Amiots, der den Plutarch übersetzt hat, Lobspruch
Ich gebe mit Recht, wie mich dünkt, dem Jacob Amiot vor allen unseren Französischen Schriftstellern den Vorzug. Hiezu veranlaßt mich nicht allein seine natürliche und reine Schreibart (a), als worinnen er alle andere übertrift, seine Geduld bei einer so langwierigen Arbeit, seine große Einsicht, vermittelst welcher er einen schweren und dunklen Schriftsteller so glücklich hat entwickeln können: (denn man sage, was man will, ich verstehe zwar nichts vom Griechischen, aber ich sehe doch in seiner Übersetzung überall einen so guten Zusammenhang, dass er entweder ganz gewiß des Verfassers wahre Meinung verstanden, oder sich einen allgemeinen Begrif von Plutarchs Meinungen durch einen langen Umgang mit ihm eingeprägt haben muß: zum wenigsten läßt er ihn nichts sagen, was ihn verriete oder ihm widerspräche) sondern ich weiß es ihm besonders Dank, dass er ein Buch ausgesucht und gewählt hat, das so würdig und so geschickt war, seine Lande damit zu beschenken. Wir ungelehrte Leute wären verloren gewesen, wenn uns dieses Buch nicht aus dem Moraste geholfen hätte. Ihm haben wir es zu danken, dass wir uns jetzt zu reden und zu schreiben unterstehen dürfen. Die Damen lehren jetzt die Schulleute daraus. Es ist unser Handbuch. Wenn dieser ehrliche Mann noch lebte, so wollte ich ihm den Xenophon abtreten, dass er es mit demselben eben so machen sollte. Dieß wäre eine leichtere Arbeit, und also desto bequemer für sein Alter. Überdies kömmt es mir, ich weiß selbst nicht wie, für, als ob seine Schreibart, ungeacht er sich auch aus schlimmen Orten mit Gewalt und gut heraus hilft, dennoch gleichförmiger wäre, wenn sie nicht gezwungen ist, sondern frei fort laufen kann.
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(a) Nach meiner Meinung muß man noch beifügen, dass Amiot durch seine Übersetzung des Plutarchs unsere Sprache nicht allein verschönert, sondern auch ungemein bereichert hat.