Derselben Gebrauch wird von vielen Völkern verworfen
und warum
Viele Völker die hierinnen nicht so barbarisch sind, als das Griechische und Römische Volk, welches sie also nannten, halten es für abscheulich und grausam, einen Menschen wegen eines noch ungewissen Verbrechens, zu martern und zu zerstossen. Was kann er für unsere Unwissenheit? Ist es nicht ungerecht, wenn man, um ihn nicht ohne Ursache zu tödten, was ärgeres, als den Tod, antut? Wollen wir uns überzeugen, dass es wirklich so geht, so dürfen wir nur betrachten, wie oft ein dergleichen Mensch lieber ohne Ursache sterben, als diese Untersuchung ausstehen will, die weit schmerzlicher als die Todesstrafe ist, und durch ihre Härtigkeit der Todesstrafe öfters zuvor kommt, und sie vollzieht. Ich weiß nicht, woher (a) ich folgende Erzählung habe: sie stellt aber die Billigkeit unseres Verfahrens, das wir in diesem Stücke beobachten, sehr gut vor. Eine Bauernfrau klagte bei einem General (b), der ein großer Liebhaber der Gerechtigkeit war, einen Soldaten an, dass er ihren kleinen Kindern das Bisgen Muß genommen hätte, welches ihr noch zu deren Erhaltung übrig geblieben wäre, nachdem die Armee alles verheert hätte. Kein Beweis war nicht da. Der General ermahnte (c) also erst die Frau, alles wohl zu überlegen, weil sie sich durch ihre Anklage, wenn sie löge, strafbar machen würde. Da sie nun darauf bestünde, ließ er dem Soldaten den Bauch öfnen, um wegen der Wahrheit der Sache Licht zu bekommen. Es fand sich auch, dass die Frau (d) Recht gehabt hatte. Dies war eine lehrreiche Verurteilung.
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(a) Sie steht im Froissart, und hier hatte sie Montagne ohne Zweifel gelesen, ungeacht er sich nicht mehr daran erinnerte, als er dieses Hauptstück schrieb.
(b) Bajazet I. den Froissart Amorabaquin nennt - - - Ich habe aus dem sinnreichen Ausleger des Rabelais Tom. V p. 217. gelernt, dass Baiazet so genannt worden, weil er des Amurats Sohn war. Dies merke ich zum besten derjenigen an, die es eben so wenig wissen möchten, als ich es wußte, ehe ich die Augen auf dieses Blatt des Rabelais, der in Amsterdam bei Heinrich des Bordes im Jahr 1711. gedruckt ist, geworfen hatte.
(c) Alles dieses wird nach der Länge erzählt, und stark bekräftigt in der Historie des Messire Jehan Froissart, Vol. IV c. 87.
(d) Wenn sie wäre überzeugt worden, dass sie falsch angeklagt hätte, so würde sich dieser General in eben den Umständen befunden haben, worinnen sich ein Richter befindet, der einen Menschen henken läßt, dem die Folter das Geständnis eines Verbrechens ausgepresst hat, wo er nachgehends schlechterdings unschuldig erkannt wird.