zu Dank machen kann und weil Niemand als er selbst, besser wissen kann, was er auf seinem Instrument herauszubringen fähig ist. Er setzt das Adagio oft in ganz simpeln Noten, die, wenn man sie singt, ohne Rhythmus, ohne Gesang und ohne Geschmack sind; aber seine Phantasie weiß sie im Vortrag mit so vielen Feinheiten und Koloraturen zu verbrämen, dass es in Wahrheit eine Lust ist, zu sehen wie andere ihm zuhören. Oft enthält ein Solo auch bloß anscheinende Hauptschwierigkeiten, dergleichen ist das Flageolet oder das Pizzicato während dem Spielen auf der Violine, das Harpeggio oder das Händeüberschlagen auf dem Klavier und lange Triller oder Läufer durch die Tonleiter herauf und herunter, auf den mehresten Instrumenten; mit sechs solchen auswendig gelernten Solos erregt ein Solospieler oft die Bewunderung der ganzen Welt. Fehlt ihm gleich dabei das Vermögen, einen einzigen Takt aus den Ripienstimmen, wie es sich gehört, mitspielen zu können; so wird ihm doch nur von Wenigen, die es verstehen, der Name eines Virtuosen versagt.
So sind die schlechten und die mehresten Solos und Solospieler beschaffen. Ein guter Solospieler ist zugleich ein guter Ripienist und hat er den Vortrag in seiner Gewalt, so sucht er Ausdruck darein zu bringen und nicht sowohl durch seine Fertigkeit zu frappieren, als durch die leidenschaftlichen Töne, die er seinem Instrument erpreßt, auf das Herz seiner Zuhörer zu wirken. Ein gutes Solo ist eben das, was wir eine gute Sonate nennen; hiervon wird im folgenden Artikel umständlicher gesprochen werden. Zur Übung der Fertigkeit und des guten Vortrages sind die Solos von mannichfaltiger Art, jedem Instrumentspieler die unentbehrlichsten Stücke.
In Konzerten heißen die Teile der Hauptstimme, wo die übrigen Instrumenten bloß accompagnieren oder pausieren, Solo [s. Konzert].
In vielstimmigen Stücken, wo jede Stimme mehr als einfach besetzt ist, bedient man sich, vornehmlich in den Singstimmen, des Solo oft statt des Piano: dann singt nur einer von der Stimme, und die übrigen schweigen so lange, bis das Wort Tutti ihnen anzeigt, das sie wieder eintreten sollen.