Vertrauen, welches das gute Gewissen macht


Gleichwie es uns nun mit Furcht erfüllt, so erfüllt es uns ebenfalls mit Zuversicht und gutem Vertrauen. Und ich kann sagen, dass ich bei verschiedenen gefährlichen Gängen weit beherzter zugeschritten bin, weil ich in geheim von meinem guten Willen und der Unschuld meiner Absichten überzeugt war.

 

Conscia mens vt cuique sua est, ita concipit intra

Pectora pro facto, spemque metumque suo. (a)

 

Es gibt hiervon tausend Exempel: allein es wird genug sein, deren drei von einer einzigen Person anzuführen. Als Scipio einst vor dem Römischen Volke wegen wichtiger Sachen angeklagt worden war, sagte er, anstatt sich zu entschuldigen oder seinen Richtern zu schmeicheln, zu ihnen: (b) Es steht euch recht wohl an, dass ihr euch unterfangt, über das Leben eines Mannes zu urteilen, durch den ihr die Gewalt habt, über die ganze Welt zu urteilen. Und ein andermal sagte er, statt aller Antwort auf die Beschuldigungen, die ihm ein Zunftmeister aufbürdete, an statt seine Sache gerichtlich auszuführen: (c) Wohlan, ihr Bürger, laßt uns hingehen und den Göttern für den Sieg danken, den sie mir eben an dem heutigen Tage wider die Karthaginenser verliehen haben. Da er nun nach dem Tempel ging, so folgte ihm die ganze Versammlung und selbst seine Ankläger begleiteten ihn. Als ein andermal Petilius von dem Cato aufgehetzt worden war, dass er ihm die Rechnung über das Geld, so er in der Provinz des Antiochus unter den Händen gehabt hatte, abfordern sollte, und Scipio (d) in dieser Absicht in den Rat gekommen war, zog er das Rechnungsbuch, welches er unter seinem Rock hatte, hervor, und sagte, dieses Buch enthielte seine wahrhaftige Einnahme und Ausgabe. Da man es aber von ihm verlangte, um es in das Ratsbuch einzutragen, schlug er es unter dem Vorwand ab, er wollte sich nicht selbst diesen Schimpf antun: und riß es in Gegenwart des Rats mit eigenen Händen in Stücken. Ich glaube nicht, dass sich eine gebrandmarkte Seele so dreist hätte stellen können. Sein Herz war schon von Natur allzu großmütig, und zu allzu hohem Glücke gewöhnt, (e) sagt Titus Livius, als dass er einen Verbrecher vorzustellen, oder sich mit der niederträchtigen Bemühung seine Unschuld zu verteidigen ein zu lassen gewußt hätte.

 

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(a) Jeder hegt Furcht oder Hoffnung in seinem Herzen, nachdem er sich guter oder böser Handlungen bewußt ist. Ouid. Fast. L. I. v. 5. Proxima prospiciet Tithono u.s.w. v. 25. 26.

(b) Plutarch. in libello: Quomodo quis se ipsum laudare possit citra inuidiam.

(c) Hac, inquit, Quirites, die Carthaginem magna sperantem, leges vestras accipere iussi: proinde aequum est, Vos mecum ire in Capitolium supplicatum. Speciosissimam eius deinde vocem aeque clarus euentus secutus est: siquidem & Senatum totum &c. Val. Maxim. L. III. c. 7. in Romanis §. 1.

(d) H Tit. Liu. L XXXVIII. c. 54. 55.

(e) Maior animus et natura erat ac maiori fortunae assuetus, quam vt reus esse sciret, et summittere se in humilitatem causam dicentium. L. XXXVIII. c. 52.


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