
Große Neugierde
Ich war eben jetzt über der Stelle (a), wo Plutarch von sich selbst sagt, dass Rusticus als er einmal zu Rom in einer seiner Reden gewesen, ein Paket von dem Kaiser bekommen, dasselbe nicht eher eröffnet, bis alles vorbei gewesen wäre. Worüber, wie er sagt, die ganze Versammlung das gesetzte Wesen dieses Mannes besonders gelobt hätte. Es handelt eben von der Neugierigkeit, und der nach Neuigkeiten begierigen und hungrigen Leidenschaft, der zu Folge wir so unterschieden und ungeduldig alle Dinge liegen lassen, um mit einem neu angekommenen zu reden, und allen Respekt und Wohlstand vergessen, um geschwind, wir mögen sein, wo wir wollen, die erhaltenen Briefe zu erbrechen. Also hat er Ursache gehabt, das gesetzte Wesen des Rusticus zu loben: und hätte noch ein Lob für seine Gefälligkeit und Höflichkeit beifügen können, dass er seine Rede nicht hat unterbrechen wollen. Aber ich zweifle, ob man ihn wegen seiner Klugheit loben kann. Denn da er unversehens Briefe, und besonders von einem Kaiser bekam, hätte es ihm leicht sehr nachteilig sein können, dass er sie nicht gleich las. Der Fehler, wenn er der Neugierigkeit entgegen steht, ist die Unachtsamkeit, zu der ich von Natur augenscheinlich geneigt bin; und welcher viele Leute, wie ich gesehen habe, gewaltig ergeben sind, dass man nach drei bis vier Tagen die erhaltenen Briefe noch versiegelt in ihrer Tasche gefunden hat. Ich habe niemals einen erbrochen, nicht allein von denen, die man mir anvertraut hat: sondern so gar von denen, die mir das Glück in die Hände geführt hat. Ich mache mir ein Gewissen daraus, wenn meine Augen aus Versehen aus wichtigen Briefen, die ein großer Herr, bei dem ich stehe, liest, etwas heraus stehlen. Niemals hat sich ein Mensch weniger um anderer Leute Händel bekümmert, oder darnach geforscht.
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(a) In libello de Curiositate.